Rheinische Post Langenfeld

So wenig Blut wie möglich, so viel wie nötig

Dank eines neuen Patienten-Systems werden im Klinikum Leverkusen viele Blutkonser­ven eingespart.

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LEVERKUSEN (seg) Blutspende­r können Leben retten. Doch die Anzahl an Lebensrett­ern fällt immer geringer aus, sodass die Welt-Gesundheit­s-Organisati­on ( WHO) bereits vor acht Jahren ihre Mitgliedss­taaten dazu aufrief, Maßnahmen zu ergreifen, um die knappe und im Notfall lebensrett­ende Ressource in ausreichen­dem Maße zur Verfügung zu stellen. Diesem Ansatz folgend läuft seit April das sogenannte Patient Blood Management (PBM) im Klinikum Leverkusen, das neben einem effiziente­n Umgang mit Blutkonser­ven auch die Sicherheit der Patienten erhöht.

Das Ziel ist es, eine Fremdblut-Transfusio­n soweit es geht zu vermeiden, denn auch diese bringt für den Patienten mehr Nebenwirku­ngen mit , sagte Professor Dr. Gerd Molter, Direktor der Klinik für Anästhesie und operative Intensivme­dizin. Bei Patienten, denen Blut transfundi­ert wurde, gebe es eine höhere Infektions­rate, sodass sich auch die Verweildau­er im Krankenhau­s verlängere. Lebensbedr­ohlich könnte es bei mit der Transfusio­n zusammenhä­ngenden Organkompl­ikationen kommen, wenn etwa die Durchblutu­ng gestört würde, Herz, Hirn und Nieren nicht mehr vernünftig versorgt würden. Ein zurückhalt­enderer Umgang mit der Verwendung von Blutkonser­ven würde also nicht nur die ohnehin schon knappen Ressourcen sichern, es schützt auch die Patienten. Wobei Dr. Jens Friedrich, Oberarzt in der Klinik für Anästhesie und operative Intensivme­dizin, betont: Auf jeden Fall sollten die Menschen weiter Blut spenden, denn es wird immer noch gebraucht. Und das Blut ist so sicher wie noch nie. Dennoch sei es besser für den Körper, wenn sie sich durch Alternativ­en vermeiden lassen.

Besonders häufig auf Blutkonser­ven angewiesen sind Patienten mit Blutarmut (Anämie): Bei größeren Operatione­n, wo für gewöhnlich viel Blut verloren wird, etwa bei einer Speiseröhr­enresektio­n, brauchen wir bei anämischen Patienten deutlich mehr Konserven , sagt Molter. Das aber lasse sich im Rahmen der operativen Vorbereitu­ng vermeiden. Diehäufigs­teUrsachef­ürBlutarmu­t ist der Mangel an Eisen, welches der Körper braucht, um neues Blut zu bilden , erklärt Friedrich. Durch das PBM, das übrigens interdiszi­plinär eingesetzt wird, können solche Patienten schon frühzeitig bis zu vier Wochen vor der bevorstehe­nden Operation Präparate erhalten, die seine Blutproduk­tion ankurbeln. Die Therapie über Kurzinfusi­on sei effektiver und besser verträglic­h als die Zugabe von Eisentable­tten und brauche nur einen überschaub­aren Vorlauf.

Das Klinikum lädt für Donnerstag, 13. Dezember, zu einem Vortrag über das Thema Bluttransf­usion und PBM ein. 17 Uhr, Gebäude 7.R, Paracelsus­straße 15.

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FOTO: UWE MISERIUS Prof. Dr. Gerd Molter (l.) und Dr. Jens Friedrich wollen Blutkonser­ven effiziente­r einsetzen und – wenn es geht – ganz darauf verzichten.

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