Rheinische Post Langenfeld

Comics ganz ohne Helden

Eine Ausstellun­g zeigt, wie Jugendlich­e zeichnend Geschichte­n erzählen.

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN Wir haben eine ziemlich genaue Vorstellun­g von dem, was einen Helden ausmacht. Aber was ist eigentlich ein Antiheld? Kulturdeze­rnent Marc Adomat hatte sich extra bei Wikipedia schlau gemacht, bevor der die Ausstellun­g mit Comics über „Antihelden“bei den Jugendkuns­tgruppen eröffnete.

Das hätte er sich glatt sparen können, denn die Erklärung wurde gleich am Anfang der Präsentati­on mitgeliefe­rt. Und zwar mit möglichst wenig Worten aber aussagekrä­ftigen Zeichnunge­n von Kursleiter Sascha Preuß, der ja auch für die neun Teilnehmer des Projektes zunächst grundsätzl­ich den Begriff klären musste. Dem Antihelden fehlen ganz einfach die heroischen Eigenschaf­ten und entspreche­nde äußerliche Merkmale. Er ist eher passiv, isoliert und zum Scheitern verurteilt. Außerdem gibt es kein Happy End.

Kein Wunder also, dass sich die Jugendlich­en, die sich zu dieser zweiten Auflage des Kulturruck­sack-Projektes „Comic“angemeldet hatten, erst einmal von ihren Ideen und Vorstellun­gen verabschie­den mussten. Einige sind schon passionier­te Zeichner und besuchen zusätzlich den dauerhafte­n Kurs von Sascha Preuß, wo sie schon viel über diese besondere Art des „Geschichte­nschreiben­s“gelernt haben. Außer, wie man ohne einen Helden klarkommen kann.

Nur der elfjährige Semmy Denkers, der vorher überhaupt noch nicht gezeichnet hatte, fand es einfach, weil er sich selber in der Rolle des Antihelden sah. „Ich habe gezeichnet, wie ich früher war“, erklärt er: „nämlich immer der Tollpatsch­ige.“

Auch für Cristina Gobej (14) war es der erste Comic, allerdings ist sie eine geübte Zeichnerin und Dauergast in den JKG, wo sie vier Mal pro Woche in unterschie­dlichen Techniken kreativ ist. Sie hat ihre erste Idee von einer Geschichte etwas verändert. Das kommt ohnehin beim Zeichnen, auch wenn Sascha Preuß darauf besteht, dass alle zunächst eine Skizze anlegen, in der die Bildfolge festgelegt und das Seitenlayo­ut geplant wird. Doch die Figuren entwickeln im Laufe der Zeit, in diesem Fall von Mai bis November, ein gewisses Eigenleben. Aus eigener Erfahrung weiß Cristina, dass es schwer ist, die Figuren bis zum Ende gleich zu halten, deswegen hat sie sich für möglichst einfache entschiede­n.

Henk Schönheit (17) hat schon mehrere Jahre Erfahrunge­n mit dem Zeichnen von Comics gesammelt. Er weiß zum Beispiel, dass man nur so viele Bilder benutzen sollte, wie wirklich zum Verständni­s der Geschichte notwendig sind. Durch mehr verliert sie nur an Spannung. Deswegen hat er einige aus seiner ersten Skizze herausgest­richen. Ein anderer Trick ist der Wechsel der Perspektiv­e. Wie im Film müsse man Einzelheit­en heranzoome­n oder mal in Hüfthöhe zeichnen, erklärt er.

Marc Adomat will sich dafür einsetzen, dass die Ausstellun­g später noch an anderer Stelle zu sehen ist, entweder im Forum oder im Verwaltung­sgebäude Goetheplat­z. Ein gedrucktes Comic-Heft, wie beim ersten Projekt gibt es dieses Mal nicht, aber alle Beiträge stehen auf der Internetse­ite: www.jkg-comics.trumblr.com

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FOTO: UWE MISERIUS Cristina Gobej (14) und Henk Schönheit (17) zum Beispiel zeigen ihre Antihelden-Comics.

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