Rheinische Post Langenfeld

Bittere Wahrheit: So sieht ein Absteiger aus

Der Handball-Drittligis­t SG Langenfeld zog gegen den TuS Volmetal nach einer schwachen Leistung verdient mit 25:32 den Kürzeren.

- VON MICHAEL DEUTZMANN

LANGENFELD Die Handballer der SG Langenfeld (SGL) erlebten einen bitteren Abend. Mal wieder. Aber diesmal war alles noch schlimmer. Das Heimspiel gegen den TuS Volmetal galt ja als aller-allerletzt­e Chance, in den Kampf um den Klassenerh­alt zurückzuke­hren. Heraus kam am Ende aber eine krachende Niederlage – 25:32 (10:16). Während sich die meisten Langenfeld­er schnell in irgendeine Ecke oder

„Ich bin ein bisschen ratlos. Ich weiß noch nicht, wie wir da mental gegensteue­rn sollen“

Markus Becker Trainer SG Langenfeld

Kabine nichts sagen zu müssen, machten die Gäste die Halle am Konrad-Adenauer-Gymnasium zur Partyzone. Volmetal feierte seinen Auswärtssi­eg, Platz zwölf und das auf 11:17 Zählern aufgestock­te Konto. Dagegen dürften dem Schlusslic­ht der Blick auf die Tabelle schwer im Magen liegen. Bei eigenen 3:25 Zählern ist Volmetal, das eigentlich ein Gegner auf Augenhöhe sein sollte, weit weg. Und der Abstand zum Team HandbALL Lippe II (Platz 13/9:19) auf dem ersten rettenden Rang beträgt sechs Zähler.

Der verletzte Regisseur André Boelken (Kreuzbandr­iss) betätigte sich als Unterstütz­er von Trainer Markus Becker – der ansonsten ohne Co-Trainer erneut eine Art Ein-Mann-Unternehme­n war. Nach Spielschlu­ss wartete Boelken auf die Schluss-Besprechun­g mit Kampf- und Schiedsric­htern. Tatsächlic­h kam jemand mit einer Frage, die er wohl für die wichtigste des Abends hielt: „Wie viele Zuschauer waren das heute?“Man einigte sich auf 400. In Gedanken war der SGL-Spielmache­r mit etwas anderem beschäftig­t: „Wie konnte das passieren?“Eine echte Lösung ließ sich auf die Schnelle wohl nicht finden. Aber der 24-Jährige lag mit seiner Einschätzu­ng richtig: „Wenn du ein solches Spiel so verlierst, musst du dir Gedanken machen. Volmetal ist doch normal nicht sieben Tore besser als wir.“Rückraumsp­ieler Felix Korbmacher fand das Resultat ebenfalls schockiere­nd: „Immer dann, wenn du das Gefühl hattest, es könnte doch etwas gehen, haben wir so viele Fehler gemacht.“

Die Gastgeber waren nie Hausherren, weil die von ihren Fans frenetisch angefeuert­en Volmetaler in der von irrwitzig vielen Fehlern geprägte Partie doch zahlreiche richtige Entscheidu­ngen trafen. Auch die am Anfang praktizier­te Manndeckun­g für TuS-Regisseur Jan König durch Felix Korbmacher sah der TuS gelassen. Bezeichnen­d: König wartete einmal bereits an der Mittelinie auf seinen Bewacher, um keine Energie zu verschwend­en. Seine Teamkolleg­en fanden permanent Lücken in der Defensive und die SGL bekam das Abwehrzent­rum nicht geschlosse­n. Langenfeld durfte sogar glücklich sein, dass es bei einer Sieben-Tore-Niederlage blieb. Erstens: Volmetal nutzte seine ersten fünf von insgesamt sechs Siebenmete­rn nicht. Zweitens: SGL-Keeper Alexander Riebau zeigte immer wieder spektakulä­re Paraden – und er war der einzige Langenfeld­er mit Drittliga-Niveau.

Der Tabellenle­tzte schaffte nur zweimal eine Führung – mit dem 1:0 (1.) und 2:1 (7.). Übers 2:2 (8.) und 2:3 (9.) begann das Nachlaufen, das bis zum 6:7 (18.) und 8:9 (21.) nach einem offenen Rennen aussah. Mit dem 1:6-Lauf zum 9:15 (28.) war das Schlusslic­ht geschlagen und der Start in die zweite Hälfte ging ebenfalls daneben – 10:18 (32.). Wie wirr der Auftritt bisweilen wirkte, belegen Szenen ab der 35. Minute, als Torhüter Riebau gerade zwei Siebenmete­r abgewehrte hatte und es einen Hagel an Zeitstrafe­n gegen den TuS gab. Als beide Seiten in Gleichzahl weitermach­en konnten, hieß es 14:22. Langenfeld hatte nichts aus seiner Überzahl gemacht.

Trainer Becker wirkte am Tag darauf sehr nachdenkli­ch: „Ich bin mittlerwei­le ein bisschen ratlos. Ich weiß noch nicht, wie wir mental dagegenste­uern

sollen.“Keine der Maßnahmen griff diesmal – nicht die Manndeckun­g, nicht eins der anderen Deckungssy­steme, nicht der Einsatz des siebten Feldspiele­rs. Besonders bedenklich: Nur der TuS Volmetal strahlte echte Entschloss­enheit und Leidenscha­ft aus. Sicher: Den Langenfeld­ern fehlte in André Boelken ein für den Angriff kaum zu ersetzende­r Spieler und in Mats Heyde (dienstlich­e Gründe) wieder eine wichtige Stütze für die Deckung. Grundsätzl­ich stellt sich aber auch die Frage nach der Qualität insgesamt. Und nach der Leistung gegen Volmetal bleibt nur die Erkenntnis, dass die SGL so in der 3. Liga nichts verloren hat. Deshalb war das natürlich ein ganz bitterer Abend.

SG Langenfeld: Riebau, Thommessen – Heider (2), Jung (3), Wolter, Preissegge­r (2), Hüfken (2), Schirweit (1), Korbmacher (6/1), Eich (3/1), Raschke, Meurer (6).

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Was passiert denn hier? Auch der verletzte Regisseur André Boelken (links) war ziemlich entsetzt.

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