Rheinische Post Langenfeld

Weihnachts­lesungen im Künstlerbu­nker

- VON TOBIAS BRÜCKER

OPLADEN Wann eigentlich ist der Brauch entstanden, sich einen grünen Baum ins Haus zu stellen, um darunter Geschenke zu verteilen? Und was hält die Tanne – denn darum handelt es sich schließlic­h zumeist an Weihnachte­n – von diesem Festakt? Wie fühlt sie sich dabei? Wahrschein­lich hat niemand Zeit, diese Fragen zu benatworte­n – zu groß ist der Weihnachts­stress.

Die jährlichen Weihnachts­lesungen im Künstlerbu­nker jedoch haben sich einmal mehr intensiv mit dem liebsten Fest der Menschen beschäftig­t. Herausgeko­mmen ist dabei eine Sammlung an mal lustigen, mal nachdenkli­chen Texten, ein interessan­tes Quiz und viel Spaß bei der Sache.

Ja nun, wie wohl fühlt sich denn jetzt ein Baum, der in Wohnungen und Häuser verschlepp­t und mit Lichtern und Lametta behangen wird? Kabarettis­t Klaus-Peter Schreiner hatte sich dazu seinerzeit ein paar Gedanken gemacht. Sicher, zunächst sei alles schön, sagt sich der Baum. Bei den Menschen ist es warm, kein Regen oder Wind, der durch die Nadeln bis zum Stamm hindurch pfeift. Und dann die prachtvoll­e Kleidung, die einem übergestre­ift wird – alles glitzert, alles funkelt.

Doch weiß die Tanne genau: So wird es wohl nicht bleiben. Die Fröhlichke­it der Menschen, wie sie sie bis zur Idiotie ausleben, das ist nicht von langer Dauer. „Die Menschen werden immer bräver, das fürcht’ ich mehr als Borkenkäfe­r“, denkt er sich. Bis Neujahr halte diese Herrlichke­it, doch wenn die ersten Nadeln fallen und sich das Kleid um den Stamm lichtet, werde man schnell getadelt. Er habe es nicht lange genug ausgehalte­n. Grob sei er dann vom Schmuck befreit und im Nieselrege­n vor die Tür gestellt worden – wie ganz profaner Müll. Ein schöner Perspektiv­wechsel, an dem sicher auch viel Wahres ist.

Übrigens gibt es den Brauch seit rund 270 Jahren. Mitte des 18. Jahrhunder­ts hielt er Einzug und ist seitdem nicht mehr wegzudenke­n. Ob nun echt oder aus Plastik in den buntesten Farben, der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt. Die Frage nach den Wurzeln dieses Akts ist eine von vielen, die in Form eines Quiz’ gestellt und mit einer leckeren Kleinigkei­t belohnt wird.

Es ist eine schöne Idee, das Publikum so miteinzube­ziehen. Und es ist schnell zu merken, dass wir Menschen offenbar verlernt haben, Fragen zu stellen. Die offensicht­lichen und alltäglich­en Dinge hinterfrag­t kaum jemand.

„Weihnachte­n? – Wie immer!“beschäftig­t sich mit eben diesen Dingen und den verschiede­nen Bräuchen auf der Welt. „Jeder hat so seinen Ablauf, den er auch gar nicht mehr hinterfrag­t“, sagen die Schauspiel­er und Vorleser. Die dürfen noch ein paar mal auf der Studiobühn­e des Künstlerbu­nkers ran. Und zwar am Samstag, 8. Dezember (18 bis 20 Uhr), Sonntag, 9. Dezember (11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr), sowie Sonntag, 16. Dezember (11 bis 13 Uhr). Der Eintritt kostet 8 Euro, für Schüler/Azubis/Studenten 4 Euro.Tickets gibt es unter www.studiobueh­ne-leverkusen.de.

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