MIT VERLAUB!
Wie kaum ein US-Präsident war Bush Deutschlands Freund, als es darauf ankam.
Vor einiger Zeit habe ich an dieser Stelle dafür plädiert, man möge dereinst in Deutschland Straßen und Plätze nach dem unvergessenen amerikanischen Präsidenten George H. W. Bush benennen. Nun ist die Situation da: Der „Gigant der Diplomatie“(„Welt am Sonntag“), dem unser Land mehr zu danken hat als vielleicht jedem anderen US-Präsidenten, wurde gestern nach würdevollen Tagen des Abschiednehmens in Texas zur letzten Ruhe geleitet.
Als die Geschichte 1989/90 zu einem ihrer seltenen Tigersprünge ansetzte, war es Bush, der Vater des in wenig guter Erinnerung bleibenden Präsidenten George „Dabbelju“, der unsere deutsche Sache namens Wiedervereinigung zu seiner machte, anstatt zu tun, was er als Mächtigster unter den Mächtigen hätte tun können: den Tiger zu Fall zu bringen. Auch wenn Staaten in Wahrheit keine Freunde, sondern bestenfalls Verbündete haben: Der erste Bush im US-Präsidentenamt verhielt sich dem Kanzler der Einheit, Helmut Kohl, und uns Deutschen gegenüber wie ein Freund.
Und das Andenken von verstorbenen Staats-Freunden ehrt man, indem man ihre Namen ins Gedächtnis ruft und dort bewahrt. Es ist mir bis heute rätselhaft, wie viele Brücken, Alleen, Plätze hierzulande nach dem von
1961 bis 1963 amtierenden US-Präsidenten John F. Kennedy benannt wurden. Er hat das deutsche Volk mit Charisma und Rede-Raffinesse verzaubert. Bundeskanzler Konrad Adenauer misstraute diesem Charmebolzen und befürchtete stets, „der Herr Kennedy“mache „mit den Soffjets“Politik über die Köpfe der Deutschen hinweg. Anders Bush: Er stand in der Wendezeit als erster von denjenigen, auf die es draußen in der Welt ankam, zum Einheitskurs des deutschen Kanzlers. Bonn? Berlin? Welche Kommune ergreift als erste die Initiative für einen George-H.-W.-Bush-Platz?
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