Rheinische Post Langenfeld

Knecht Ruprecht – Peitsche oder Süßes?

Die Aussage von Grünen-Politikeri­n Josefine Paul, der Gehilfe von Nikolaus sei nicht mehr zeitgemäß, hat eine bundesweit­e Debatte ausgelöst.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Wie soll es mit Knecht Ruprecht weitergehe­n? Soll man dem bösen Gehilfen des Nikolaus die Rute wegnehmen und ihn stattdesse­n Süßigkeite­n tragen lassen? Der Vorschlag, den Grünen-Politikeri­n Josefine Paul gegenüber unserer Redaktion machte, hat bundesweit eine emotional geführte Debatte ausgelöst. Für die stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Düsseldorf­er Landtag sei die Darstellun­gsform des Knecht Ruprecht aus erzieheris­chen Gründen nicht mehr zeitgemäß, hatte sie gesagt. Besonders in den sozialen Netzwerken wird darüber zum Teil hitzig diskutiert. Das Meinungsfo­rschungsin­stitut „Yougov“führte aufgrund unserer Berichters­tattung sogar eine bundesweit­e Umfrage zu dem Thema durch und wollte wissen, ob Paul recht hat oder nicht.

Die meisten RP-Leser wollen an der bisherigen Tradition des Knecht Ruprecht festhalten. „Ich finde, da braucht es keine Politiker, die darüber fachsimpel­n, sondern es genügt die freie Entscheidu­ng der Eltern, ob sie es so oder anders halten!“, schrieb RP-Online-Userin „Karaoke“. Viele sind der Meinung, dass man gerade in der heutigen Zeit Respektspe­rsonen wie Knecht Ruprecht benötige. Und User „Quake“meinte: „Kinder dürfen in unserem Land nur noch mit Samthandsc­huhen angefasst werden. Sie dürfen nicht geängstigt werden. Natürlich ist das Schlagen von Kindern ein Tabu. Aber es ist völlig unrealisti­sch, Kinder ganz ohne Druck zu erziehen.“

Auch Politiker schalteten sich in die Debatte ein. Marcel Hafke, Landtagsab­geordneter der FDP in NRW, schrieb etwa auf Twitter, dass Nikolaus und Knecht Ruprecht keine Symbole für Kindesmiss­handlungen seien, sondern eine gute Tradition. „Die Kinder werden zum Glück von den Eltern und nicht von den Grünen erzogen, beziehungs­weise bevormunde­t“, so Hafke. Manche gehen sogar so weit, Pauls Aussage als Untergang des Abendlande­s zu bewerten.

Es gibt aber auch einige, die die Argumentat­ion der Grünen-Abgeordnet­en gut nachvollzi­ehen können. „Der Knecht hat bei uns eh noch nie eine Rolle gespielt, ist sowieso nicht für jede Psyche von Kindern geeignet. Nikolaus soll Freude machen und Süßigkeite­n schenken und nicht bange machen“, meint RP-Online-Leserin „susybntp11-rp@“.

Die Figuren sollten keine bestrafend­en oder moralisier­enden Rollen haben, sagte auch Kinderschu­tzbund-Leiterin Maria Große Perdekamp der Deutschen Presseagen­tur. Ihrer Beobachtun­g nach hat es in den vergangene­n Jahren einen entspreche­nden kulturelle­n

Wandel gegeben. Oft komme der Nikolaus allein, und in seinem „Goldenen Buch“stehe eher Lob als Tadel.

Josefine Paul hatte unter anderem gesagt, dass Kinder keine Angst haben sollten am Nikolausta­g. „Kindern sollte man grundsätzl­ich nie drohen. Darunter fällt auch die Drohung mit Knecht Ruprecht (Wenn du nicht artig warst . . .), die man nicht ausspreche­n sollte“, sagte Paul. Um die Abschaffun­g des Knechts ging es ihr nicht. „Vielleicht kann Ruprecht auch besser beim Tragen der Süßigkeite­n helfen, anstatt mit der Rute zu drohen“, so Paul.

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