Rheinische Post Langenfeld

Sam Bradford ist kein außergewöh­nliches Talent, ziemlich erfolglos und oft verletzt. Trotzdem haben im Football nur 16 Profis jemals mehr verdient als der 31-Jährige in seinen neun Spielzeite­n in der US-Profiliga NFL. Eine Geschichte von gutem Timing und

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

DÜSSELDORF/PHOENIX Sam Bradford ist 31 Jahre alt und von Beruf Spielmache­r (Quarterbac­k) in der US-Football-Liga NFL. Er hat in neun Spielzeite­n in der Liga für vier verschiede­ne Teams gespielt, dabei nie stark über einen längeren Zeitraum, war oft verletzt und hat nie einen Titel gewonnen, nicht mal ein Spiel in den Play-offs absolviert. Trotzdem führt ihn das US-Wirtschaft­sportal „Business Insider“in seiner Rangliste der 29 NFL-Profis, die in ihrer Karriere mehr als 100 Millionen Dollar verdient haben, auf Rang 17. Mit einem Gesamtgeha­lt von rund 129 Millionen Dollar. Stellt sich die Frage: Wie hat Bradford das geschafft? Die Antwort liegt in einer Geschichte aus gutem Timing und viel Glück.

Es beginnt in Oklahoma. Bradford gilt als hochtalent­ierter Quarterbac­k und gewinnt 2008 in seinem zweiten Jahr am College die begehrte Heisman-Trophäe für den besten College-Spieler des Jahres. Als er sich zu Beginn des dritten Uni-Jahres an der Schulter verletzt, entscheide­t er sich für eine Operation, die das Saisonaus für ihn bedeutet. Gleichzeit­ig meldet er sich ein Jahr vor Ende der Uni-Laufbahn für den NFL-Draft 2010 an, bei dem die Profi-Teams Rechte an Nachwuchss­pielern erwerben. Und diese Entscheidu­ng war im Nachhinein Gold wert. Denn die 2010er-Draft-Klasse an Quarterbac­ks war schwach besetzt, insofern wählten die St. Louis Rams, die einen Spielmache­r brauchten, Bradford als allererste­n Spieler (First Pick) aus. Ein Jahr später, in einer ungleich stärkeren Klasse, wäre er vermutlich nur als vierter, fünfter Quarterbac­k gewählt worden.

Und der 2010er Draft hatte noch einen großen Vorteil für Bradford. Es war das letzte Jahr, bevor die NFL die Gehälter von Nachwuchss­pielern (Rookies) deckelte. Bradford war also einer der Letzten, der noch richtig kassierte. Die Rams gaben ihm einen Vierjahres-Vertrag mit einem Gehalt von 78 Millionen Dollar – davon 50 Millionen garantiert, bevor er überhaupt sein erstes Profi-Spiel absolviert hatte. Cam Newton, der Top-Pick des 2011er Drafts, verdiente noch 22 Millionen Dollar.

Bradford startete gut in seine erste Saison bei den Rams und wurde zum Offensiv-Newcomer des Jahres gewählt. Doch über die Jahre spielte er zu inskonstan­t in einem mittelmäßi­gen Team und hatte immer wieder mit Verletzung­en zu kämpfen. Die 2014er Saison verpasste er mit einem Kreuzbandr­iss (dem zweiten in zwei Jahren) gar komplett. 2015 verkauften ihn die Rams an die Philadelph­ia Eagles. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bradford bereits 65 Millionen Dollar verdient.

In Philadelph­ia durfte er nach dem ersten Jahr sogar seinen Vertrag verlängern, doch die Eagles drafteten trotzdem in Carson Wentz seinen Nachfolger. Im September 2016 gab ihn Phladelphi­a an die Minnesota Vikings ab. Seine Zeit an der Ostküste brachte Bradford insgesamt 24 Millionen Dollar ein. In Minnesota schlug er voll ein, spielte seine vielleicht beste Zeit in der NFL. Doch wieder bremste ihn eine Verletzung aus. Nach dem ersten Saisonspie­l 2017 wurde bei ihm ein Verschleiß in dem Knie diagnostiz­iert, in dem ihm schon zweimal das Kreuzband gerissen war. So verpasste er die restliche Saison und auch die Chance auf sein erstes Play-offSpiel. Denn da war er zwar wieder fit. Aber er spielte sein Ersatz. Bradfords Zeit bei den Vikings ging zu Ende – und 25 Millionen mehr waren auf seinem Konto.

Doch Bradford fiel einmal mehr weich. Denn in Arizona hatte Quarterbac­k Carson Palmer seine Karriere beendet, und die Cardinals suchten einen Mann, der den Übergang regeln würde, bis Rookie Josh Rosen bereit sei. Also holte ihn das Team 2018 in die Wüste. Für einen 20-Millionen-Dollar-Vertrag über zwei Jahre, von denen 15 Millionen garantiert waren. Bereits nach drei Spielen hatte Bradford jedoch so enttäuscht, dass die Cardinals Rosen ins kalte Wasser warfen und Bradford am 3. November entließen – ihn und die 15 Millionen Dollar.

Seitdem ist Bradford ohne NFLJob. Aber er steht ja auch jetzt schon in der Liste der bestbezahl­ten Football-Profis. Wegen guten Timings und viel Glück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany