Essen in der Nähe der Borussia-Profis
Das Palace St. George und das Mönchengladbacher Stadion sind direkte Nachbarn. Die Küche ist eher österreichisch geprägt, denn der Chef ist Tiroler.
Müllvermeidung ist das Thema der Zeit, ebenso die Verschwendung von Lebensmitteln. Der Strunk vieler Gemüsesorten zum Beispiel bleibt nun mal beim Zubereiten übrig. Ein neues Schlagwort macht deshalb die Runde: Regrowing. Dabei wird aus den Resten einer Pflanze diese sozusagen wieder zum Leben erweckt. Und so wächst auf der Fensterbank aus einem Strunk wieder ein neues Salatköpfchen.
Die Pflanzenexpertin und Buchautorin Melissa Raupach aus München hat mit Felix Lill diesen Weg erkundet und ein Buch mit dem Titel „Regrow your veggies“geschrieben. „Regrowing heißt Nachwachsen lassen. Also etwas Bestehendem, etwa einem Salatstrunk, der im Müll landen würde, neues Leben zu schenken“, sagt Raupach. Das Zauberwort dafür ist aber die vegetative Vermehrung. Denn Pflanzenzellen seien in gewissem Maße in der Lage, ihre eigentliche Aufgabe zu vergessen und sich in junge, teilungsfähige Zellstrukturen zurückzuentwickeln. „Dieser Prozess wird Dedifferenzierung genannt. Die daraus entstehenden Zellen sind totipotent.“Theoretisch könne aus jeder Zelle noch alles werden. Beispielsweise entwickele ein Basilikum-Steckling am eigentlichen Spross neue Wurzeln, und es bilde sich eine neue Basilikumpflanze.
Für Einsteiger empfiehlt die Expertin Lauchzwiebeln. „Da ist die Erfolgsgarantie am höchsten“, sagt Raupach. Man sehe relativ schnell, dass etwas Neues wächst. Fürs Regrowing sollte
Gut gelegen?
Die Frage ist ja immer weit gefasst. Und obwohl das Palace St. George nicht gerade in reizvoller Umgebung liegt, beantworten wir sie dennoch mit ja. Denn das Restaurant und seine Umgebung sind ein gutes Beispiel dafür, wie eine Stadt ihre Probleme mit Strukturwandel und Arbeitsplatzverlusten in den Griff kriegt und in kleinen Schritten Neues aufbaut.
Das Palace ist zwar kein Palast, sondern ein rund 100 Jahre altes Gebäude – Teil eines Ensembles aus schönen Häusern der damaligen Ära Rheinprovinz, in denen zuletzt Angehörige der britischen Rheinarmee arbeiteten oder wohnten, bevor sie abgezogen wurden. Heute könnte man sie und die Nachbarschaft als Gewerbepark bezeichnen. Viele kleine Firmen haben sich angesiedelt, moderne Gebäude entstanden in der Nähe. Der Sportpark mit dem noch sehr jungen Stadion der Borussia ist nur wenige hundert Meter entfernt.
Im Palace selbst war einst die
Stangensellerie Wieder muss der Strunk fünf Zentimeter lang sein und kommt ins Wasser. Ab und zu wird das Obere mit Wasser besprüht. Nach ca. einer Woche kommt der Sellerie in die Erde, für die Ernte braucht es sehr viel Geduld. Erst nach mehreren Wochen lassen sich die ersten Stangen abschneiden.
Basilikum Dasselbe Prinzip: erst Wasser, dann Erde. Wer einen Kräutertopf haben möchte, muss mehrere Zweiglein ziehen.
Zitronengras Das untere Ende (etwa ein Drittel) kommt Kirche der Briten. Wo damals – im 1. Stock – gebetet, getauft und geheiratet wurde, bietet man heute einen schönen großen Raum für Gesellschaften. Aber gekocht wird im Erdgeschoss. Und das nicht nur bodenständig. Wir waren mittags im Bistro-Restaurant zu Gast, es gibt auch noch ein Gourmet-Restaurant.
Gut geschmeckt?
Weil Koch Beschir Nacer ursprünglich aus Tirol kommt und vor Jahren der Liebe wegen an die Niers zog, wollten wir Spezialitäten seiner Heimat nicht widerstehen und bestellten Wiener Schnitzel (das Original mit Kalbfleisch, also nicht „Schnitzel nach Wiener Art“!). Da weiß jeder, was ihn erwartet.
Anders beim „Almschafl“. Weil sich darunter keiner was vorstellen kann, wird es auf der Karte per Fußnote übersetzt: Es ist ein Lammkarree, dazu werden Kartoffelteigtaschen (Kartoffelgröschtl) und glasierte Karotten gereicht. Als Vorspeise entschieden wir uns für gegrillte Artischocken mit Entenschinken.
Ananas Der grüne Kopf kommt ins Wasser, bis er wurzelt. Dann einpflanzen. Damit daraus wieder eine Frucht wächst, braucht es Geduld und gute Bedingungen. Wer sie gut pflegt, muss trotzdem Jahre darauf warten, bis eventuell eine kleine Mini-Frucht zu sehen ist. Ob diese dann auch essbar ist?
„Aber letztlich ist das Tolle am Regrowing – was ich auch gerade gut finde –, dass man so auch einfach eine schicke Zimmerpflanze gewinnen kann“, sagt Raupach. Sie kann ein Geschenk sein – aus etwas, was man sonst in den Müll werfen würde. (mit dpa)
Info Melissa Raupach und Felix Lill: Regrow your veggies – Gemüsereste endlos nachwachsen lassen, Verlag Eugen Ulmer, 128 S., 14.95 Euro. Schinken von der Ente? Nun ja – in Wahrheit war es wohl Entenbrust, lauwarm aufgeschnitten, aber perfekt gegart. Die gegrillten Artischocken waren in dieser Variante neu für uns, werden aber künftig gewiss auf dem heimischen Küchenplan stehen.
Das Wiener Schnitzel war, dem Anspruch des Kochs entsprechend, so wie es sein soll mit großartigen Bratkartoffeln. Natürlich nichts für den kleinen Hunger. Beim Lammkarree gab es ebenfalls nicht zu bemängeln – gut gegart, zartes Fleisch, prima abgestimmte Beilagen.
Den Preis wert?
Die Ausstattung des Palace St. George vermittelt eine klare Botschaft: Gut bürgerlich, also keinesfalls billig. Entsprechend sind die Preise. 18,50 Euro für die gegrillten Artischocken mit Ente finden wir ziemlich ambitioniert, auch der Salat mit gebratenen Rindfleischstreifen für 18,80 Euro ist nicht gerade ein Schnäppchen. Das Rindssupperl mit den deftigen Tiroler Knödeln war mit 8,90 Euro die preisgünstigste Suppe auf der Karte.
Kurz und gut: Die Karte endet oben mit der Seezunge für 47,50, der Meeresfrüchteplatte für 36 Euro (zwei Personen) und dem Filetsteak vom Angusrind für 37 Euro, was in der gehobenen Gastronomie üblich ist, aber auch eindeutige Signalwirkung hat.
Überraschung?
Dass wir in einem Restaurant wie dem Palace St. George als Pfefferminztee ein Glas heißes Wasser mit einem simplen Teebeutel und farblich – nun ja: mutige Papierservietten erhalten, damit hatten wir nicht gerechnet. Darüber sollte man nachdenken, der Aufwand und die Kosten halten sich sicher im Rahmen. Zumal das Restaurant gut zu laufen scheint. Ebenfalls zum Staunen: Koch Beschir hat verblüffende Verstärkung in der Küche – mit ihm am Herd steht sein Zwillingsbruder Amin. Der Vater der beiden war Tunesier, die Mutter Tirolerin.
Gut bedient?
Wir wurden zurückhaltend und umsichtig, unaufdringlich und kompetent beraten.
Fazit Wir grüßen die Küche sehr gern und sehr zufrieden. Über Pfefferminztee mit frischer Minze und schönen, weißen Stoffservietten würden wir uns auch im Bistro-Restaurant beim nächsten Mal freuen.
Info Konrad-Zuse-Ring 10, 41179 Mönchengladbach, 02161 549 880, info@palace-st-george.de. Bistro MoSo, Frühstück 7-11 Uhr, Warme Küche 12-21.30 Uhr. Gourmetrestaurant: MiSa17.30-21.30 Uhr