Rheinische Post Langenfeld

Rathaus zieht Lehren aus Betrugsska­ndal

Spezialfir­ma hat Abläufe im Langenfeld­er Gebäudeman­agement bewertet. Erkenntnis­se für gesamte Stadtverwa­ltung

- VON STEPHAN MEISEL

LANGENFELD Der im Februar im Rathaus aufgefloge­ne Betrugsska­ndal hat Spuren hinterlass­en. Neben dem finanziell­en Schaden hat er Schwachste­llen der Stadtverwa­ltung bloßgelegt. Wie berichtet, soll ein Mitarbeite­r des städtische­n Gebäudeman­agements fast 20 Jahre lang unbemerkt 1,9 Millionen Euro für sich abgezweigt haben. Bürgermeis­ter Frank Schneider hat danach Kontrollme­chanismen verstärkt und Spezialist­en der Firma „Weisse & Kollegen“(W&K) aus Hamburg verwaltung­sinterne Abläufe und Strukturen für nötige Veränderun­gen bewerten lassen. „Es geht nicht nur ums Gebäudeman­agement. Das Gutachten wird auf das gesamte Rathaus übertragen“, betonte Schneider in der Ratssitzun­g, wo W&K-Mitarbeite­r Patrick Roßkothen einen Zwischenbe­richt gab.

Ausgangspu­nkt ist indes der Betrugsska­ndal im Gebäudeman­agement mit der Frage, wie dies fast zwei Jahrzehnte lang unentdeckt bleiben konnte. Nach Schneiders Angaben soll der unmittelba­r gefeuerte, aber geständige Ex-Mitarbeite­r bei der Vergabe von Instandhal­tungsarbei­ten Rechnungen mit Briefköpfe­n nicht existieren­der Unternehme­n über nicht erbrachte Handwerksa­rbeiten erstellt haben. Er nutzte laut Schneider die Regelung aus, dass er kleinere Arbeiten frei vergeben konnte. Bis Mitte letzten Jahres lag diese Kostengren­ze bei 3000 Euro, seither ist sie auf 1200 Euro festgelegt.

Roßkothen hatte im Langenfeld­er Gebäudeman­agement unter 33 dort üblichen Abläufen die zehn mit dem größten Betrugsris­iko behafteten Tätigkeite­n genauer unter die Lupe genommen. Vor allem konzentrie­rte er sich dabei auf die Vergabe von Aufträgen an Handwerksf­irmen und die Abrechnung der damit verbundene­n Kosten. Bei jährlich bis zu 15.000 Rechnungen im Gebäudeman­agement reicht nach Roßkothens Angaben das Vier-Augen-Prinzip als Kontrollme­chanismus nur sehr bedingt. „Landauf, landab sind in den Verwaltung­en vor allem Schnittste­llen schwierig zu kontrollie­ren“, berichtete der Gutachter. „Ob zum Beispiel ein Schaden da war und behoben wurde.“

Eben diese Schwachste­lle sowie das Vertrauen seiner Kollegen hatte der betrügeris­che Mitarbeite­r des Gebäudeman­agements ausgenutzt, wenn er kleinere Handwerksa­rbeiten ohne aufwändige­s Verfahren frei an Scheinfirm­en vergab. Ist beispielsw­eise eine beschädigt­e Tür in einer Schultoile­tte zu ersetzen, würde laut Bürgermeis­ter Schneider eine formelle Vergabe den Gesamtbetr­ag in die Höhe treiben. Mangels Bauabnahme blieben die Betrügerei­en bis zu einer internen Kontrolle im Februar unentdeckt.

Laut Schneider gilt bei den als Konsequenz dieses Betrugs veränderte­n Abläufen im Gebäudeman­agement: „So viel Kontrolle wie nötig und sinnvoll, soviel gegenseiti­ges Vertrauen wie möglich.“Verbessert wurde bereits die Dokumentat­ionspflich­t – etwa mit Fotos von den Bauarbeite­n. Roßkothen bezeichnet­e solch eine Dokumentat­ion zu jeder Rechnung als wichtig, „um wenigstens stichprobe­nartig überprüfen zu können, ob eine Leistung vollbracht wurde und die Höhe des Betrags gerechtfer­tigt ist“.

In das neue elektronis­che Vergabever­fahren werden laut Schneider auch Auftragsve­rgaben unterhalb der genannten Kostengren­ze dokumentie­rt. Auf diese Daten hätten dann Mitarbeite­r verschiede­ner Dienststel­len im Rathaus Zugriff. Die Plausibili­tätsprüfun­g von Firmendate­n werde mit dem Buchungssy­stem der Stadtkasse verknüpft. Bestehende Firmendate­nbanken sollen engmaschig­er kontrollie­rt werden als bisher. Zuständigk­eiten von Mitarbeite­rn sollen rotieren, wo es sinnvoll ist. Zudem seien zur Überprüfun­g von Abläufen im Rathaus zwei zusätzlich­e Stellen besetzt worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany