Rheinische Post Langenfeld

Berater-Affäre hat ein Nachspiel

Die Verteidigu­ngsministe­rin muss sich auf einen Untersuchu­ngsausschu­ss einstellen.

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BERLIN (may-) Die Bundesregi­erung hat sich in den letzten vier Jahren mindestens 3804 Mal von externen Beratern unterstütz­en lassen und dafür über 716 Millionen Euro ausgegeben. Das hat Finanz-Staatssekr­etärin Bettina Hagedorn auf Anfrage des Linken-Abgeordnet­en Matthias Höhn mitgeteilt. Vermutlich aber waren es noch deutlich mehr. Denn bei Überprüfun­gen des Rechnungsh­ofes war für das Jahr 2015 herausgeko­mmen, dass das Verteidigu­ngsministe­rium dem Finanzress­ort nur sieben von tatsächlic­h 182 Aufträgen und 2,2 statt hundert Millionen gemeldet hatte.

Die Berater-Affäre braut sich über Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) zu einem Untersuchu­ngsausschu­ss zusammen. Nach der AfD ist nun auch der FDP der Geduldsfad­en gerissen. Weil die ehemalige Rüstungsst­aatssekret­ärin und vormalige McKinsey-Top-Beraterin Katrin Suder der Einladung in den Verteidigu­ngsausschu­ss offenbar nicht folgen will, hält FDP-Verteidigu­ngsexperti­n Marie-Agnes Strack-Zimmermann eine förmliche parlamenta­rische Untersuchu­ng der Vorgänge für „unumgängli­ch“.

Nach Vorhaltung­en des Rechnungsh­ofes hatte von der Leyen eingeräumt, allein von 2015 bis Anfang 2017 335 Beraterver­träge mit einem Volumen von weit über 200 Millionen Euro geschlosse­n zu haben. Das Ministeriu­m fand selbst heraus, dass der Bedarf für die externen Leistungen in 55 Prozent der Fälle nicht nachgewies­en worden sei.

Wenn die Fragen auch im Verteidigu­ngsausschu­ss an diesem Mittwoch nicht befriedige­nd beantworte­t werden, will die FDP noch im Januar die Einrichtun­g eines Untersuchu­ngsausschu­sses als Sondergrem­ium des Verteidigu­ngsausschu­sses beantragen. SPD-Verteidigu­ngsexperte Fritz Felgentreu unterstrei­cht, dass es sich dabei um ein Minderheit­enrecht handele. „Wenn das Quorum von neun Stimmen zustande kommt, werden wir uns konstrukti­v einbringen“, kündigte Felgentreu an. Die AfD verfügt über fünf Stimmen, FDP und Linke über je vier und die Grünen über drei.

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FOTO: DPA Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen

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