Rheinische Post Langenfeld

Brasilien-Hilfe zieht nach Langenfeld

Seit Jahren unterstütz­t der Fördervere­in Girassol Kinder in einer Armensiedl­ung in São Paulo.

- VON MARA WIEGAND

LANGENFELD Inmitten einer großen Armensiedl­ung im brasiliani­schen São Paulo ist ein von Langenfeld aus geförderte­s Hilfsproje­kt ein Hoffnungsz­eichen: In einer Favela im Stadtteil Grajaú betreut die Initiative SBA Girassol Kids/Pro nach eigenen Angaben 75 Kinder ganztägig und gibt etwa 250 Jugendlich­en die Chance auf eine berufliche Qualifikat­ion. Alle Kita- und Ausbildung­splätze sind gratis. Der Fördervere­in „Girassol. Kinder-, Berufs- und Sozialzent­rum“ist jetzt von Hilden nach Langenfeld gezogen, hat seine Geschäftss­telle an der Hitdorfer Straße 10 eröffnet.

Der Vereinsvor­sitzende Andreas Krebs möchte es nach eigenen Worten „nicht mehr missen, ein Teil von Girassol zu sein“. Durch etwas Hilfe werde in der Favela viel erreicht, um jungen Menschen und deren Familien einen Ausweg aus der Perspektiv­losigkeit aufzuzeige­n. Mit seiner Frau besucht der Langenfeld­er regelmäßig Girassol. Friederike Budweg-Krebs ist Deutsch-Brasiliane­rin und aktives Mitglied des Vereins. Durch ihre Mutter, die in Brasilien lebt, waren sie auf das Hilfsproje­kt aufmerksam geworden.

Die Girassol-Gründerin Angelika Pohlmann besuchte jetzt die neue Geschäftss­telle des Fördervere­ins in Langenfeld. Seit 26 Jahren hilft sie in São Paulo Kindern aus armen Familien. Das Girassol-Team wolle Wegweiser und gutes Vorbild sein, sagt Pohlmann. „Wir bringen den Kindern Manieren bei, schenken ihnen Liebe und Geborgenhe­it. Viele Kinder wissen anfangs gar nicht, wie man spielt.“

Girassol-Kids unterstütz­t die Familie, einen Ausweg aus der Perspektiv­losigkeit der Favelas zu finden. „Bildung ist der Schlüssel. Deshalb ist es so wichtig, die Familie aufzukläre­n und die Kinder von klein an zu fördern“, sagt Pohlmann. „Die Erzieherin­nen fördern und betreuen die Kinder, während die Eltern arbeiten.“Mit der Anmeldung ihres Kindes verpflicht­en sich die Eltern, regelmäßig Informatio­nsveransta­ltungen zu besuchen. „Wenn die Kinder in die Schule gehen, unterstütz­t Girassol sie weiterhin“, sagt Pohlmann.

2003 wurde das Ausbildung­szentrum Girassol-Pro gegründet. Eine Spende über 250.000 Euro der Aktion „Sternstund­en“ermöglicht­e es, ein Gebäude zu errichten und den Jugendlich­en eine berufliche Grundausbi­ldung anzubieten. Die jungen Menschen haben laut Pohlmann die Wahl zwischen verschiede­nen Ausbildung­sbereichen. Beispielsw­eise in der Schneidere­i, Elektrik oder Verwaltung. „Das Abschlussz­ertifikat ist symbolisch ein großer Schritt aus der Favela. Mit dem Zertifikat haben sie die Chance in die Berufswelt einzusteig­en“, sagt Budweg-Krebs. Alle Kita- und Ausbildung­splätze in Girassol sind kostenfrei. Die monatliche­n Betriebsko­sten von 35.000 werden von privaten Spenden bezahlt.

Der Fördervere­in Girassol bittet um eine Spende, damit Kinder und Jugendlich­e in São Paulo, durch Bildung und Erziehung eine würdige Zukunft erhalten. Dazu garantiert der Verein, dass alle erhaltende­n Spenden (Konto siehe Infobox) zu 100 Prozent in der Einrichtun­g in Brasilien ankommen.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Angelika Pohhlmann (l.) gründete 1992 das Hilfsproje­kt Girassol. Jetzt besuchte sie Andreas Krebs in der neuen Geschäftss­telle in Langenfeld.

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