Boulevardtheater ins Junge Schauspiel?
René Heinersdorff (Theater an der Kö) würde gern die Halle in Mörsenbroich übernehmen, falls das Schauspiel auszieht. In der Theaterszene gerät viel in Bewegung.
Die Jugendsparte des Schauspielhauses erwägt einen Umzug zum Hauptbahnhof – nun gibt es schon Überlegungen für eine Zukunft der Theaterhalle in Mörsenbroich. René Heinersdorff, Schauspieler, Regisseur und Intendant des „Theaters an der Kö“, würde sie gern als Probebühne für sein Theater nutzen. Die Hauptspielstätte des Boulevardtheaters sollen die Schadow Arkaden bleiben, Heinersdorff will aber auch über eine Einbindung der Öffentlichkeit in Mörsenbroich nachdenken – gern in Kooperation mit Stefan Fischer-Fels, dem Leiter des Jungen Schauspiels. Er könnte sich öffentliche Proben vorstellen, aber auch eine Kinderschauspielschule oder eine Außenstelle der Musikschule. „Ich bin sicher, dass der Stadtteil und das Publikum daran Spaß hätten“, sagt René Heinersdorff.
CDU-Kulturpolitiker Friedrich Conzen hatte die Pläne am Dienstag überraschend auf der Haushalts-Pressekonferenz seiner Fraktion öffentlich gemacht. Er hatte Heinersdorff angesprochen, wie auch SPD-Oberbürgermeister Thomas Geisel. Das Junge Schauspiel erwägt einen Umzug ins verkehrsgünstiger gelegene Central, das derzeit als Hauptspielstätte des Schauspiels genutzt wird, aber nach Abschluss der Sanierung des Theaters am Gustaf-Gründgens-Platz wieder frei ist.
Im Stadtteil sorgen die Pläne allerdings für Widerstand, dort will man den kulturellen Leuchtturm nicht verlieren. Das größte Kinderund Jugendtheater in NRW ist seit 1993 in der ehemaligen Fabrikhalle beheimatet. Alle Überlegungen befinden sich in einem frühen Stadium. Die Schauspiel-Geschäftsführung konkretisiert derzeit die Pläne für einen Umzug, Kulturdezernent Hans-Georg Lohe hat sich schon dafür ausgesprochen, dass die Immobilie in Mörsenbroich weiter kulturell genutzt werden und für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben soll.
Das andere traditionsreiche Boulevardtheater neben dem „Theater an der Kö“erhält unterdessen seine allerletzte Chance: Der Stadtrat rettet die „Komödie an der Steinstraße“mit 50.000 Euro vor dem Scheitern des Insolvenzverfahrens und ist auch bereit, für die kommenden beiden Jahre Geld zu geben. Allerdings will das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP klare Fortschritte bei der finanziellen Sanierung sehen. Für 2019 will man 200.000 Euro bewilligen, allerdings aus Fairnessgründen aufgeteilt zwischen den beiden Boulevardtheatern. Dann soll sich die Stadt die Geschäftszahlen anschauen. Nur, wenn Besserung in Sicht ist, gibt es noch mal 100.000 Euro für 2020. „Das ist Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Manfred Neuenhaus (FDP). Eine weitere oder gar dauerhafte Zahlung für die Komödie, die schon 2014 von der Stadt gerettet werden musste, werde es nicht geben.
Heinersdorff und das „Theater an der Kö“sind schon als mögliche Kooperationspartner genannt worden. Konkrete Pläne gibt es aber offenbar nicht. Die Komödie will auch durch Gastspiele verdienen. Ein Wirtschaftsprüfer, dessen Gutachten dem Stadtrat vorgelegt worden ist, hatte sich kritisch zu den Perspektiven geäußert. Das Ampel-Bündnis hatte lange über den Fall verhandelt. Die Grünen wollten zunächst keinen Zuschuss, die SPD nur eine einmalige Hilfe. Die FDP hätte sich für einen dauerhaften Zuschuss offen gezeigt.