Das andere München
Frauenkirche oder Hofbräuhaus sind Standards für Touristen. Die bayerische Landeshauptstadt positioniert sich aber gerade neu und empfiehlt sich mit Kunst, Kultur und Szene-Rundgängen.
MÜNCHEN Die bayerische Landeshauptstadt will mehr sein als Hofbräuhaus, FC Bayern und Oktoberfest. Die Touristiker wollen München ganzjährig bewerben – mit Kunst, Geschichte, Kultur. „Wir wollen unser Image als Bierstadt ablegen und die Gäste mehr in die Museen locken, die Museums-Landschaft hervorheben, und uns über Kultur und Genuss definieren”, sagt Frauke Rotschuh von München Tourismus. Pro Jahr übernachten 14 Millionen Gäste in München, die Hälfte davon kommt aus Deutschland. Viele Touristen reisen aus den USA oder den Arabischen Emiraten an, andere aus den Anrainer-Staaten Italien oder Schweiz. Ihnen gefällt auch, dass man in 45 Minuten im Umland ist, sich Schloss Neuschwanstein ansehen oder einen Abstecher in die Alpen machen kann.
Die Tourismus-Klassiker sind schnell aufgezählt, weil allseits bekannt: Frauenkirche, Marienplatz, Neues Rathaus, Englischer Garten, Nymphenburg, Allianz Arena, die BMW-Welt, die Wies’n. Aber: Es gibt eben noch viel mehr zu entdecken.
Museums-Areal Vor 200 Jahren von König Ludwig initiiert, hat sich ein kunstsinniges Viertel mit 18 Museen und 40 Galerien entwickelt. Dazu gehören die drei Pinakotheken, das Staatliche Museum für Ägyptische Kunst, die Städtische Galerie im Lenbachhaus. Bemerkenswert ist die Sammlung Brandhorst mit ihrer spektakulären Fassade. Dahinter findet sich eine große Sammlung mit 170 Werken von Cy Twombly, aber auch Andy Warhol ist mit 100 Werken vertreten. Gesammelt hat die Arbeiten das Ehepaar Anette und Udo Brandhorst, die die Kunst eigentlich nach Köln geben wollten. Dort hätte sie aber nicht so beeindruckend und komplett präsentiert werden können wie in dem Neubau, zu dem sich die Stadt München vor nun fast zehn Jahren entschloss. Bemerkenswert ist auch das noch relative neue NS-Dokumentationszentrum, das im schlichten Bauhaus-Stil gebaut wurde.
Schwabing Kein Stadtteil von München, der nicht berühmter wäre. 1886 zur Stadt erhoben, 1890 München zugeschlagen, hat sich das Quartier damals schnell zu einem Bohéme-Viertel entwickelt. Dort lebten Ende des 19. Jahrhunderts viele Künstler und Literaten, später wurde es Mode-Viertel für die Schickeria. Heute hat es 140.000 Einwohner und beherbergt viele Kreative und ihre Geschäfte. Wie Ingo Maurer, der mit seinen ausgefallenen Licht-Installationen weltweit bekannt wurde. Andere Manufakturen stellen Spirituosen her, es gibt viel Gastronomie, die Kneipe „drugstore“existierte schon in den 60er Jahren. Natürlich hat auch Schwabing sein Gentrifizierungsproblem, steigen die Mieten immer mehr, können sich nur noch Gutverdiener die Wohnungen dort leisten. 18 Euro pro Quadratmeter sind noch günstig. Es gibt viele Proteste dagegen, die von Till Hofmann von der Lach- und Schießgesellschaft initiiert werden. Leerstehende Häuser werden besetzt und zum Beispiel für Flüchtlinge aufbereitet. Schwabing liegt direkt am Englischen Garten, der mit seinen 375 Hektar größer als der Central Park in New York ist. Das Werksviertel Dort sollen einmal 3000 Menschen leben und 12.000 arbeiten. 27 Schiffscontainer in knallbunten Farben türmen sich auf, wurden von Streetart-Künstlern besprüht. Im Container Collective sollen Cafés, Bars und Kreative ihren Platz finden, auch ein Hotel ist in dieser auf drei Jahre angelegten Pop-up-City geplant. Im Werksviertel wurden bis 1900 Kartoffelknödel produziert, jetzt sollen dort Konzerte stattfinden.
Stippvisite Egal, wo man in einem der mehr als 400 Hotels auch übernachtet: Ein Abstecher in den Bayerischen Hof ist eigentlich Pflicht für jeden München-Besucher. Denn dieses Haus atmet eine solche charmant-traditionelle Promi-Hotel-Atmosphäre, dass man nur staunen kann. Jeder der 670 Mitarbeiter ist mehr als freundlich, man kann im obersten Stock mit Blick auf die Frauenkirche schwimmen oder Fitness treiben, einen Drink in der legendären Falks-Bar nehmen oder in einem der fünf Restaurants essen.
Advent & Co. Klassisch sind auch die Weihnachtsmärkte in München. Einer ist dabei schöner als der andere. Der Christkindlmarkt am Marienplatz hat Tradition seit dem 14. Jahrhundert, der Viktualienmarkt lockt ebenso wie der Markt im Kaiserhof in der Residenz, der mittelalterliche Markt am Wittelsbacherplatz, der schwul-lesbische nahe des Sendlinger Tors oder der Märchenbazar mit seinen Zirkuszelten.