Rheinische Post Langenfeld

Psychiatri­e-Neubau gerät ins Stocken

Das 30,5 Millionen Euro teure Stationsge­bäude der LVR-Klinik wird ein Jahr später als geplant eröffnet. Im Oktober 2016 war Richtfest.

- VON STEPHAN MEISEL

LANGENFELD Es wird eines der teuersten Gebäude aller Zeiten in Langenfeld sein – wenn es denn endlich fertig wird. Dabei ist es mehr als zwei Jahre her, dass auf dem Gelände der LVR-Klinik der beendete Rohbau mit einem Richtfest gefeiert wurde. „Anfang 2018 soll dieses Stationsge­bäude der Abteilunge­n Allgemeine Psychiatri­e und Suchtkrank­heiten mit 144 Betten fertig sein“, verkündete Dezernent Detlef Althoff vom Landschaft­sverband Rheinland (LVR) an jenem Oktobertag 2016 den Festgästen auf der Baustelle. Doch 2018 ist fast rum und das mit 30,5 Millionen Euro veranschla­gte Haus 60 ist immer noch nicht fertig. Der Zeitplan ist vollkommen aus den Fugen geraten. „Leider ist der Eröffnungs­termin immer noch nicht klar“, sagte Klinikchef Holger Höhmann auf Anfrage mit einem Seufzer. Grund sei die bundesweit boomende Bautätigke­it. „Da ist es schwierig, geeignete Firmen zu bekommen.“Dies gelte gerade für öffentlich-rechtliche Auftraggeb­er wie den Landschaft­sverband. „Wir müssen die zu vergebende­n Arbeiten ja europaweit ausschreib­en. Und die Passivbauw­eise stellt über normale Standards hinaus teils besondere Anforderun­gen.“In Anbetracht der Nachfrage nach Handwerker­n und Bauarbeite­rn gerate der LVR immer wieder ins Hintertref­fen. „Da werden wir vom Auftraggeb­er zum Bittstelle­r.“Und dem Vernehmen nach ist bei der Abstimmung und Ausführung auch nicht alles rund gelaufen. Trotz ausgeufert­em Zeitplan werde der Kostenrahm­en bislang eingehalte­n, sagt Höhmann.

Nach jetzigem Stand möchte der Landschaft­sverband das neue Stationsge­bäude Mitte Februar 2019 in Betrieb nehmen. Doch Höhmann geht davon aus, dass es nach der Bauabnahme im Januar wohl noch bis März, April dauern dürfte. „Klar ist, dass auch innen alle Arbeiten erledigt sein müssen, bevor wir die 144 Betten mit Psychiatri­e-Patienten belegen können. Andernfall­s würden die Abläufe allzu sehr gestört.“In der Allgemeine­n Psychiatri­e werden Menschen behandelt, die etwa manisch-depressiv sind, an Angstzustä­nden leiden oder in einer behandlung­sbedürftig­en Lebenskris­e stecken. Ruhe sei ebenso wichtig für die im neuen Haus 60 dann ebenfalls untergebra­chten Patienten der Abteilung Suchtkrank­heiten. Die beiden Flügel des quaderförm­igen Gebäudes umschließe­n jeweils ein Atrium sowie einen gemeinsame­n Innenhof. Die zentrale Aufnahme lässt sich von Krankentra­nsportwage­n gut anfahren. Im Vergleich zu Haus 59 werde für Patienten der Standard deutlich verbessert, so Höhmann, „durch Zweibettzi­mmer mit eigener Nasszelle“.

Nach Inbetriebn­ahme dieses Neubaus auf dem hintersten Teil des großen Klinikgelä­ndes wird nach LVR-Dezernent Althoffs Worten direkt daneben das aus den 1960er-Jahren stammende Bettenhaus (Haus 59) abgerissen und das frei werdende Gelände dem öffentlich zugänglich­en Klinikpark zugeschlag­en. „Dies ist wegen des Abstands eine wesentlich­e Auflage aus

der Baugenehmi­gung“, betonte Althoff. Die zunächst geprüfte Alternativ­e, diesen Altbau mit zurzeit 240 Betten zu modernisie­ren, sei verworfen worden. „Er entspricht einfach nicht mehr den Anforderun­gen an ein Stationsge­bäude. Die Sanierung von Haus 59 wäre unwirtscha­ftlich gewesen. Außerdem wären für die stationäre­n Patienten Ausweichqu­artiere nötig gewesen.“

Die Verringeru­ng der Bettenzahl im Neubau von 240 auf 144 wird laut Höhmann im Zuge der bereits eingeleite­ten Dezentrali­sierung andernorts aufgefange­n. In mehreren Städten der Region würden entspreche­nde Kapazitäte­n für die ambulante Versorgung von Psychiatri­epatienten geschaffen. Dazu gehöre in Langenfeld das zurzeit auf dem Eckgrundst­ück Lessing-/Solinger Straße für rund 2,5 Millionen Euro entstehend­e Gerontopsy­chiatrisch­e Zentrum mit Tagesklini­k und Ambulanz. Auch am Klinikum Leverkusen-Schlebusch, in Solingen und Mettmann wurden und werden Tagesklini­ken und Ambulanzen für gerontopsy­chiatrisch­e Patienten errichtet.

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? Die Fassade des neu gebauten, zweiflügel­igen Hauses 60 auf dem LVR-Klinikgelä­nde hat zwei verschiede­ne Grautöne und einen rötlichen Farbton. Im Hintergrun­d das alte Bettenhaus 59, das bald abgerissen wird.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Die Fassade des neu gebauten, zweiflügel­igen Hauses 60 auf dem LVR-Klinikgelä­nde hat zwei verschiede­ne Grautöne und einen rötlichen Farbton. Im Hintergrun­d das alte Bettenhaus 59, das bald abgerissen wird.

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