Rheinische Post Langenfeld

Verfrüht optimistis­ch

Die Debatte um die digitale Schulzukun­ft schürt Zweifel am Sinn des Föderalism­us.

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Vor drei Wochen dachte ich darüber nach, welchen Tonfall ich meiner Kolumne geben sollte: Zweifelnd-kritisch oder positiv- optimistis­ch? Es ging um den Digitalpak­t, bei dem der Bund den Ländern fünf Milliarden Euro zur Verfügung stellen will, um die Schulen digital aufzurüste­n. Nach zwei Jahren gab es eine Einigung im Bundestag, es fehlte nur noch die Zustimmung der Länder.

Ich entschied mich für die optimistis­che Variante. Das war ein Fehler. Die Bundesländ­er lehnten den Vorschlag einstimmig ab, weil sie um ihren Einfluss fürchteten. Nun muss der Vermittlun­gsausschus­s ran, während die digitale Zukunft einen Bogen um deutsche Schulen macht.

Ich habe mich geärgert, weil ich zu vorschnell war. Aber noch mehr habe ich mich über Bund und Länder geärgert, die mal wieder alles dafür tun, um Politikver­drossenhei­t zu schüren und Zweifel am Sinn des Föderalism­us zu schüren.

Natürlich ist es aus Ländersich­t legitim, sich gegen eine Grundgeset­zänderung zu wehren. Und natürlich ist es aus Sicht des Bundes nachvollzi­ehbar, die Vergabe des Geldes an Bedingunge­n zu knüpfen. Aber völlig unverständ­lich ist es, dass bei einem so wichtigen Thema vorher nicht mehr miteinande­r gesprochen wird. Der SPD-Politiker Jochen Ott brachte es im Landtag auf den Punkt: „Die Menschen draußen erleben nur, dass wir mit unserem politische­n System nicht in der Lage sind, die Probleme zu lösen.“

Die Kritik von SPD und Grünen an Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) ist scheinheil­ig, immerhin wurde der Vorschlag ja auch von SPD- und Grünen-Ministerpr­äsidenten in anderen Bundesländ­ern abgelehnt.

Nun schreibe ich also wieder über den Digitalpak­t. Einen Ausblick traue ich mir nicht zu. Aber ich wäre gerne weiterhin optimistis­ch.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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