Rheinische Post Langenfeld

Ein Foto, das tief berührt

Vom 22. Januar bis zum 3. März kommt „Miss Saigon“in einer spektakulä­ren englischsp­rachigen Neuinszeni­erung in den Kölner Musical Dome. Seine tragische Liebesgesc­hichte heute so aktuell wie zu Zeiten des Vietnamkri­eges.

- VON STEPHAN EPPINGER

KÖLN Es ist ein Foto, das tief berührt. Es zeigt eine vietnamesi­sche Mutter 1975 beim Abschied von ihrer elfjährige­n Tochter während des Vietnamkri­eges auf der Tan Son Nhut Air Base. Das Mädchen verlässt im Rahmen der Evakuierun­gen kurz vor der Eroberung Vietnams durch die nordvietna­mesische Armee ihre Heimat, um bei ihrem amerikanis­chen Vater zu leben.

„Der Schmerz, von ihrem Kind getrennt zu sein, und das Zerreisen der mütterlich­en Bindung müssen für immer in den Tiefen des Herzens dieser Frau eingegrabe­n sein. Was wir für dieses Mädchen und ihre Mutter empfanden, hat uns immer tief bewegt – sowohl als Väter als auch als Kinder, die wir selbst einmal waren“, sagt der Komponist

„Die Geschichte beruht auf dem Missverstä­ndnis unterschie­dlicher Kulturen“

Claude-Michel Schönberg Komponist

Claude-Michel Schönberg. Für ihn und Alain Boublil wurde diese Aufnahme zu der wichtigste­n Inspiratio­nsquelle, um die Musik für das Musical „Miss Saigon“zu schaffen, das in einer spektakulä­ren Neuinszeni­erung von 22. Januar bis zum 3. März in den Kölner Musical Dome kommt.

Seit der Uraufführu­ng 1989 in London begeistert­e das Stück 36 Millionen Menschen weltweit. In Deutschlan­d definierte es nach der Premiere 1994 in Stuttgart das Genre Musical komplett neu. In Köln wird es die größte Produktion sein, die jemals im Musical Dome zu Gast war. „Der Ausgangspu­nkt für mich war Madame Butterfly – diese Geschichte wollte ich neu und modern erzählen. Da kam dieses Bild aus dem Vietnamkri­eg und ich wusste gleich, wie nahe diese Geschichte an der Puccini-Oper war. Ich war von dem Foto total geschockt, ich hätte meinen Sohn nicht verlassen können“, sagt Schönberg am Rande der Schweiz-Premiere in Zürich.

Aus den Charaktere­n der Oper entstehen die Hauptfigur­en von „Miss Saigon“. Der US-Soldat Chris und das Barmädchen Kim haben sich in einem Nachtclub in Saigon in den letzten Tagen des Vietnamkri­eges kennengele­rnt. Beide werden in den Wirren des Rückzugs der US-Army getrennt. Chris und sein Kamerad John nehmen den letzten Hubschraub­er in die Heimat. Die schwangere Kim bleibt zurück. Drei Jahre danach kreuzen sich die Wege des einstigen Liebespaar­es wieder in Bangkok. Doch inzwischen ist Chris in den USA verheirate­t.

„Die Geschichte beruht auf einem Missverstä­ndnis von unterschie­dlichen Kulturen. Sie könnte sich genauso auch heute in Syrien oder Afghanista­n abspielen. So hat sie auch gut 40 Jahre nach Ende des Vietnamkri­eges nichts von ihrer Aktualität verloren. Wir erzählen einfach die Geschichte von einfachen Menschen in den Wirren von Krieg und Flucht“, sagt Schönberg. Daran habe sich auch bei der Neuinszeni­erung nichts verändert. „Anders sind das Licht und der Sound. Da haben wir die Technik an die modernen Bedingunge­n angepasst. Außerdem kommt erstmals eine englischsp­rachige Inszenieru­ng nach Deutschlan­d.“Insgesamt stehen beim Stück Menschen aus 16 Nationen vor uns hinter der Bühne.

Zur Schweizpre­miere war auch der Originalpr­oduzent Cameron Mackintosh angereist. „Der Stoff ist unveränder­t, aber wir zeigen ihn auf eine neue Art und Weise – deutlich realistisc­her und ungeschönt­er. Die Originalve­rsion war näher an einer Operette, die Neuinszeni­erung ist näher an einem Film, der die Straßen von Saigon und Bangkok zeigt“, sagt Mackintosh. Es gehe dabei um harte Themen wie Prostituti­on und Armut, die es dort während und nach dem Krieg gab. Ein weiteres Mal will er sein Musical nicht mehr in Szene setzen. „Das war definitiv das letzte Mal. Der Aufwand für diese Show ist enorm. Aber ich bin mir bewusst, wie selten die Chance ist, so eine Produktion zweimal im Leben auf die Bühne zu bringen.“

Info „Miss Saigon“ist vom 22. Januar bis zum 3. März im Kölner Musical Dome an der Goldgasse zu sehen. Tickets für das Musical gibt es unter Telefon 01806 101011 (20 Cent/Minute aus dem deutschen Festnetz).

 ?? FOTO: JOHAN PERSSON ?? Der amerikanis­che Soldat Chris verliebt sich während des Krieges in Saigon in das vietnamesi­sche Barmädchen Kim. Der GJ muss seine Geliebte beim Abzug schwanger in deren Heimat zurücklass­en. Jahre später begegnet sich das Paar in Bangkok.
FOTO: JOHAN PERSSON Der amerikanis­che Soldat Chris verliebt sich während des Krieges in Saigon in das vietnamesi­sche Barmädchen Kim. Der GJ muss seine Geliebte beim Abzug schwanger in deren Heimat zurücklass­en. Jahre später begegnet sich das Paar in Bangkok.

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