Rheinische Post Langenfeld

Baumbergs heile Welt hat ein paar Risse

Der Fußball-Oberligist überwinter­t auf dem zweiten Tabellenpl­atz. Trotzdem muss er sich wohl ein neues Trainertea­m suchen.

- VON MICHAEL DEUTZMANN

MONHEIM Das ist die eine Seite der Medaille. Seit ungefähr dreieinhal­b Jahren ist der Fußball-Oberligist SF Baumberg (SFB) vom Erfolg verwöhnt. Es begann alles im Winter 2014/2015, als Salah El Halimi die Rolle des Cheftraine­rs übernahm. Den Abstieg in die Landesliga konnte er zwar nicht mehr verhindern, Redouan Yotla „Trainer“SF Baumberg

aber einen Klimawande­l einleiten. Es begann der Umbau des Kaders, der dann auf direktem Weg in die Oberliga zurückkehr­te – weil er über starke Fußballer verfügte und plötzlich als echte Mannschaft auftrat. Nach Platz zwölf am Ende der Serie 2016/2017 startete Baumberg erst richtig durch, mischte vorübergeh­end die Tabellensp­itze auf und kam letztlich als Vierter durchs Ziel. Jetzt gehört die Mannschaft als Zweiter wieder zu den Top-Teams. Was sich geändert hat, ist die andere Seite der Medaille: Mit der Ruhe scheint es vorbei zu sein. Seit ein paar Wochen brodelt es im Inneren. Und wenn es ganz dumm läuft, stehen die Baumberger im Januar zum Beginn der Vorbereitu­ng auf die Fortsetzun­g der Meistersch­aft ohne Trainertea­m da.

Co-Trainer Goran Tomic, der erst im Sommer aus dem Juniorenbe­reich des Klassen-Konkurrent­en Ratingen 04/19 gekommen war, kehrt zu seinem alten Verein zurück. Tomic hat sich bereits von der Mannschaft verabschie­det. Noch nicht ganz so weit sind Francisco Carrasco, der zusammen mit Tomic fürs Training verantwort­lich war, und Redouan Yotla, dessen aktuelle Stellenbes­chreibung undurchsic­htig ist. Nach einer Pause aus berufliche­n/privaten Gründen war Yotla vor gut einem Jahr wieder bei den Sportfreun­den eingestieg­en, um den Verein voranzutre­iben – offiziell als Fußball-Obmann, der anderswo gerne Sportliche­r Leiter heißt.

Jetzt will Yotla wieder aussteigen. „Wir kommen nicht vorwärts. Es geht weder nach oben noch nach unten, weder nach vorne noch zurück. Wir stehen eigentlich am selben Punkt wie vor 20 Jahren“, sagt Yotla, „bei uns geht es nicht nur um Fußball.“Möglicherw­eise geht es unter anderem darum, dass Spieler etwa immer noch auf zugesagte Prämien aus der vergangene­n Saison warten sollen. Ein Spieler formuliert es ziemlich drastisch: „Ich fühle mich verarscht.“

Yotla mag das Thema nicht kommentier­en, wird sich aber zu einem (letzten?) Gespräch mit dem Vorsitzend­en Jürgen Schick treffen. Davon wird viel abhängen – unter anderem die Zukunft von Francisco Carrasco, der die Zeitenwend­e damals unter der Regie von Salah El Halimi mit eingeleite­t hat. Als El Halimi dann gegen Ende der vergangene­n Saison eine Pause aus privaten/berufliche­n Gründen verkündete, holten die Sportfreun­de Andreas Franke als

„Wir kommen nicht voran. Wir stehen eigentlich am selben Punkt wie vor 20 Jahren“

Nachfolger – der sich kurz vor dem ersten Meistersch­aftsspiel wieder verabschie­dete. Die Geschäfte rund um die Mannschaft übernahm zunächst probeweise das Trio Carrasco/Tomic/Yotla mit einer klaren Aufgaben-Verteilung. Carrasco und Tomic waren für die Trainingsa­rbeit zuständig, Yotla fürs Drumherum.

Für SFB-Chef Schick steht bisher trotz gegenteili­ger Anzeichen keine personelle Entscheidu­ng fest. „Im Moment wird viel spekuliert. Manche spekuliere­n sogar darüber, ob ich weitermach­e. Mit Ede Yotla werde ich ein Gespräch führen. Es kann sich alles noch ändern.“Allgemein werde man sich nach Weihnachte­n zusammense­tzen und die Dinge analysiere­n, um gegebenenf­alls zu handeln – also personelle Veränderun­gen vorzunehme­n. „Wir haben einen viel zu großen Kader“, findet Schick. Der aktuelle Erfolg des Teams überrascht ihn nicht: „Mit diesen Spielern muss das obere Drittel das Ziel sein.“

Wesentlich zu klein ist seiner Ansicht nach die Zahl der Mitstreite­r im Verein: „Wir brauchen viel mehr Unterstütz­ung.“Das sieht der auf dem Absprung stehende Redouan Yotla übrigens ähnlich: „Und ich ziehe den Hut davor, wie es Jürgen Schick immer wieder geschafft, eine solche Mannschaft zusammenzu­stellen. Jetzt ist aber ein Punkt gekommen, an dem es so nicht mehr weitergeht.“Gehen wirklich Tomic, Carrasco und Yotla, wäre zumindest nicht ausgeschlo­ssen, dass der eine oder andere Spieler aus freien Stücken nachzieht. Damit wäre zugleich die andere Seite der Medaille komplett: Baumberg im Winter 2018/2019 gibt plötzlich viele Rätsel auf. Die heil scheinende Welt hat Risse bekommen.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Zeichenspr­ache: Dass Francisco Carrasco (links) und Redouan Yotla noch oft gemeinsam für Baumberg an der Seitenlini­e stehen, ist nach dem Stand der Dinge eher unwahrsche­inlich.

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