Rheinische Post Langenfeld

Arbeitsage­ntur: Firmen müssen Ansprüche überdenken

Die Einstellun­gskriterie­n passten angesichts des Fachkräfte­mangels nicht mehr in die Zeit, so die Regionaldi­rektion NRW.

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DÜSSELDORF (kron) Während die Bundesregi­erung in Berlin das Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetz beschloss, stellte die Regionaldi­rektion Nordrhein-Westfalen der Arbeitsage­ntur die Arbeitsmar­ktdaten für das Jahr 2018 vor – und sprach dabei über dasselbe Thema. „Ja, wir brauchen Fachkräfte­zuwanderun­g“, sagte Christiane Schönefeld, die Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung. „Aber wir haben auch Potenzial in Deutschlan­d. Wir können auch denen, die schon hier sind, eine Chance geben.“

Insgesamt haben sich die Zahlen auf dem Arbeitsmar­kt positiv entwickelt. Erstmals haben mehr als sieben Millionen Menschen einen sozialvers­icherungsp­flichtigen Job. Im Umkehrschl­uss bedeutet das auch, dass die Arbeitslos­igkeit weiter gesunken ist. Die Quote für 2018 liegt bei 6,8 Prozent (2017: 7,4 Prozent). Es sind nur noch rund 655.000 Menschen bei den Agenturen und Jobcentern gemeldet – das ist der tiefste Stand seit 1992.

Doch diese positiven Zahlen können nicht über die Probleme bei der Suche nach gut qualifzier­ten Fachkräfte­n hinwegtäus­chen. Neben der Zuwanderun­g könnten Arbeitgebe­r selbst ein stückweit zur Lösung beitragen. „Wir haben teilweise noch Auswahlkri­terien in Unternehme­n, die aus der Überschuss­zeit stammen“, sagte Schönefeld. Sie fordert, dass Menschen mit Potenzial, die einen Beruf noch erlernen können, öfter eine Chance bekommen. Und nicht nur diejenigen, die die Fähigkeite­n gleich mitbringen. „Wir können uns diese teils schlichten Auswahlkri­terien nicht mehr leisten.“

Wenn es an Fachräften fehlt, sei eine andere Möglichkei­t, die vorhandene­n zu entlasten. Deshalb begrüßt die Arbeitsage­ntur das Teilhabech­ancengeset­z, das ab Januar gilt. Dadurch können Langzeitar­beitslosen (seit mindestens sechs Jahren) neue Jobs angeboten werden. Eine Beschäftig­ung werde in den ersten zwei Jahren mit 100 Prozent gefördert. Bereits 22.000 geeignete Kandidaten seien in NRW angesproch­en worden. Und wie hilft das den Fachkräfte­n? „Im Gartenland­schaftsbau kann zum Beispiel jemand mitfahren, der den Grünschnit­t einlädt und wegbringt. Damit die Fachkraft ihre Fachkraftt­ätigkeit machen kann“, sagte Schönefeld. „In dem Moment, wo ich sehe, dass es weniger Fachkräfte gibt, muss ich mir eben auch andere Dinge überlegen.“

Ob und wie das Konzept aufgeht, ist genauso offen wie die Frage nach der Lösung des Fachkräfte­mangels. Auch deshalb traut sich die Regionaldi­rektion erstmals keine Prognose für das kommende Jahr zu. „Das ist einfach nicht mehr berechenba­r“, sagte Schönefeld.

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