Städte-Duett bildet starken Südkreis
Langenfeld und Monheim haben viele Wechselbeziehungen, konkurrieren und ergänzen sich mit ihren Angeboten.
LANGENFELD/MONHEIM Erst wenige Jahre ist es her, dass das gerade schuldenfrei gewordene Langenfeld mit seiner neuen City auf die klamme Nachbarstadt hinabschaute. Doch die Zeiten haben sich mit Monheims immer stärker sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen geändert. Die beiden Nachbarn sind auf Augenhöhe, im Mettmanner Kreisgebiet bilden sie zusammen einen überragend starken Südkreis – mit der Einwohnerzahl einer Großstadt. Zum Abschluss der Serie „Nachbarschaften“beleuchten wir zehn Punkte, bei denen Langenfeld und Monheim teils im Wettbewerb zueinander stehen, bei denen beide Städte und ihre Bürger teils aber auch von der Nähe gegenseitig profitieren – in Form eines ergänzenden Zusatzangebots vor der Haustür.
Finanzkraft Beide Städte sind schuldenfrei, im Vergleich zu anderen Kommunen im weiten Umkreis sogar wohlhabend. A und O der Finanzkraft und dadurch möglichen Investitionen sind die üppigen Gewerbesteuereinnahmen. In Langenfeld zahlen ansässige Unternehmen in diesem Jahr mehr als 60 Millionen Euro; wie in den Vorjahren übersteigt diese Summe den im Haushalt einkalkulierten Betrag. Monheim erreicht mit 315 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen in diesem Jahr gar einen Höchststand. Zwar sind Monheims Stadtverantwortliche um Bürgermeister Daniel Zimmermann (Peto) wegen des seit Jahren immer weiter abgesenkten Hebesatzes auf aktuell 250 Prozentpunkte andernorts als egoistische Macher einer „Steueroase“verschrien, aber der Erfolg gibt ihnen in Form von etlichen neu angesiedelten Firmen und Firmenadressen Recht. Langenfeld zieht nach und wird sich mit der von Bürgermeister Frank Schneider (CDU) vorgeschlagenen und im Stadtrat noch zu beschließenden Gewerbesteuersenkung drei Jahre lang hintereinander ebenfalls in der kommunalen Familie unbeliebt machen.
Strahlkraft Mit der Lage am Rhein und der vielfältig gestalteten Uferlanschaft hat Monheim innerhalb des Kreisgebiets ein Alleinstellungsmerkmal. Dazu ist die Altstadt ein echter Pluspunkt. Sie öffnet sich zum Rhein hin. Der Alte Markt ist neu gepflastert. Die Kneipenszene wieder mit Leben gefüllt – Spielmann, Biermanufactur, Rhein-Café, Café mit Liebe, Pfannenhof, Zollhäuschen, altes Zollhaus... In Langenfeld gibt es nichts Vergleichbares, auch nicht im tagsüber belebten Alt-Richrath rund um die Kirche St. Martin. Regionale Strahlkraft hat dafür die Wasserskianlage Berghausen, die vor allem junge Leute aus ganz NRW und darüber hinaus anzieht.
Kultur Hier ergänzen sich die Angebote. Für Kulturfreunde sind Besuche der Nachbarstadt gang und gäbe. Langenfeld hat im direkten Vergleich bei Kunstausstellungen klar die Nase vorn. Im Freiherr-vomStein-Haus, beim Kunstverein Langenfeld und in der Wasserburg Haus Graven sind regelmäßig beachtliche Kunstausstellungen zu besichtigen, dazu Exponate zur Stadtgeschichte. Die Schauplatz GmbH bespielt Stadthalle und die Kleinkunstbühne Schaustall vor allem mit Kabarettisten und Comedians, betreibt außerdem das Rex-Kino. Das Kinderund Jugendtheater „Blinklichter“füllt mit alljährlichen Neuinszenierungen mehrfach die Stadthalle. Die Monheimer Kulturwerke legen im Bühnenprogramm der OHG-Aula ebenfalls den Schwerpunkt auf Kleinkünstler, holen zudem immer wieder auch Tourneetheater dorthin. Das Archäologische Museum in Haus Bürgel legt bei den ausgestellten Fundstücken den Schwerpunkt auf die Vergangenheit als – damals noch linksrheinisches – Römerkastell.
Shoppen Die Einkaufs-Tempel rund um den Langenfelder Marktplatz bieten das klassische Center-Sortiment. An Haupt- und Solinger Straße sowie in der so genannten Schoppengasse sind noch inhabergeführte Geschäfte mit attraktiven und hochwertigen Angeboten zu finden. Der Langenfelder Wochenmarkt ist unschlagbar. Future-City-Projekte versuchen, den Handel zu stärken. In Monheim hilft die Stadt dem Handel auf die Sprünge, wird die erworbenen Einkaufszentren Monheimer Tor und Rathaus-Center aufhübschen und unterstützt die Händler-Plattform Lokalhelden auf dem Weg ins digitale Zeitalter. Der Markt ist klein, aber fein.
Gastronomie Neben den oben genannten Restaurants, Kneipen und Cafés in der Altstadt ist in Monheim auch der Blick auf den Rhein ein Pfund, mit dem in Monheim und Baumberg Gastwirte wuchern können – und den etliche Besucher aus der Nachbarstadt schätzen. Vor dem Monberg mit seinem Biergarten und Cocktail-Sandstrand ist dieser Rheinblick durch Gewerbebauten mittlerweile verstellt. In Langenfeld verteilen sich Restaurants übers Stadtgebiet. Wer zu Fuß von Kneipe zu Kneipe ziehen möchte, muss mitunter weite Wege zurücklegen. Vor allem im Sommer zeigt sich: Freiluftgastronomie ist in Langenfeld deutlich ausbaufähig.
Feste und Brauchtum Hier liegen unter den beiden Nachbarn Besuch und Gegenbesuch auf der Hand. Im Karneval kommen sich der Monheimer Rosenmontagszug und der samstägliche Langenfelder Zoch nicht in die Quere – auch mit dem regional einmaligen Reusrather Lichterzug gibt es keine Terminkollision. Im Sommer animieren die sieben sommerlichen Langenfeld-live-Rockkonzerte auf dem Marktplatz oder die Schlemmermeile ebenso zum Besuch beim Nachbarn wie das Monheimer Stadtfest mit dem Gänselieselmarkt oder das Festival im Spiegelzelt. Weitere Straßenfeste, Schützenwesen und Chorgesang tragen ebenso zu einem regen Austausch bei.
Sport Attraktive Laufstrecken und Radtouren führen durch Wälder, Felder und am Rhein entlang, dazu gibt es für Bewegungsfreudige gratis nutzbare Spielfelder aller Art im Freizeitpark Langfort, Skater-Anlagen und die Wasserski- Seilbahn. Wer beim Fußball nur zugucken möchte: Die zwei höchstklassigen Fußballvereine sind beide in der Gänselieselstadt: die Sportfreunde Baumberg und der FC Monheim sind als Oberligisten fünftklassig, die drei besten Langenfelder Clubs kicken allesamt in der siebtklassigen Bezirksliga.
Öffentlicher Nahverkehr Da ist die Stadt Langenfeld mit zwei S-Bahnhöfen (Berghausen und Langenfeld) gut ausgestattet. Bürger beklagen jedoch zu wenige Busverbindungen in den Stadtteilen zur Innenstadt. Monheim setzt dagegen eher auf gute Busanbindungen mit hoher Taktzahl zu eben den S-Bahnhöfen, setzt aber zugleich auch auf gute Verbindungen innerhalb der Stadt. Monheim plant, künftig fahrerlose Busse fahren zu lassen. Ein erster Test wird durch die Altstadt führen. Monheim hat in den BSM (Bahnen der Stadt Monheim) einen eigenen Verkehrsbetrieb, kooperiert wie Langenfeld aber auch mit der Düsseldorfer Rheinbahn, Langenfeld darüber hinaus noch mit der Wupsi (Wupper-Sieg). Beide Städte setzen auch aufs Fahrrad, wobei Monheim deutlich den stärkeren Akzent setzt; etwa mit einem neuen Verleihsystem und einer Satzung, die auch Parkplätze für Fahrräder und Tickets für Mieter/Mitarbeiter unterstützt.
Kinderbetreuung Hier gibt es aus Langenfelder Sicht vermutlich nachbarschaftlichen Neid. In Monheim zahlen Eltern nämlich keine Gebühren für den Besuch ihrer Sprösslinge in einer Kindertagesstätte. Beschlossen ist dort eine Investition in Höhe von 24,5 Millionen Euro für den Bau sechs neuer Kitas in der Stadt. Damit soll bis 2022 für Kinder unter drei Jahren eine 70-prozentige Platzgarantie geschaffen wer. Derzeit werden dort 331 unter drei und 1215 Kinder über drei jahren betreut. 210 Kinder werden in Kindertagespflege betreut. Davon sind 201 Kinder U3 und neun Kinder Ü3. Alle Eltern, die einen Kitaplatz vor August 2019 benötigen, haben eine Platzzusage für die neue neungruppige Kita, die im Frühjahr 2019 in Betrieb gehen wird. In Langenfeld öffnen im nächsten Jahr drei neue Kitas mit insgesamt 16 Gruppen. Sie können bis zu 320 Plätze bieten und Kinder ab vier Monaten betreuen. Die Gebühren kosten in Langenfeld ab einem Jahreseinkommen von 28.000 von 16 bis 260 Euro im Monat. In Langenfeld gibt es insgeamt 1598 Kita-Plätze für Kinder über drei Jahren sowie 386 Kleinkinder; zuzüglich knapp 200 Plätzen in der Tagespflege.
Rathauspolitik Das Langenfelder Rathaus ist seit vielen Jahren fest in CDU-Hand (50,9 Prozent seit 2014). Als Bürgermeister steht dort Frank Schneider seit 2009 (nach dem umtriebigen Magnus Staehler) an der Spitze. In Monheim ist zeitgleich Daniel Zimmermann (nach Dr. Thomas Dünchheim, CDU) ins Amt gekommen, als damals jüngster Bürgermeister in NRW. Ausgestattet sind Zimmermann und seine junge Partei Peto mit einer satten Mehrheit von 65 Prozent und können so die Visonen für die Stadt vorantreiben. In beiden Städten ist der Frust bei den anderen Parteien groß, da sie kaum eine Chance haben, direkt mit ihren Ideen durchzudringen.