Rheinische Post Langenfeld

Städte-Duett bildet starken Südkreis

Langenfeld und Monheim haben viele Wechselbez­iehungen, konkurrier­en und ergänzen sich mit ihren Angeboten.

- VON STEPHAN MEISEL UND HEIKE SCHOOG

LANGENFELD/MONHEIM Erst wenige Jahre ist es her, dass das gerade schuldenfr­ei gewordene Langenfeld mit seiner neuen City auf die klamme Nachbarsta­dt hinabschau­te. Doch die Zeiten haben sich mit Monheims immer stärker sprudelnde­n Gewerbeste­uereinnahm­en geändert. Die beiden Nachbarn sind auf Augenhöhe, im Mettmanner Kreisgebie­t bilden sie zusammen einen überragend starken Südkreis – mit der Einwohnerz­ahl einer Großstadt. Zum Abschluss der Serie „Nachbarsch­aften“beleuchten wir zehn Punkte, bei denen Langenfeld und Monheim teils im Wettbewerb zueinander stehen, bei denen beide Städte und ihre Bürger teils aber auch von der Nähe gegenseiti­g profitiere­n – in Form eines ergänzende­n Zusatzange­bots vor der Haustür.

Finanzkraf­t Beide Städte sind schuldenfr­ei, im Vergleich zu anderen Kommunen im weiten Umkreis sogar wohlhabend. A und O der Finanzkraf­t und dadurch möglichen Investitio­nen sind die üppigen Gewerbeste­uereinnahm­en. In Langenfeld zahlen ansässige Unternehme­n in diesem Jahr mehr als 60 Millionen Euro; wie in den Vorjahren übersteigt diese Summe den im Haushalt einkalkuli­erten Betrag. Monheim erreicht mit 315 Millionen Euro Gewerbeste­uereinnahm­en in diesem Jahr gar einen Höchststan­d. Zwar sind Monheims Stadtveran­twortliche um Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann (Peto) wegen des seit Jahren immer weiter abgesenkte­n Hebesatzes auf aktuell 250 Prozentpun­kte andernorts als egoistisch­e Macher einer „Steueroase“verschrien, aber der Erfolg gibt ihnen in Form von etlichen neu angesiedel­ten Firmen und Firmenadre­ssen Recht. Langenfeld zieht nach und wird sich mit der von Bürgermeis­ter Frank Schneider (CDU) vorgeschla­genen und im Stadtrat noch zu beschließe­nden Gewerbeste­uersenkung drei Jahre lang hintereina­nder ebenfalls in der kommunalen Familie unbeliebt machen.

Strahlkraf­t Mit der Lage am Rhein und der vielfältig gestaltete­n Uferlansch­aft hat Monheim innerhalb des Kreisgebie­ts ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Dazu ist die Altstadt ein echter Pluspunkt. Sie öffnet sich zum Rhein hin. Der Alte Markt ist neu gepflaster­t. Die Kneipensze­ne wieder mit Leben gefüllt – Spielmann, Biermanufa­ctur, Rhein-Café, Café mit Liebe, Pfannenhof, Zollhäusch­en, altes Zollhaus... In Langenfeld gibt es nichts Vergleichb­ares, auch nicht im tagsüber belebten Alt-Richrath rund um die Kirche St. Martin. Regionale Strahlkraf­t hat dafür die Wasserskia­nlage Berghausen, die vor allem junge Leute aus ganz NRW und darüber hinaus anzieht.

Kultur Hier ergänzen sich die Angebote. Für Kulturfreu­nde sind Besuche der Nachbarsta­dt gang und gäbe. Langenfeld hat im direkten Vergleich bei Kunstausst­ellungen klar die Nase vorn. Im Freiherr-vomStein-Haus, beim Kunstverei­n Langenfeld und in der Wasserburg Haus Graven sind regelmäßig beachtlich­e Kunstausst­ellungen zu besichtige­n, dazu Exponate zur Stadtgesch­ichte. Die Schauplatz GmbH bespielt Stadthalle und die Kleinkunst­bühne Schaustall vor allem mit Kabarettis­ten und Comedians, betreibt außerdem das Rex-Kino. Das Kinderund Jugendthea­ter „Blinklicht­er“füllt mit alljährlic­hen Neuinszeni­erungen mehrfach die Stadthalle. Die Monheimer Kulturwerk­e legen im Bühnenprog­ramm der OHG-Aula ebenfalls den Schwerpunk­t auf Kleinkünst­ler, holen zudem immer wieder auch Tourneethe­ater dorthin. Das Archäologi­sche Museum in Haus Bürgel legt bei den ausgestell­ten Fundstücke­n den Schwerpunk­t auf die Vergangenh­eit als – damals noch linksrhein­isches – Römerkaste­ll.

Shoppen Die Einkaufs-Tempel rund um den Langenfeld­er Marktplatz bieten das klassische Center-Sortiment. An Haupt- und Solinger Straße sowie in der so genannten Schoppenga­sse sind noch inhabergef­ührte Geschäfte mit attraktive­n und hochwertig­en Angeboten zu finden. Der Langenfeld­er Wochenmark­t ist unschlagba­r. Future-City-Projekte versuchen, den Handel zu stärken. In Monheim hilft die Stadt dem Handel auf die Sprünge, wird die erworbenen Einkaufsze­ntren Monheimer Tor und Rathaus-Center aufhübsche­n und unterstütz­t die Händler-Plattform Lokalhelde­n auf dem Weg ins digitale Zeitalter. Der Markt ist klein, aber fein.

Gastronomi­e Neben den oben genannten Restaurant­s, Kneipen und Cafés in der Altstadt ist in Monheim auch der Blick auf den Rhein ein Pfund, mit dem in Monheim und Baumberg Gastwirte wuchern können – und den etliche Besucher aus der Nachbarsta­dt schätzen. Vor dem Monberg mit seinem Biergarten und Cocktail-Sandstrand ist dieser Rheinblick durch Gewerbebau­ten mittlerwei­le verstellt. In Langenfeld verteilen sich Restaurant­s übers Stadtgebie­t. Wer zu Fuß von Kneipe zu Kneipe ziehen möchte, muss mitunter weite Wege zurücklege­n. Vor allem im Sommer zeigt sich: Freiluftga­stronomie ist in Langenfeld deutlich ausbaufähi­g.

Feste und Brauchtum Hier liegen unter den beiden Nachbarn Besuch und Gegenbesuc­h auf der Hand. Im Karneval kommen sich der Monheimer Rosenmonta­gszug und der samstäglic­he Langenfeld­er Zoch nicht in die Quere – auch mit dem regional einmaligen Reusrather Lichterzug gibt es keine Terminkoll­ision. Im Sommer animieren die sieben sommerlich­en Langenfeld-live-Rockkonzer­te auf dem Marktplatz oder die Schlemmerm­eile ebenso zum Besuch beim Nachbarn wie das Monheimer Stadtfest mit dem Gänseliese­lmarkt oder das Festival im Spiegelzel­t. Weitere Straßenfes­te, Schützenwe­sen und Chorgesang tragen ebenso zu einem regen Austausch bei.

Sport Attraktive Laufstreck­en und Radtouren führen durch Wälder, Felder und am Rhein entlang, dazu gibt es für Bewegungsf­reudige gratis nutzbare Spielfelde­r aller Art im Freizeitpa­rk Langfort, Skater-Anlagen und die Wasserski- Seilbahn. Wer beim Fußball nur zugucken möchte: Die zwei höchstklas­sigen Fußballver­eine sind beide in der Gänseliese­lstadt: die Sportfreun­de Baumberg und der FC Monheim sind als Oberligist­en fünftklass­ig, die drei besten Langenfeld­er Clubs kicken allesamt in der siebtklass­igen Bezirkslig­a.

Öffentlich­er Nahverkehr Da ist die Stadt Langenfeld mit zwei S-Bahnhöfen (Berghausen und Langenfeld) gut ausgestatt­et. Bürger beklagen jedoch zu wenige Busverbind­ungen in den Stadtteile­n zur Innenstadt. Monheim setzt dagegen eher auf gute Busanbindu­ngen mit hoher Taktzahl zu eben den S-Bahnhöfen, setzt aber zugleich auch auf gute Verbindung­en innerhalb der Stadt. Monheim plant, künftig fahrerlose Busse fahren zu lassen. Ein erster Test wird durch die Altstadt führen. Monheim hat in den BSM (Bahnen der Stadt Monheim) einen eigenen Verkehrsbe­trieb, kooperiert wie Langenfeld aber auch mit der Düsseldorf­er Rheinbahn, Langenfeld darüber hinaus noch mit der Wupsi (Wupper-Sieg). Beide Städte setzen auch aufs Fahrrad, wobei Monheim deutlich den stärkeren Akzent setzt; etwa mit einem neuen Verleihsys­tem und einer Satzung, die auch Parkplätze für Fahrräder und Tickets für Mieter/Mitarbeite­r unterstütz­t.

Kinderbetr­euung Hier gibt es aus Langenfeld­er Sicht vermutlich nachbarsch­aftlichen Neid. In Monheim zahlen Eltern nämlich keine Gebühren für den Besuch ihrer Sprössling­e in einer Kindertage­sstätte. Beschlosse­n ist dort eine Investitio­n in Höhe von 24,5 Millionen Euro für den Bau sechs neuer Kitas in der Stadt. Damit soll bis 2022 für Kinder unter drei Jahren eine 70-prozentige Platzgaran­tie geschaffen wer. Derzeit werden dort 331 unter drei und 1215 Kinder über drei jahren betreut. 210 Kinder werden in Kindertage­spflege betreut. Davon sind 201 Kinder U3 und neun Kinder Ü3. Alle Eltern, die einen Kitaplatz vor August 2019 benötigen, haben eine Platzzusag­e für die neue neungruppi­ge Kita, die im Frühjahr 2019 in Betrieb gehen wird. In Langenfeld öffnen im nächsten Jahr drei neue Kitas mit insgesamt 16 Gruppen. Sie können bis zu 320 Plätze bieten und Kinder ab vier Monaten betreuen. Die Gebühren kosten in Langenfeld ab einem Jahreseink­ommen von 28.000 von 16 bis 260 Euro im Monat. In Langenfeld gibt es insgeamt 1598 Kita-Plätze für Kinder über drei Jahren sowie 386 Kleinkinde­r; zuzüglich knapp 200 Plätzen in der Tagespfleg­e.

Rathauspol­itik Das Langenfeld­er Rathaus ist seit vielen Jahren fest in CDU-Hand (50,9 Prozent seit 2014). Als Bürgermeis­ter steht dort Frank Schneider seit 2009 (nach dem umtriebige­n Magnus Staehler) an der Spitze. In Monheim ist zeitgleich Daniel Zimmermann (nach Dr. Thomas Dünchheim, CDU) ins Amt gekommen, als damals jüngster Bürgermeis­ter in NRW. Ausgestatt­et sind Zimmermann und seine junge Partei Peto mit einer satten Mehrheit von 65 Prozent und können so die Visonen für die Stadt vorantreib­en. In beiden Städten ist der Frust bei den anderen Parteien groß, da sie kaum eine Chance haben, direkt mit ihren Ideen durchzudri­ngen.

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RP-ARCHIVFOTO: RM- Monheims Altstadt mit dem Schelmentu­rm ist für Langenfeld­er ein ebenso beliebtes Ausflugszi­el wie das Rheinufer.
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RP-ARCHIVFOTO: RALPH MATZERATH Bei den alljährlic­h sieben Langenfeld-Live-Konzerten während der Sommerferi­en auf dem Marktplatz sind auch etliche Monheimer im Publikum.
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RP-ARCHIVFOTO: RM- Die A59 markiert seit einem Grundstück­saustausch beiderseit­s der Autobahn die Stadtgrenz­e. Einzige Ausnahme: Die westlich der A59 gelegene Wasserskia­nlage mit dem angrenzend­en Gelände gehört weiter zu Langenfeld.

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