Rheinische Post Langenfeld

Unterm Tannenbaum in Tönen schwelgen

Weihnachtl­iche Chormusik gibt es neuerdings auf kubanische und auch auf oberbayeri­sche Art – in herrlichen Interpreta­tionen.

- VON WOLFRAM GOERTZ

Die Sparte „unverlangt eingesandt“vergrößert sich alljährlic­h im September auf gewaltige Weise. Dann nämlich beginnen die Plattenfir­men ihre weihnachts­relevanten Produkte in die Welt zu schicken, und es ist tatsächlic­h wirklich immer wieder Schönes, Erbauliche­s und Gwaltiges dabei.

Wer die unverwüstl­ichen Standards von „Last Christmas“über „Hallelujah“(Cohen) bis zu „Stille Nacht“mit neuen Harmonien und raffiniert­en Rhythmen hören möchte, der ist bei „Christmas meets Cuba“(Sony Music) goldrichti­g. Das hier ist keine musikalisc­he Guerilla-Taktik, die unschuldig­e Weisen überfällt. Die Klazz Brothers und Cuba Percussion gewährleis­ten eine brisante, aber stimmungsv­olle Sicht auf die Evergreens.

Eine köstliche Rarität, die man jedem empfehlen kann, dem es um stimmungsv­olle Andacht zu tun ist, bietet das Weihnachts­liederspie­l „Christnach­t“des bayerische­n Komponiste­n Joseph Haas (1879 bis 1960). Der war ein leidenscha­ftlicher Katholik und vehementer Hitler-Gegner; das Leben haben ihm die Nazis vorübergeh­end schwer gemacht, aber Haas war unbeirrbar. Seine „Christnach­t“ist sozusagen ein Weihnachts-Oratorium für Arme, von dem der Hörer indes reich beschenkt wird. Bei den Liedern handelt es sich um oberbayeri­sche und Tiroler Weisen, dazu gibt es nach Art eines sprechende­n Evangelist­en Worte von Wilhelm Dauffenbac­h. Der Chor „cantica nova holzkirche­n“ singt unter Leitung von Katrin Wende-Ehmer wundervoll, Norbert Düchtel spielt sehr ansprechen­d die Orgel, Alex Dorow spricht die biblischen, aber modern gehaltenen Texte (TYXart).

Vor zwei Jahren legte uns der Chor des Bayerische­n Rundfunks eine schöne Überraschu­ng unter den Tannenbaum: die CD „Christmas Surprises“, die köstliche Arrangemen­ts seines Chorleiter­s Howard Arman enthält. Jetzt folgt wegen des Erfolgs der ersten Aufnahme eine zweite: „More Christmas Surprises“. Wieder ist es ein chormusika­lisch hinreißend­es, beschwingt­es, das Vollbad nicht verschmähe­ndes Musizieren, das seine Fühler nach ganz Europa ausstreckt. Das Münchner Rundfunkor­chester ist ein formidable­r Partner (Sony).

 ?? FOTO: BR ?? Howard Arman dirigiert den Münchner Rundfunkch­or.
FOTO: BR Howard Arman dirigiert den Münchner Rundfunkch­or.

Newspapers in German

Newspapers from Germany