Zahlenfutter für mehr Optimismus
Friedrich Merz’ Brötchengeber
(maxi) Für den Finanzinvestor Blackrock dürfte die Kandidatur des Aufsichtsratsvorsitzenden seines deutschen Ablegers, Friedrich Merz, um den CDU-Parteivorsitz ungewollte Öffentlichkeit erzeugt haben. Der mächtigste Fonds der Welt ist zwar an vielen deutschen Dax-Konzernen beteiligt, zieht aber mit Vorliebe im Hintergrund die Strippen. Die „Zeit“-Journalistin Heike Buchter hat in ihrem Buch „Blackrock – eine heimliche Weltmacht greift nach unserem Geld“sachkundig aufgeschrieben, wer sich hinter dem Konzern verbirgt, welche Macht er hat und welche Ziele er verfolgt. Das Buch liest sich spannend wie ein Thriller. Wer es bislang noch nicht gelesen hat, sollte das schleunigst nachholen.
Heike Buchter, BlackRock – Eine heimliche Weltmacht geift nach unserem Geld, Campus, 280 Seiten, 27,95 Euro
Was Manager und Inkas verbindet
(maxi) Es sind erstaunliche Parallelen, die Andreas Krebs und Paul Williams in ihrem Buch „Die Illusion der Unbesiegbarkeit“aufzeigen: Parallelen zwischen den Inkas und so manchem Konzernchef. Die südamerikanischen Ureinwohner erschufen im 15. Jahrhundert in atemberaubendem Tempo ein Weltreich, ehe es an der Egomanie der Mächtigen zerbrach. Aus der Geschichte der Inkas leiten sie ein konkretes Manager-Instrumentarium ab. Das Buch richtet sich zwar in erster Linie an jene Unternehmenslenker, ist wegen der zahlreichen Beispiele und der unterhaltsamen Interviews mit namhaften Managern aber auch für andere wirtschaftsaffine Leser geeignet.
Andreas Krebs und Paul Williams, Die Illusion der Unbesiegbarkeit – Warum Manager nicht klüger sind als die Incas vor 500 Jahren, Gabal, 240 Seiten, 29,90 Euro
Abgesang auf eine Ex-Großbank
(gw) Der Absturz der Deutschen Bank ist tausendfach analysiert und kommentiert worden. Trotzdem lohnt es sich, dieses Buch zu lesen, weil der Autor dank umfangreicher Recherche präzise beschreibt, wie die Manager des größten deutschen Geldhauses das Schicksal des Unternehmens in die Hände von Investmentbankern legten und damit viele Probleme heraufbeschworen, unter denen die Bank noch heute leidet. Das ist wie bei einem Krimi, bei dem man den Mörder schon vorher kennt, aber trotzdem mit Spannung verfolgt, wie es so weit kommen konnte. Laabs betreibt allerdings nur Vergangenheitsbewältigung. Die Zukunft der Bank in der digitalen Welt findet nicht statt. Das trübt das Lesevergnügen ein wenig.
Dieter Laabs, Bad Bank – Aufstieg und Fall der Deutschen Bank, DVA, 560 Seiten, 28 Euro
Provokatives aus der Arbeitswelt
(anh) Über die Frage, ob uns mit Industrialisierung und Digitalisierung die Arbeit ausgeht, wurde viel geschrieben. David Graeber widmet sich einem anderen Phänomen: wie viele sinnlose Dienstleistungsjobs sich moderne Volkswirtschaften leisten. Dazu gehören für ihn Berater, Personalentwickler, mancher Job in der öffentlichen Verwaltung. Die können gut bezahlt sein, machen die Menschen wegen der Leere der Tätigkeit aber unglücklich. Das Buch ist klüger als sein reißerischer Titel. Graeber, einerseits linker Aktivist, andererseits Dozent der London School of Economics, fordert die Leser heraus. Mögen seine theoretischen Schlüsse auch selbst Unsinn sein, ist seine Reise durch die moderne Arbeitwelt erfrischend.
David Graeber, Bullshit Jobs vom wahren Sinn der Arbeit, Klett-Cotta, 464 Seiten, 26 Euro (rky) Es geht bergab mit der Welt? Das behaupten Donald Trump und manche linke Populisten – tatsächlich gibt es viele positive Trends. Dies belegt Harvard-Professor Steven Pinker in seinem mit Grafiken reichlich gefülltem Werk. Die Menschen leben praktisch überall länger, die Zahl der Menschen in absoluter Armut geht zurück, die Zahl der Demokratien hat zugenommen, Minderheiten werden weniger diskriminiert, Unfälle und Morde gehen zurück, erstaunlichereweise auch in den USA. Das Resultat: Die Welt ist insgesamt ein besserer Platz geworden. Pinker weist aber auch daraufhin, dass die globale Erwärmung ein riesiges Problem ist, doch bessere Technik könne den Klimaschutz voranbringen.
Steven Pinker, Aufklärung jetzt – für Vernunft, Wissenschaft, Humanismus und Fortschritt – eine Verteidigung. 736 Seiten. S. Fischer, 26 Euro
Industriegeschichte in bunten Happen
(maxi) So mancher kann eine Liebesgeschichte erzählen, die sich bei der Arbeit angebahnt hat. Das Buch „Aldi, Goldbär, Thermomix – Geniale Produktgeschichten made in NRW“ist eine solche. Der Reporter Martin von Mauschwitz war im Auftrag des WDR für zwei TV-Dokus in NRW unterwegs und verguckte sich prompt in die Industriegeschichte von Rhein und Ruhr. In unterhaltsamen, kurzen und toll bebilderten Häppchen stellt der Autor bekannte Erfindungen und die Menschen, denen sie zugeschrieben werden, vor. Wer eine hoch wissenschaftliche Arbeit zum Thema bevorzugt, sollte einen Bogen um von Mauschwitz’ Buch machen. Wer aber leicht und gut unterhalten werden möchte, kann beruhigt zugreifen.
Martin von Mauschwitz, Aldi, Goldbär, Thermomix – Geniale Produktgeschichten made in NRW, Droste, 192 Seiten, 22 Euro