Betrug mit stornierten Bahn-Tickets
BERLIN (dpa) Die Deutsche Bahn verzeichnet zurzeit „verstärkt betrügerische Aktivitäten“, die dazu führen, dass die Buchung von Tickets mit bestimmten Zahlungsmitteln eingeschränkt wurde. „Wir haben diese Maßnahme zum Schutz unserer Kunden ergriffen und bitten dafür um Verständnis“, sagte ein Sprecher. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass unsere Services so schnell wie möglich wieder wie gewohnt zur Verfügung stehen werden.“Einen Zeitrahmen nannte das Unternehmen nicht.
Bahnkunden können bis auf weiteres keine Sparpreis-Tickets per Lastschrift bezahlen, wenn sie auf bahn.de und im DB Navigator buchen. Bereits im November hatte die Bahn die Summe gesenkt, die per Lastschrift abgebucht werden konnte. Sparpreis-Tickets mit einem Wert von mehr als 150 Euro konnten nur mit Sofortüberweisung oder Kreditkarte unter Abfrage des 3D-Secure-Passwortes bezahlt werden. Im Moment sind überhaupt keine Zahlungen per Lastschrift mehr für Sparpreis-Tickets möglich, die storniert werden können.
Auf den Seiten der Bahn-Community im Internet entlädt sich der Zorn etlicher Bahnfahrer. Bemängelt wird eine fehlende Information für die Kunden, die zum Teil seit langer Zeit das Lastschrift-Verfahren nutzen. Viele verweisen darauf, dass das 3D-Secure-Verfahren nicht kurzfristig verfügbar sei, sondern erst nach Rücksprache mit der Bank.
Hintergrund der Betrugsfälle sind die Storno-Regeln: Bis Ende Juli fielen bei der Stornierung eines Sparpreis-Tickets 19 Euro Bearbeitungsgebühr an. Der Rest wurde zurückgezahlt – auf dem gleichen Wege, auf dem der Kunde gezahlt hatte. Den Restbetrag bekam man bei der Lastschrift also wieder aufs Girokonto. Seit dem 1. August fallen nun noch zehn Euro Bearbeitungsgebühr an, der Restbetrag wird allerdings als Stornogutschein ausgegeben, der für einen erneuten Ticketkauf verwendet werden kann. Der Stornogutschein ist ein siebenstelliger Code, der drei Jahre gültig ist und in Reisezentren und DB-Agenturen, am Automaten oder auf bahn.de eingelöst werden kann.
An diesem Punkt haben die Betrüger angesetzt, so die ermittelnde Bundespolizei. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird davon ausgegangen, dass bislang nicht identifizierte Täter über einen bisher unbekannten Kanal an Kreditkartendaten und oder Kontodaten gelangen.“Diese Daten hätten die Betrüger dann verwendet, um „Onlinetickets im Sparpreissegment“zu kaufen. „Bei den derzeit hier bekannten Fällen handelt es sich auch um hochpreisige Buchungen im Wert von bis zu 2500 Euro je Fahrtstrecke“, so die Bundespolizei. Die ergaunerten Tickets stornierten die Betrüger und ließen sich die Storno-Gutscheine per Mail schicken, um sie zu verkaufen.