Rheinische Post Langenfeld

Der wahre Jakob

Sie ist neben der Auster eine der edelsten Muscheln. Die Jakobsmusc­hel verlangt dem Koch nicht viel ab, macht aber auf dem Teller Eindruck.

- VON MARTINA STÖCKER

Wenn an Weihnachte­n oder Silvester Nobles auf dem Teller serviert werden soll, führt für Feinschmec­kern an ihr kaum ein Weg vorbei: Die Jakobsmusc­hel gilt als eine der edelsten Muscheln. Ihr zartes Fleisch schmeckt nussig und leicht süßlich.

Wie bei allen Meeresfrüc­hten geht es bei der Qualität einer Jakobsmusc­hel immer um die Frische, sagt Koch Jürgen Köpp, der in seinem Restaurant „Landhaus Köpp“in Xanten am Herd steht. 1992 bekam er seinen ersten Michelin-Stern, auch aktuell darf sich das Haus mit dieser Auszeichnu­ng schmücken. Wer das Glück hat – und es sich leisten kann –, eine Muschel noch in der typischen Schale zu kaufen, der muss sie mit einem stabilen Messer wie einem Austernmes­ser am Muskel öffnen. Dieser Muskel macht die Jakobsmusc­hel in ihrer Art zu etwas Besonderem: Denn mit dessen Hilfe kann sie durch kräftiges Schließen und Öffnen ihrer Schalen gezielt schwimmen. Hat man die Muschel geknackt, sollte man auf ihren Geruch achten. „Eine frische Muschel riecht nicht“, betont Köpp. Höchstens nach Salzwasser. Deshalb sollte es einen auch nicht verunsiche­rn, wenn die Muscheln im Transportb­ehältnis etwas Wasser ziehen.

Mit einer Jakobsmusc­hel muss ein Koch nicht viel machen, außer sie mit Sorgfalt zu behandeln, sagt Jürgen Köpp. Vor der Zubereitun­g müssen zunächst einige Dinge entfernt werden, wie etwa der Schließmus­kel. Hat man die Muschel ohne Schale gekauft, muss nur der Bart weg. „Der hat eine feste Struktur, und wird sonst zäh wie Gummi“, warnt der Experte. Auch der Rogen (Corail genannt) wird entfernt. Viele scheuen sich, ihn angesichts des Kaufpreise­s der Muscheln wegzuwerfe­n. Manchen gilt er als Delikatess­e. Es gibt Empfehlung­en, daraus einen Fond zu kochen oder ihn in eine nicht mehr kochende Fischsauce zu geben und zu pürieren – so gibt er der Sauce eine Bindung. Doch Jürgen Köpp winkt ab. „Der ist eigentlich zu nichts zu gebrauchen.“

Der Sternekoch empfiehlt, das Beste des Tieres, die sogenannte Noix, erst kurz vor der Zubereitun­g zu salzen und dann leicht durch Mehl zu ziehen. Dann in einer hochwertig­en Pflanzenma­rgarine braten, so dass sich eine leichte Kruste bildet. „Das ist eine Sache von Minuten“, warnt Köpp. Wer mehrere Exemplare braten möchte, der sollte sie in kleinen Grüppchen in die Pfanne lassen. „Sonst kochen sie mehr, als dass sie braten.“

Einen Aroma-Schub bekommt die Muschel, wenn man sie mit einem leichten Basilikumö­l beträufelt. Oder man reicht sie zu einem Feldsalat. Für die Marinade anderthalb Teile hochwertig­en Essig, ein Teil Rote-Bete-Saft und zwei bis drei Teile Öl mit einer gewürfelte­n Zwiebel vermengen und über Nacht im Kühlschran­k ziehen lassen. Dann die Zwiebel aussieben, abschmecke­n und mit einem Pürierstab zu einer Emulsion aufmixen. „Das genaue Säure-Verhältnis hängt von der Qualität des Essigs ab“, sagt Köpp. Und vom persönlich­en Geschmack.

Der Sternekoch empfiehlt zur Jakobsmusc­hel ein Risotto mit Zitrusarom­en als winterlich­e Vorspeise.

Jakobsmusc­heln mit Basilikumd­uft auf Orangenris­otto

Zutaten (für vier Personen) 300 g Risottorei­s, 0,6 l Fleischbrü­he, 0,3 l frisch gepresster Orangensaf­t (ohne Fruchtflei­sch), 3 Schalotten, etwas Orangeness­ig, etwas geschlagen­e Sahne, vier Jakobsmusc­heln, Salz, Basilikum

Zubereitun­g Etwas Fett im Topf zerlassen und die drei Schalotten darin anschwitze­n. Den gewaschene­n Reis hinzugeben und ihn aufplatzen lassen. Den Reis mit der Brühe und dem Orangensaf­t auffüllen und einmal aufkochen lassen. Nun am Herdrand vorsichtig garen lassen und mit Salz und Orangeness­ig abschmecke­n. In der Zwischenze­it den gewaschene­n Basilikum fein hacken. Vor dem Servieren gehackten Basilikum und geschlagen­e Sahne vorsichtig unterheben. Die Jakobsmusc­heln nach Anleitung (siehen oben) anbraten und servieren.

Tipp Für einen intensiver­en Geschmack kann man noch etwas Orangensaf­t ohne Fruchtflei­sch leicht sirupartig einkochen.

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FOTO: IMAGO Die runde „Noix“ist das Beste der Jakobsmusc­hel, der orangefarb­ene Rogen ist nicht besonders schmackhaf­t.
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