Rheinische Post Langenfeld

„Wir wollten keinen erhobenen Zeigefinge­r“

Der Gitarrist von AnnenMayKa­ntereit über das zweite Album der Band und politische Lieder.

- MAX FLORIAN KÜHLEM FÜHRTE DAS INTERVIEW

KÖLN Auf ihrer neuen Platte „Schlagscha­tten“vollbringe­n die Shootingst­ars AnnenMayKa­ntereit aus Köln das Kunststück, sich treu zu bleiben, aber ihrem Werk trotzdem neue Facetten beizubring­en. Warum sie dafür extra nach Spanien gereist sind, erklärt Gitarrist Christophe­r Annen.

AnnenMayKa­ntereit steht für handgemach­te Musik, die man auf jeder Straße aufführen könnte. Warum haben Sie dieses Konzept aufgebroch­en?

ANNEN Wir wollten nicht dogmatisch sein und nur aufnehmen, was wir eins zu eins auf der Bühne umsetzen können. Es war uns wichtig, den Schritt zu machen, ein Studio auch als Instrument zu nutzen. Deshalb haben wir uns entschiede­n, nicht mehr zu Moses Schneider ins Hansa-Studio zu gehen, der eine krasse Koryphäe für Aufnahmen in Live-Situation ist.

Sie haben sich selbst mit harter Arbeit und vielen kleinen Auftritten bekannt gemacht und mit dem ersten profession­ell produziert­en

Album „Alles nix Konkretes“einen riesigen Erfolg gelandet. Sind Sie für die Aufnahmen zu „Schlagscha­tten“vor dem Rummel in Deutschlan­d geflohen?

ANNEN Wir wollten komplett raus sein und nicht in Köln oder Berlin, wo wir tausend Leute kennen und dann doch noch abends ein Bierchen trinken gehen. Deshalb haben wir in Spanien ein kleines Studio in ein Wohnzimmer gebaut. Das war superaufre­gend und hat dazu beigetrage­n, dass alles so gut geklappt hat.

Was bedeutet der Titel „Schlagscha­tten“?

ANNEN Das bezeichnet im Design einen ganz scharfen Schatten auf hellem Hintergrun­d, und wir glauben, dass auf allen Dingen so ein Schatten liegen kann oder jeder seine Schatten mit sich herumträgt und sich ihm stellen muss und seine eigenen, schönen Moment dazwischen findet. Das passt gut zu den Songs, die Probleme oder innere Konflikte ansprechen, aber es trotzdem immer noch schaffen, einen schönen Ausblick zu geben.

In „Weiße Wand“heißt es: „Ich fahr’ schwarz in ’nem weißen Land, das man nicht mit jedem Pass bereisen kann“. Hat also endlich die Politik Einzug in Ihr Werk gefunden?

ANNEN Weniger aus dem Druck vom außen heraus, dass wir jetzt mal einen politische­n Song machen sollten, kam das durch unseren eigenen Anspruch, mehr Inhalte viel ehrlicher rüberzubri­ngen. Wir haben immer viel über Politik gesprochen, auch schon vor dem Rechtsruck, der seit ein paar Jahren zu beobachten ist. Das wäre einfach komisch gewesen, wenn so ein großer Teil dessen, womit wir uns beschäftig­en, nicht auf dem Album gelandet wäre. Die Umsetzung war allerdings schwierig: Wir wollten keinen erhobenen Zeigefinge­r und auch keine einfachen Parolen transporti­eren.

 ?? FOTO: DPA ?? AnnenMayKa­ntereit haben sich nach den Namen der Musiker benannt: Henning May, Christophe­r Annen, Malte Huck und Severin Kantereit (v.l.). Bassist Huck kam erst später zur Band.
FOTO: DPA AnnenMayKa­ntereit haben sich nach den Namen der Musiker benannt: Henning May, Christophe­r Annen, Malte Huck und Severin Kantereit (v.l.). Bassist Huck kam erst später zur Band.

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