Musik wurde seine Droge – jetzt dirigiert er „Maria Stuarda“
Das Werk von Gaetano Donizetti hatte jetzt an der Rheinoper Premiere. Am Dirigentenpult steht Antonio Fogliani.
DÜSSELDORF Nach der Duisburger Premiere vor einem Jahr zog „Maria Stuarda“von Gaetano Donizetti jetzt ins Düsseldorfer Opernhaus ein. Am Dirigentenpult steht erneut Antonino Fogliani, seit der Spielzeit 2016/17 „Principal Guest Conductor“an der Rhein-Oper. Italienischer Komponist, italienischer Dirigent. Führt das zu Harmonie? Nur bedingt, meint Fogliani. „Natürlich haben meine Tradition und meine Kultur eine Bedeutung“, sagt er. „Ich bin in Sizilien geboren, habe in Bologna, Mailand und Siena studiert. Aber wir alle in Italien widmen uns auch ausgiebig der deutschen Musik, da gibt es viele Parallelen.“
Was er am Beispiel von Rossini erklärt: „Er hat sich intensiv mit Mozart und Haydn beschäftigt. Für mich ist er ein europäischer Komponist mit deutschen Strukturen.“Umgekehrt seien in frühen Werken von Wagner, etwa „Rienzi“, „Lohengrin“oder „Tannhäuser“, deutliche Einflüsse italienischer Musik zu erkennen. Ein spezielles Talent für das Dirigieren italienischer Opern brauche man gewiss nicht, glaubt er und lacht. „Man braucht das Talent, Musik zu machen.“
Dass er genau das wollte, wusste Fogliani (42) schon als Elfjähriger. Seine Schwester studierte Gesang am Konservatorium in Messina. Nahm sie ihn mit, war er glücklich. „Eine große Liebe, vom ersten Moment an. Das Stimmen der Instrumente, der Sound der Pauken. Wie eine Droge sog ich alles in mich auf und tauschte die ersehnte Fußballer-Karriere gegen die eines Musikers ein.“Die Richtung kannte er zunächst nicht. „Ich probierte alles mögliche aus“, erzählt er. „Klavier, Violine, Komposition. Ja, ich war ein Geiger, wenn auch ein schlechter. Aber ich halte eine breite kulturelle Basis für wichtig. In der Musik fließt alles zusammen.“
In Siena träumte er noch davon, Komponist zu werden. Beflügelt von Lehrern wie Ennio Morricone, der das legendäre Leitmotiv des Westerns „Spiel mir das Lied vom Tod“schuf. Dieses Genie der Filmmusik hätte weit mehr als nur einen Oscar verdient, sagt Antonino Fogliani. Doch bei der Arbeit mit ihm bemerkte er auch: „Das Komponieren eigener Stücke empfand ich als schwierig, trotz meiner Begabung. Dirigieren dagegen fiel mir leicht.“
Sein Debüt feierte er 2001 beim Rossini-Festival in Pesaro mit „Il Viaggio a Reims“. Mit den Jahren machte er sich als Spezialist für Belcanto-Opern einen Namen. In diese Reihe fügt sich „Maria Stuarda“ein. Von seinen Heldinnen in dieser Inszenierung schwärmt er. Adela Zaharia in der Titelpartie kennt er schon lange. Er schlug sie sogar an der Bayerischen Staatsoper als Ersatz für Diana Damrau in „Lucia di Lammermoor“vor – ein Triumph für die junge Sopranistin. „Adela beherrscht die Kunst des Belcanto, bei dem nichts forciert werden kann. Alle Gefühle müssen in die Stimme fließen. Maria Kataeva gibt als Elisabetta die Emotionen wunderbar leicht und dennoch dunkel wieder. Beide sind fantastisch, große Talente.“In sein Lob bezieht Antonino Fogliani das gesamte Ensemble ein: „Erste Klasse. Metropolitan-Qualität.“Ein kräftiges Nicken. „Glauben Sie mir!“