Rheinische Post Langenfeld

Schalke steckt im Abstiegska­mpf

Am letzten Spieltag der Bundesliga geht es vor allen Dingen in der Abstiegszo­ne zur Sache.

- VON ROBERT PETERS

DÜSSELDORF Schön, dass es die Bundesliga gibt. In diesem Jahr erfreut die höchste nationale Fußballkla­sse ihre Anhänger bis zum Weihnachts­fest. Jedenfalls beinahe. Der letzte Hinrunden-Spieltag ist der Sonntag. Noch unter dem Weihnachts­baum dürfen die Erkenntnis­se vom Wochenende munter erörtert werden. Was steht auf dem Programm?

Der Kampf um die Spitze. Dieser kleine Wettbewerb zum Jahresausk­lang ist entschiede­n. Borussia Dortmund geht als Herbstmeis­ter über die Ziellinie. Fraglich ist allein, mit wie vielen Punkten Vorsprung. Borussia Mönchengla­dbach und Bayern München sind auf sechs Zähler herangerüc­kt. Und es trifft sich gut, dass die niederrhei­nische Borussia zum Spitzenspi­el ins ehemalige Westfalens­tadion kommt (siehe oben).

Der Kampf um die Europa-Plätze. Mönchengla­dbach, München und Leipzig sind aus den ersten sechs Rängen nicht mehr zu verdrängen. Aussichtsr­eiche Bewerber um einen Rang, der in den europäisch­en Fußball führt, sind Eintracht Frankfurt, der VfL Wolfsburg, Hoffenheim und Hertha BSC. Sogar Werder Bremen hat noch theoretisc­he Chancen. Dann müssten die freundlich­en Mitbewerbe­r allerdings Federn lassen.

Der Kampf um den Klassenerh­alt. Die größte Spannung herrscht in den unteren Regionen der Tabelle. In gleich drei Spielen stehen sich unmittelba­r bedrohte Teams gegenüber. Nürnberg empfängt Freiburg, Hannover die Düsseldorf­er und Stuttgart den FC Schalke 04. Dass die Altmeister Stuttgart und Schalke ums sportliche Überleben kämpfen, gehört zu den negativen Überraschu­ngen dieser Spielzeit.

Stuttgart hat nach einer herausrage­nden Rückrunde 2017/18 sein Team zwar tüchtig mit fußballeri­scher Prominenz verstärkt, dafür aber wenig fußballeri­sche Mentalität eingekauft. Der leise Aufwärtstr­end beim 2:1-Erfolg über Hertha BSC hat das Problem nur für ein paar Tage überdeckt, schon beim 0:2 in Wolfsburg war es wieder zu besichtige­n.

Der neue Trainer Markus Weinzierl widmete sich weniger der allgemein beklagensw­erten Lage als einigen Details. „Der letzte Pass hat immer wieder gefehlt“, erklärte er. So kann man das auch sehen.

Noch tiefer als die Stuttgarte­r, die im Frühling 2018 noch vom späten Sprung ins europäisch­e Geschäft träumen durften, ist Schalke 04 gefallen. Die Vizemeiste­rschaft in der vergangene­n Saison hat ganz offensicht­lich zu falschen Schlüssen verleitet. Schalke wähnte sich schon bei den Großen. Dass es den Sprung auf den Platz hinter dem Serienmeis­ter Bayern München schaffte, lag allerdings nicht nur an eigenen Stärken. Die Konkurrenz hatte sehr viel mit sich selbst zu tun. Schalke gewann das Rennen um die Vizemeiste­rschaft, weil es als Kollektiv geschickt verteidigt­e und entschloss­en seine Chancen verwertete.

Die Mannschaft scheint aber keine andere Idee zu verfolgen als reine Torverhind­erung. Diese Taktik wirkt in der Hinrunde 2018/19 nicht, weil die mannschaft­liche Abwehrarbe­it nicht mehr so organisier­t daherkommt wie vor ein paar Monaten, weil der seinerzeit herausrage­nde Naldo keine bedeutende Rolle mehr spielt, und weil die Abgänge nicht ausgeglich­en wurden. Weder für Verteidige­r Thilo Kehrer noch für die Mittelfeld­spieler Max Meyer und Leon Goretzka wurde auch nur einigermaß­en gleichwert­iger Ersatz gefunden.

Das führt zu armseligen fußballeri­schen Vorstellun­gen, von denen beim 1:2 gegen Leverkusen eine besonders schlimme abgeliefer­t wurde. Trainer Domenico Tedesco gilt trotzdem als unantastba­r. Diese Sprachrege­lung gibt jedenfalls Sportvorst­and Christian Heidel aus. „Wir haben großes Vertrauen in ihn“, sagte er, „ich tu mich schwer damit, einen Trainer in Frage zu stellen, den wir vor vier Monaten noch gefeiert haben.“Gefeiert wurde Tedesco für die Ergebnisse, weniger für die fußballeri­schen Leistungen. Mittlerwei­le fehlen ihm auch Ergebnisse – und damit Argumente. Darüber sprach Heidel nicht.

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FOTO: DPA Schwer unter Druck: Schalkes Trainer Domenico Tedesco.

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