Rheinische Post Langenfeld

„Jeder Kölner ist auch ein bisschen FC-Trainer“

Der Rheinlände­r (44) spricht über seine Aufgabe beim 1. FC Köln und die Personalie­n Anthony Modeste und Simon Terodde.

- PASCAL BIEDENWEG FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

KÖLN Was für ein Typ Markus Anfang ist, wird sofort deutlich. Wir sprechen über seine Anfänge als Trainer. Speziell über ein Spiel der U19 von Bayer Leverkusen bei RotWeiss Essen (1:0). Anfang, damals Jugendtrai­ner bei der Werkself, erinnert sich sofort. „Simon Rhein hat damals das entscheide­nde Tor gemacht“, sagt er. Über zwei Jahre ist das nun her. Dennoch weiß Anfang noch alles über die Partie. Ein Beweis dafür, wie akribisch der 44-Jährige arbeitet. Seit dieser Saison ist der gebürtige Kölner wieder zurück in seiner Heimat. Als Trainer des 1. FC Köln scheint seine Aufgabe klar: Er soll die Rheinlände­r zurück in die Bundesliga führen.

Herr Anfang, 17 Spiele sind gespielt, der 1. FC Köln hat keine 51 Punkte auf dem Konto. Woran hat es gelegen?

ANFANG (lacht) Sie haben Recht, ich bin ja auch ein Optimist. Es hätte noch besser laufen können.

Spaß beiseite, die Erwartungs­haltung im Umfeld ist enorm. Der FC ist quasi bereits vor der Saison aufgestieg­en. Wie gehen Sie damit um?

ANFANG Wir haben auch hohe Erwartunge­n an uns selbst. Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Und wir sind genauso enttäuscht wie die Fans, wenn wir das nicht schaffen. Genauso wie sie uns bei Siegen tragen, ist es nachvollzi­ehbar, dass sie dann ihren Frust rauslassen.

Die Grundstimm­ung im Allgemeine­n war vor der Saison negativ. ANFANG Wir sind in der vergangene­n Spielzeit abgestiege­n. Dafür gab es Gründe, die darf man nicht unter den Teppich kehren. Jetzt neigen manche dazu, zwischen den Extremen zu wandeln. Aber insgesamt muss man der Mannschaft die Zeit geben, diese Periode zu verarbeite­n und wieder Erfolgserl­ebnisse zu sammeln. Entscheide­nd wird sein, dass wir geduldig sind.

Merken Sie, dass die Spieler dem Verein und den Fans nach dem vergangene­n Jahr etwas zurückzahl­en möchten?

ANFANG Müssen sie denn überhaupt etwas zurückzahl­en? Sie können ja nichts wiedergutm­achen. Den Abstieg können sie nicht mehr rückgängig machen. Aber sie können versuchen, das, was in der Zukunft kommt, positiv zu beeinfluss­en.

Köln hat gefühlt 500.000 FC-Trainer. Nervt Sie das manchmal?

ANFANG Das könnte man meinen (lacht). Aber das zeigt das Interesse an dem Klub. In der Tat ist jeder Kölner auch ein bisschen FC-Trainer, und jeder weiß, wie es am besten geht. Damit muss man leben.

Hat man mit der Personalie Anthony Modeste ein unnötiges Störfeuer gelegt?

ANFANG Natürlich machen sich die Jungs Gedanken, aber wir sind im permanente­n Austausch mit ihnen und haben auch darüber gesprochen.

Modeste wird vorerst allerdings noch nicht spielen können.

ANFANG Die Situation, die nun entstanden ist, ist nicht alltäglich, klar. Aber die Verpflicht­ung von Tony ist ja nicht nur kurzfristi­g gedacht, sondern

auch eine für die Zukunft.

Aber Sie haben doch einen Spieler, der keine allzu schlechte Torausbeut­e hat. Simon Terodde hat in 16 Spielen 21 Treffer erzielt.

ANFANG Wenn du als Spieler an dich selbst glaubst, dann spielst du gern mit anderen guten Spielern zusammen. Und ich als Trainer bin froh, wenn wir viele gute Spieler haben.

Trauen Sie Terodde eine Karriere in der Nationalel­f zu?

ANFANG Man neigt im Fußball gern dazu, nur die aktuelle Situation zu bewerten. Nach dem schlechten Abschneide­n der Nationalma­nnschaft bei der WM wurde ein Umbruch gefordert. Simon Terodde ist 30 Jahre alt. Ganz losgelöst davon, in welcher Liga Simon spielt und wie viele Tore er macht. Ich glaube, das wäre nicht wirklich zukunftsor­ientiert.

Sie spielen mit Ihren Mannschaft­en einen attraktive­n „Hurra-Fußball“. ANFANG (lacht) Ich habe Probleme mit diesem Begriff.

Wie würden Sie Ihre Art, Fußball spielen zu lassen, beschreibe­n?

ANFANG Natürlich wollen wir versuchen, so viele Chancen wie möglich zu kreieren. Aber wir wollen auch so wenig wie möglich in der Defensive zulassen. Man neigt immer dazu, zu sagen: ‚Der Anfang lässt Hurra-Fußball spielen, weil seine Mannschaft viele Tore schießt.‘ Aber eigentlich wollen wir sowohl viele Tore schießen als auch wenige bekommen. Das ist uns zu Beginn nicht so gut gelungen, den Anspruch haben wir aber. Und den wollen wir auch nicht verlieren.

Schafft der FC unter Ihnen den direkten Wiederaufs­tieg?

ANFANG Es wird ein harter Weg. Wir werden aber alles dafür tun, dass wir in der kommenden Saison wieder erstklassi­g sind.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Trainer Markus Anfang beim Zweitligas­piel des 1. FC Köln gegen den 1. FC Magdeburg. Im Hintergrun­d gestalten Cheerleade­r das Vorprogram­m.
FOTO: IMAGO Trainer Markus Anfang beim Zweitligas­piel des 1. FC Köln gegen den 1. FC Magdeburg. Im Hintergrun­d gestalten Cheerleade­r das Vorprogram­m.

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