Dahlmeier möchte nur Spaß haben
Die Biathletin feiert ihre ersehnte Rückkehr in den Weltcup, schraubt die Erwartungen aber herunter.
NOVE MESTO/FRANKFURT (sid) Laura Dahlmeier wirkte extrem gelassen, als sie auf die anstehende und mit Spannung erwartete Rückkehr in den Biathlon-Weltcup vorausblickte. „Ich fühle mich nicht als amtierende Doppel-Olympiasiegerin, die nun die Welt retten muss“, sagte die 25-Jährige am Donnerstag: „Ich will einfach nur Spaß haben und schöne Rennen laufen.“
24 Stunden vor dem Sprint im tschechischen Nove Mesto (Freitag, 17.30 Uhr) war die positive Aufregung allerdings spürbar – immerhin feiert Dahlmeier an einem für sie magischen Ort das ersehnte Comeback. Hier hatte sie 2013 das erste Rennen auf der großen Bühne bestritten, hier hatte sie 2015 ihren ersten von bislang insgesamt 19 Weltcup-Siegen geholt. „Ich verbinde sehr positive Emotionen mit Nove Mesto“, sagte Dahlmeier der „ARD“, sie sprach zudem von einer „spontanen Entscheidung“. Denn nach der krankheitsbedingten Zwangspause hatte die siebenmalige Weltmeisterin erst am Dienstag endgültig grünes Licht von den Ärzten bekommen. „Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, aber ich merke, dass es Stück für Stück zurückkommt“, sagte Dahlmeier. Das Rüstzeug für das Comeback, an das man laut Dahlmeier „keine großen Erwartungen“knüpfen sollte, hatte sich die Bayerin zuletzt fernab der Öffentlichkeit im IBU-Cup geholt. Das tägliche Training mit der jungen Garde der deutschen Skijäger bezeichnete sie als „unheimlich schöne Phase“, die sie auch ein wenig geerdet habe.
In der zweiten Liga der Biathleten verpasste Dahlmeier in der Vorwoche nur knapp den Sieg mit ihrem Partner Roman Rees in der Single-Mixed-Staffel. Dort fühlte Dahlmeier vermutlich mehr denn je wieder jenen Drang, der sie in den vergangenen Wochen bereits motiviert hatte: „Ich will wieder fit werden, ich will wieder zurück!“
Drei Tage vor Weihnachten ist es nun also soweit. „Laura ist gesundheitlich wieder voll belastbar“, sagte der Disziplin-Trainer Florian Steirer, der davon ausgeht, „dass es funktionieren wird“. Aber, um es noch mal zu verdeutlichen: „Es ist absolut zweitrangig, welche Platzierungen sie bei diesen Rennen erreicht.“Die blanken Zahlen interessieren Dahlmeier selbst vermutlich auch nur bedingt, obwohl insgeheim schon die Hoffnung mitschwingt, an alte Erfolge anzuknüpfen. Denn ohne ihre unangefochtene Nummer eins hatten die deutschen Biathletinnen bei den ersten beiden Weltcups nicht ein einziges Mal das Podest erreicht – das war der schwächste Saisonstart in der DSV-Geschichte. „Eine Sportlerin hat in der Vergangenheit viel kaschiert“, sagte Kristian Mehringer, der andere Trainer der deutschen Frauen, nach dem zurückliegenden Weltcup im österreichischen Hochfilzen mit Blick auf Dahlmeier: „Und wenn eine Sportlerin auf dem Podium steht, interessiert es keinen, wenn andere 20. oder 30. werden.“Am Freitag wird das wieder so sein, Dahlmeier wird alle überstrahlen. Ganz egal, ob sie auf das Podest läuft oder den Sprint weit abgeschlagen landet.
Weitaus besser als bei den Frauen, lief es in dieser Saison bislang bei den deutschen Biathlon-Männern. Doch in Nove Mesto erwischten auch die Biathleten des DSV einen nicht ganz optimalen Tag. Weltmeister Benedikt Doll hat zum Auftakt des Biathlon-Weltcups im tschechischen Nove Mesto im Sprint als bester Deutscher den elften Platz belegt. Der 28 Jahre alte Schwarzwälder leistete sich am Freitag eine Strafrunde und hatte beim vierten Saisonsieg des Norwegers Johannes Thingnes Bö 1:12,5 Minuten Rückstand.