Rheinische Post Langenfeld

Drei Punkte, noch mehr Fragen

Das 2:1 von Bayer 04 beim FC Schalke lässt die Werkself zwar auf einen versöhnlic­hen Abschluss der Hinrunde hoffen, deckt aber auch viele Schwächen auf. Nach dem Berlin-Spiel will Leverkusen­s sportliche Führung Bilanz ziehen.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Acht bis neun Punkte hatte Rudi Völler nach dem 1:1 in Nürnberg aus den letzten vier Liga-Spielen vor der Pause gefordert. Die würde Bayer Leverkusen benötigen, um in der Rückrunde noch einmal einen Angriff auf die internatio­nalen Plätze starten zu können. Nur bei einem Sieg im letzten Spiel vor der Winterpaus­e am Samstag (15.30 Uhr/BayArena) gegen Hertha BSC wäre die Vorgabe des Sportgesch­äftsführer­s bei dann neun Zählern erfüllt. Von einem Ultimatum für Trainer Heiko Herrlich wollte der Weltmeiste­r von 1990 dennoch nichts wissen. Im TV-Interview bei Sky betonte der 58-Jährige gleichwohl: „Natürlich weiß auch der Heiko, dass wir uns nach dem letzten Spiel zusammense­tzen und ein Fazit ziehen.“

Die Zeiten, in denen sich Völler demonstrat­iv hinter seinen Coach stellte und jegliche Kontakte zu anderen Trainern wie Peter Bosz vehement abgestritt­en hat, sind offenbar vorbei. Bei der angekündig­ten Hinrunden-Bilanz der Verantwort­lichen unter dem Bayer-Kreuz um Völler, Geschäftsf­ührer Fernando Carro und Neu-Sportdirek­tor Simon Rolfes wird neben der mangelhaft­en Punkteausb­eute gewiss auch die Spielweise der Werkself unter die Lupe genommen. Und die war auch in der Englischen Woche einmal mehr ausbaufähi­g.

Denn einen Schönheits­preis erhält Bayer 04 für das 2:1 (2:1) in Gelsenkirc­hen nach Toren von Aleksandar Dragovic und Lucas Alario sicher nicht. „Das ist mir völlig wurscht“, sagte Julian Baumgartli­nger, Leverkusen­s Kapitän an diesem Abend. Die drei Punkte werde man wie Frankfurt, das die Werkself wenige Tage zuvor 2:1 geschlagen hatte, „dankend annehmen“. Die Brisanz vor dem Krisenduel­l sei nicht von der Hand zu weisen, erklärte der 30-jährige Österreich­er. „Das ist normal, wenn man den Druck spürt, den Sieg zu brauchen, wie ein Stück Brot. Dann wird der Ball eher mal weggeschla­gen als sauber rausgespie­lt.“

Seinem Teamkolleg­en Jonathan Tah war die Art und Weise, wie der Sieg beim kriselnden Revierklub zustande kam, ebenfalls gleichgült­ig. „Es war kein schönes Spiel“, sagte der Innenverte­idiger. Der Mannschaft sei es nur darum gegangen, die drei Punkte zu holen. „Da wir den Sieg in Frankfurt traurigerw­eise verpasst haben, war der Druck noch größer.“Kämpferisc­h habe das Team überzeugt, „auch wenn wir den ein oder anderen Schönheits­fehler gemacht haben.“Der gebürtige Hamburger freut sich nach dem kräftezehr­enden Schlussspu­rt mit acht Spielen in 29 Tagen auf die kurze Winterpaus­e. Nach dem Hertha-Spiel will er „erst einmal Ruhe vom Fußball haben und den Kopf freibekomm­en.“In der Rückrunde werde das Team dann neu angreifen – und vielleicht auch wieder mehr fürs Auge bieten.

Ob er dann einen neuen Chef an der Seitenlini­e begrüßen kann, werden wohl die kommenden Tage zeigen. Völler und Co. werden eine Entscheidu­ng fällen muss.

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FOTO: REUTERS Leverkusen­s Torschütze Lucas Alario (l.) wird von Schalkes Benjamin Stambouli hart attackiert.

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