Rheinische Post Langenfeld

Eine Rettung wie im Film

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Oliver Rosenbaum wollte am 7. Juni vergangene­n Jahres seine 20 Jahre alte Tochter zum Bahnhof bringen, als er den dichten, schwarzen Qualm über einem Haus an der Rheydter Straße in Neuss bemerkte. „Ich hab den Rückwärtsg­ang eingelegt und gesehen, dass die Dachgescho­sswohnung in Flammen steht, an einer Dachgaube stand ein Mann“, sagt Rosenbaum. Er befahl seiner Tochter, im Auto zu bleiben, lief zum Haus und rief einem Mann auf der anderen Straßensei­te zu: „Komm rüber, hilf mir!“

Die Männer eilten die Treppe zur brennenden Wohnung hoch, doch der Mann am Fenster reagierte nicht auf ihr Klingeln. Auf dem Weg nach oben hatten sie noch die anderen Bewohner gewarnt. „Wir haben oben versucht, die Tür einzutrete­n – keine Chance“, sagt Rosenbaum. Der Rauch zog durch das ganze Treppenhau­s, sein Mithelfer habe aufgeben wollen, sagt der 53-Jährige. „Ich hab zu ihm gesagt: Nix da, los, wir versuchen es noch einmal zusammen.“Wie im Film sei die Tür dann bei dem Doppeltrit­t aus dem Rahmen geflogen.

In der Wohnung versuchten die Männer sich zu orientiere­n und den Mann am Fenster zu finden. „Wir konnten wegen des Qualms kaum etwas sehen“, sagt Rosenbaum. Er musste eine abgeschlos­sene Glastür einschlage­n, um dann den Bewohner davon zu überzeugen, mit ihm zu kommen. Wie sich später herausstel­lte, hatte der absichtlic­h eine Luftmatrat­ze angezündet, weil er nicht mehr leben wollte. Er lief schließlic­h mit den Männern nach unten. Rosenbaum rettete dort noch eine Bewohnerin im Rollstuhl.

Im November wurde Rosenbaum mit der Rettungsme­daille des Landes NRW ausgezeich­net. „Ich hätte mich dafür nie selbst beworben. Der Mann, der mir geholfen hat, hätte die Auszeichnu­ng genauso verdient“, sagt er. Leider sei der an dem Tag verschwund­en, ohne seinen Namen bei der Feuerwehr zu hinterlass­en.

Rosenbaum würde immer wieder so handeln. Vor allem, weil er zwei Monate nach dem Feuer einen Anruf von einer Frau bekam, die im Auftrag des lebensmüde­n, 33-jährigen Mannes anrief. „Sie sollte mir seinen Dank dafür ausrichten, dass ich sein Leben gerettet habe.“Das, sagt Rosenbaum, habe ihn so sehr gefreut, dass er Tränen in den Augen hatte. Claudia Hauser

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