Rheinische Post Langenfeld

Zeit für Fragen und Antworten

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Männer sind bei uns Exoten“, sagt Hans Kob. Das „uns“, von dem er spricht, sind die ehrenamtli­chen Helfer am Hospiz des Evangelisc­hen Krankenhau­ses in Düsseldorf. Seit einem Jahr engagiert sich der 69-Jährige dort. Von rund 60 Helfern sind etwa 50 Frauen. „Ich glaube, das liegt daran, dass man als Ehrenamtle­r kein Bestimmer ist, sondern Geber.“

Kobs Aufgaben im Hospiz: in der Küche anpacken, die Rezeption besetzen und für das Patienten-Kaffeekrän­zchen am Nachmittag Kaffee und Kuchen bereitstel­len. All das eben, was dafür sorgt, dass die Hauptamtle­r mehr Zeit und Ruhe für die Patienten haben. „Ich glaube, dass das Hospiz ein ganz wichtiger Ort des Friedens für Menschen in dieser letzten Lebensphas­e ist, und ich finde es wichtig, diese Arbeit zu unterstütz­en“, sagt Kob.

Dafür gibt der ehemalige Lehrer gerne Lebens- und Freizeit, auch, wenn es nicht immer einfach ist. „Ja, man umgibt sich mit Menschen, die sterben. Aber ich kann damit gut umgehen, denn auch die Ehrenamtle­r werden mit der Situation nicht alleine gelassen.“Zur Vorbereitu­ng durchlaufe­n alle Helfer eine sechsmonat­ige Ausbildung, außerdem bietet das Hospiz Fallbespre­chungen und Supervisio­n für Ehrenamtle­r an. „Mein Glück ist, dass meine Frau diese Arbeit mit mir gemeinsam macht“, sagt Kob. So sei es leichter, eine Balance zu finden zwischen Geben und Leben. „Wir fahren natürlich auch mal in den Urlaub und haben Hobbys, denen wir nachgehen. Aber nur zu reisen, das ist zu wenig.“Kob will spüren, dass er seine Zeit anderen widmet. „Ich glaube, nur so funktionie­rt unser Gemeinwese­n, in dem ich mich sehr wohl fühle: Alle sollten etwas geben, ob es Zeit ist oder ob es Ideen sind.“Teil dieses Kreislaufs zu sein, ist für ihn Lebenssinn und Dank genug für seine Unterstütz­ung.

Deshalb hilft er nicht nur einmal im Monat im Hospiz, sondern auch einmal in der Woche einer Flüchtling­sfamilie aus dem Irak. „Es sind die kleinen Dinge, die für diese Familie wichtig sind“, sagt Kob. Er hilft mit den Schreiben von Ämtern und vom Krankenhau­s, das die krebskrank­e Mutter betreut. Er spricht mit dem Vermieter über Miete und Heizungspr­obleme aber vor allem hört Kob zu. „Dass einfach mal jemand fragt ,Wie geht es Ihnen?’ und sich Zeit für die Antwort nimmt, das macht schon sehr viel aus.“Da ist es auch egal, dass sich Kob und die Eltern manchmal nur mit Händen und Füßen verständig­en. „Das gibt uns eigentlich nur mehr Grund, miteinande­r auch zu lachen.“

Susanne Hamann

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