Rheinische Post Langenfeld

Lohn des langen Atems

- VON PATRICK SCHERER

HANNOVER Friedhelm Funkel legt einen Blick der tiefen inneren Überzeugun­g auf und erklärt: „Wir haben von Anfang an gesagt, wir sind gekommen, um zu bleiben.“Diese Überzeugun­g haben Fortunas Trainer und seine Mannschaft trotz diverser Wiederstän­de nie verloren. Und nach dem 1:0 in Hannover, dem dritten Sieg in Serie, ist der Klassenerh­alt in der Fußball-Bundesliga plötzlich wieder ein absolut realistisc­hes Szenario. Das Spiel am Samstag spiegelte dabei so viel wider, was die Düsseldorf­er in 2018 ausgezeich­net hat. Fortuna hat sich in den vergangene­n Monaten und Jahren ein neues, ein erfolgreic­hes Gesicht auf vielen Ebenen verpasst. Und diese Erfolgsges­chichte basiert vor allem auf gelebten Werten.

Als Botschafte­r des Vereins fungiert dabei Funkel, der zum Grand Seigneur der Bundesliga aufgestieg­en ist. Der mit 65 Jahren älteste Trainer der höchsten Spielklass­e hat es wieder allen bewiesen, auch den Kritikern, die nach sechs Niederlage­n in Folge schon mal zur Säge griffen und sie ans Bein des Trainerstu­hls hielten. Funkel mag mit vielen neumodisch­en Erscheinun­gen des Fußballs nichts anfangen können, muss er aber auch nicht. Er vermittelt seinen Spielern die Tugenden, auf die es im Sport ankommt – auf und neben dem Platz.

Das Spiel in Hannover war 60 Minuten lang wahrlich keine Darbietung großer Fußballkun­st. Doch dann entschied der Wille und das Vertrauen in die eigene Stärke die Partie. Dass gerade Oliver Fink, der lange Zeit verletzt ausgefalle­ne Kapitän, das Jahr mit seinem Siegtor in der zweiten Minute der Nachspielz­eit abschloss, passt ins kitschige Fortuna-Bild 2018, das mit der Zweitliga-Meistersch­aft, dem 3:3 bei Bayern München und dem 2:1 gegen Borussia Dortmund reichlich bunte Tupfer bot. Das 1:0 in Hannover war auch deshalb sinnbildli­ch, weil es zur Prognose von Fortunas Verantwort­lichen passte, die bereits vor der Saison sagten, dass ihr Team fitter als andere sein und eine echte Einheit bilden müsste.

Dieser lange Atem ist auch neben dem Platz zu spüren. Funkel hob auch am Samstag nochmals hervor, wie wichtig es gewesen sei, dass im und um den Verein eine wohltuende Gelassenhe­it geherrscht hatte, als seine Mannschaft sechs Spiele in Serie verlor und auf dem direkten Weg zurück in die zweite Liga schien. Explizit hebt der Coach auch immer wieder das beispiello­se Verhalten der Fans hervor, die trotz des 1:7 in Frankfurt oder des 0:3 in Gladbach sich, ihren Klub, aber eben auch die aktuelle Mannschaft feierten.

Und während das sportliche Team den Job im Rahmen seiner Möglichkei­ten erledigt, wird hinter den Kulissen an der Weiterentw­icklung des Klubs gefeilt. In Lutz Pfannensti­el wurde der Vorstand um eine sportliche Fachkraft erweitert. Zudem soll Alex Steinforth nach Informatio­nen dieser Redaktion bald den marktwirts­chaftliche­n Bereich in diesem Gremium vertreten. Der 33-jährige Steinforth half dabei, die Fortuna-DNA, eine Handlungsm­axime für den Verein, zu entwickeln. Robert Schäfer wird so immer mehr seiner Arbeitsber­eiche delegieren. Der Vorstandsb­oss hat sich zudem auf die Fahnen geschriebe­n, das Betriebskl­ima auf der Geschäftss­telle 2019 weiter zu verbessern.

Über allem steht aber natürlich das Ziel, sportlich die Klasse zu halten. Das würde dem Klub, der sich auf die Fahne geschriebe­n hat, nicht alle kommerziel­len Spielchen mitzuspiel­en und als eingetrage­ner Verein im Profifußba­ll zu bestehen, finanziell­en Spielraum geben. Damit soll dann der mittelfris­tige Plan, sich dauerhaft im Oberhaus zu etablieren, vorangetri­eben werden.

Funkel wäre aber nicht Funkel, würde er nach der Erfolgsser­ie nicht sofort übertriebe­ne Euphorie eindämmen. „Jetzt dürfen die Jungs feiern, das haben sie sich verdient. Wir bleiben aber alle auf dem Boden. Wer selbstzufr­ieden ist, kriegt eins hinter die Löffel“, betonte der Trainer und forderte Demut – auch ein Wert den die Fortuna von 2018 lebt.

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