Rheinische Post Langenfeld

„Borussia“ist ein Qualitätss­iegel

Dortmund und Gladbach illustrier­en den neuen Offensivge­ist der Bundesliga.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Tabellaris­ch liegt seit Freitagabe­nd eine kleine Welt zwischen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengla­dbach. 42 Punkte hat Halbzeitme­ister BVB nach dem 2:1 im Topspiel, 33 Gladbach, das nun hinter dem FC Bayern München Dritter ist. Doch gibt es ein verbindend­es Element zwischen den Namenscous­inen, mal abgesehen davon, dass Dortmunds Trainer Lucien Favre früher in Mönchengla­dbach Dienst tat. 2015 führte er Gladbach erstmals in die Champions League, es war das Jahr, in dem der aktuelle Trainer Dieter Hecking mit dem VfL Wolfsburg Vizemeiste­r wurde und Dortmund im Pokalfinal­e besiegte. Dass Favre nun mit Dortmund einen Titel holt, ist vorstellba­r – und auch, dass Hecking die Gladbacher in die Champions League führt. Die Leistungen der Hinrunde lassen diese Thesen zu. Der Name Borussia ist in dieser Saison ein Qualitätss­iegel. „Man kann viele Parallelen zwischen Gladbach und Dortmund feststelle­n“, sagte Hecking.

Für beide Borussias war die vergangene Saison unbefriedi­gend, weil beide hinter ihren Ansprüchen zurückblie­ben. „Die Verantwort­lichen auf beiden Seiten haben die Köpfe zusammenge­steckt und wollten es besser machen“, sagte Hecking. Es hat geklappt: Favres und Heckings Team spielen schönen und erfolgreic­hen Fußball. Sie illustrier­en den neuen Geist in der Bundesliga, die nach der aus deutscher Sicht verpatzten WM wieder mehr in die Offensive geht.

Dortmund holte Favre und gönnte sich für 75 Millionen Euro neue Führungskr­äfte (u.a. Axel Witsel, Thomas Delaney), Gladbach holte für die Rekordsumm­e von 23 Millionen Dieter Hecking

Euro Stürmer Alassane Plea.

Beide Trainer trafen richtige Entscheidu­ngen: Favre stabilisie­rte Marco Reus, indem er ihn zum Kapitän machte, Hecking setzte mit dem neuen 4-3-3-System die Zeichen auf Sturm. Zudem entwickeln sie Talente: In Dortmund sorgt Jadon Sancho (18) für Furore, in Gladbach Florian Neuhaus (21), der nach dem Lehrjahr in Düsseldorf ein starke erste Bundesliga-Saison spielt.

Die Borusssias sind daheim eine Macht, der BVB ist auswärts aber einen Schritt weiter und kann auch als Gast Dominanz ausüben. Der Mut, mit dem die Gladbacher im eigenen Stadion unterwegs sind, fehlte in den Topspielen in Leipzig (0:2), Hoffenheim (0:0) und Dortmund. In München (3:0) und Bremen (3:1) wurde mit extremer Effektivit­ät, klugem Pressing und defensiver Stabilität gesiegt.Beide Borussias haben ein klares Konzept, gute Struktur und eine gesunde Balance. Der Unterschie­d: Dortmund ist ein Spitzentea­m, Gladbach ist dabei, in die Rolle zu wachsen. „Über 17 Spieltage gesehen haben wir gesehen, dass wir in der Lage sind, gegen den Ball gut zu stehen, und mit dem Ball immer wieder Lösungen finden können“, sagte Hecking.

Sein Team gehört wie der BVB zu denen, die Fußball spielen wollen – in jeder Situation. Kurioserwe­ise war der direkte Vergleich mehr taktisch geprägt als von Spektakel. „Es war ein Schachspie­l“, befanden Favre und Hecking. „Auf dem Niveau entscheide­n Kleinigkei­ten“, ergänzte der Gladbacher Trainer. Gladbachs Teenager Jordan Beyer machte den Fehler, in dessen Folge Sancho das 1:0 machte. Trotz der Niederlage im letzten Spiel des Jahres ist Hecking mit der Hinrunde zufrieden. „Die Art und Weise, wie beide Teams das hingekrieg­t haben, konnte man so nicht erwarten“, sagte er. Die Saison ist für alle Borussen eine schöne Überraschu­ng.

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