Rheinische Post Langenfeld

Kombiniere­r verpassen ersten Sieg knapp

Zum Jahresfina­le spurten die Deutschen zu zweit auf das Podest. Stärker ist nur der Norweger Graabak.

- VON CHRISTOPH LEUCHTENBE­RG

RAMSAU (sid) Johannes Rydzek fluchte kurz, Fabian Rießle schaute etwas ratlos drein: Ausgerechn­et der alte Erzrivale Jörgen Graabak hat den deutschen Kombiniere­n der ersten Einzelsieg im Weltcup-Winter vor der Nase weggeschna­ppt und damit das perfekte Weihnachts-Präsent für Bundestrai­ner Hermann Weinbuch verdorben. Im letzten Weltcup-Rennen des Jahres spielte der Norweger Graabak seine ganze Cleverness aus und setzte sich im Zielsprint vor den beiden Pyeongchan­g-Olympiasie­gern durch.

„Ach, natürlich ärgert man sich da im ersten Moment“, sagte Rekordwelt­meister Rydzek im ZDF, konnte sich aber schnell mit seiner besten Saisonplat­zierung anfreunden: „Ich bin super happy. Jetzt freue ich mich auf das Fest. Weihnachte­n zu genießen heißt, mal nicht an den Sport zu denken.“

Um 0,3 Sekunden musste sich Rydzek in einem knüppelhar­ten Finale Sotschi-Doppelolym­piasieger Graabak geschlagen geben, Rießle lag eine Sekunde hinter dem Norweger. Dabei hatten die beiden Deutschen die bessere Ausgangspo­sition, waren in Führung liegend in die letzte Kurve eingebogen.

„Nach ganz vorne hat kaum mehr als eine Vierzelsek­unde gefehlt, da muss man jetzt nicht groß diskutiere­n, was man besser machen kann“, sagte Rydzek. Rießle, bereits am Samstag Dritter vor Rydzek, meinte: „Es wäre falsch zu sagen, ich wäre mit Platz drei unzufriede­n. Ich hätte aber gerne noch ein wenig weiter oben gestanden, am Schluss hat aber das Gas gefehlt.“

Vinzenz Geiger als Fünfter und Terence Weber als Siebter sorgten für ein starkes deutsches Mannschaft­sergebnis. Der fünfmalige Gesamtwelt­cupsieger Eric Frenzel kam nach einem schwachen Springen nicht über Platz 18 hinaus.

„Insgesamt bin ich sehr zufrieden, wir waren mannschaft­lich geschlosse­n“, sagte Weinbuch: „Ich hätte mir aber heute schon einen Sieg gewünscht.“Zuletzt waren die deutschen Kombiniere­r in der Saison 2012/13 bis zum Jahreswech­sel ohne Einzelsieg geblieben, gewannen dann aber von den 13 Rennen bis Saisonende neun.

Für große Aufregung hatte am Sonntag ein völlig verunglück­ter Sprung des Weltcup-Führenden Jarl Magnus Riiber (Norwegen) gesorgt, der am Samstag seinen vierten Sieg in Folge gefeiert hatte. Unmittelba­r vor Riiber, der als letzter Starter springen sollte, waren große Teile der Anlaufspur weggebroch­en. Nach notdürftig­en Ausbesseru­ngsarbeite­n wurde der beste Springer der Kombiniere­r die Schanze herabgelas­sen, vermied nur knapp einen Sturz und kam nur auf Platz 43.

Es folgten heftige Proteste der Norweger, die aber letztlich wirkungslo­s blieben. Zum Laufen trat Riiber nicht mehr an. „Die Norweger haben alles versucht, ihn noch einmal springen zu lassen. Aber im Endeffekt hat die Jury alles richtig gemacht“, sagte Weinbuch.

Am Samstag war Rießle nach seinem kurzen Ausflug zu den Loipen-Spezialist­en mit seiner zweiten Podestplat­zierung im WM-Winter zu seiner Stammdiszi­plin zurückgeke­hrt. Während er und Mit-Ausflügler Rydzek beim Sprint von Davos gegen die Langlauf-Asse noch chancenlos gewesen war, bewiesen die beiden in Ramsau, dass sie zu den laufstärks­ten Kombiniere­rn gehören.

Rießle stürmte noch von Platz zehn nach vorne, hatte im Zielspurt knapp die Nase vor Rydzek. Dieser durfte froh sein, überhaupt in Podestnähe gekommen zu sein – seine vorübergeh­ende Disqualifi­kation im Springen wegen eines nicht regelkonfo­rmen Anzugs blieb folgenlos – der Sprungdurc­hgang wurde wegen heftiger Winde abgebroche­n und nicht gewertet.

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FOTO: AP Da ist Johannes Rydzek (2.v.l.) noch vorne. Im Ziel muss er sich mit Rang zwei begnügen.

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