Rheinische Post Langenfeld

Turmbläser stimmen aufs Fest ein

„Himmlische Klänge“– das ist das Leitthema dieser lokalen RP-Weihnachts­ausgabe. Den Auftakt macht das traditione­lle Turmblasen. Frei nach dem Lied „Wachet auf, ruft die Stimme“beginnt für viele Monheimer mit ihm der Heilige Abend.

- VON PETRA CZYPEREK

MONHEIM Für Hartmut Hoffmeiste­r (66) ist das Turmblasen an Heiligaben­d vor dem Schelmentu­rm der absolute Höhepunkt im Jahr. Dann kann der Tenorposau­nist neben altbekannt­en deutschen Klassikern wie „Alle Jahre wieder“oder „Ihr Kinderlein kommet“auch sein Lieblingss­tück „Hark! The Herald Angels Sing“in die kalte Abendluft blasen. „Das englische Stück mag ich besonders gerne.“Gemeinsam mit den insgesamt acht Musikern des Bläserkrei­ses der evangelisc­hen Kirche in Monheim spielt der Vorsitzend­e dann auf einer kleinen Bühne im Torbogen ab 17 Uhr eine Stunde lang viele bekannte Weihnachts­lieder – und das Publikum singt begeistert mit.

„Der direkte Kontakt zu den Leuten ist einfach toll!“Damit auch diejenigen, die weniger textsicher sind, bei allen Strophen mithalten können, werden die Liedzeilen per Beamer an die Wand des Schelmentu­rms projiziert. Zudem tragen die Bläser auch weitere Lieder nur zum Zuhören vor, die etwas anspruchsv­oller sind wie „Der Heiland ist geboren“oder „Es ist ein Ros entsprunge­n“.

Zwischen 500 bis 700 Besucher kommen inzwischen zu der traditione­llen Veranstalt­ung vor historisch­er Kulisse. „Es sind so viele geworden, dass auch einige in den Nebenstraß­en stehen müssen.“

Hat das Turmblasen ursprüngli­ch einen christlich­en Charakter, ist es in Monheim inzwischen interkonfe­ssionell geworden. „Vor dem Schelmentu­rm treffen sich dann Christen, Atheisten und auch Vertreter anderer Religionen“, sagt Hoffmeiste­r. „Es ist eine Veranstalt­ung, die zusammenhä­lt. Das ist heutzutage sehr wichtig.“Schön findet der Musiker, dass neben Familien auch Singles und Senioren dabei sind. Damit alle kräftig singen können, gibt es kostenlos Glühwein und Kinderpuns­ch.

1982 rief der damalige Musikschul­lehrer Rüdiger Boettcher das Turmblasen ins Leben. In den ersten Jahren wurde hoch oben im Schelmentu­rm gespielt, wurden die Klänge per Lautsprech­er nach draußen getragen. Das änderte sich, als der Bläserkrei­s der evangelisc­hen Kirche unter der Leitung von Kantor Matthias Standfest übernahm. Seitdem spielen die Trompeter und Hornisten vor dem Turm. Die Gruppe gestaltet das Turmblasen im zehnten Jahr. „Ich bin für die Organisati­on zuständig“, sagt Hoffmeiste­r. Die Vorbereitu­ngen werden mit den Monheimer Kulturwerk­en abgestimmt. Paniker und Urgestein Emil Droesser unterstütz­t die Musiker. In diesem Jahr übernimmt er die Begrüßung. Wie in den Vorjahren liest Helmut Kuhnhenn eine lustige Weihnachts­geschichte vor. Der evangelisc­he Pfarrer Till-Karsten Hesse und Detlev Katzwinkel (Freie evangelisc­he Gemeinde und Chefarzt der Gynäkologi­e im Langenfeld­er Martinus-Krankenhau­s) stimmen mit besinnlich­en Worten in die Weihnachts­zeit ein.

Zurzeit hat der Bläserkrei­s acht Mitglieder. Instrument­al sind das vier Trompeten, drei Posaunen und ein Horn. Drei Frauen treten in der überwiegen­d mit Männern besetzten Riege an Heiligaben­d in Monheim auf. Lisanne Allmending­er spielt Posaune, Gisela Schmelz und Marion Bertram blasen Trompete. Zwar sei ihr Repertoire flexibel, reiche von Gospel-Musik über Shanty und Volksliede­r, doch der Schwerpunk­t liege auf barocker Kirchenmus­ik und klassische­n Stücken. „Wir musizieren regelmäßig in der Kirche und proben dafür einmal in der Woche. „Alle haben eine Musikschul­ausbildung und spielen auf einem hohen Niveau“, berichtet der Vorsitzend­e. Bei einer Konzertrei­se in die Hauptstadt seien die Bläser sogar im Berliner Dom aufgetrete­n. „Das war für uns schon etwas Besonderes.“Der gebürtige Ostwestfal­e hat mit sechs Jahren begonnen Flügelhorn zu spielen. Die Posaunench­orarbeit habe in seiner Heimatregi­on eine lange Tradition.

Nach dem Turmblasen mit seinen Kollegen liebt es Hartmut Hoffmeiste­r, den Heiligen Abend mit der Familie zu verbringen. Der Auftritt gehört aber für ihn mittlerwei­le zu einem festen Ritual, das das Weihnachts­fest noch schöner macht.

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RP-FOTO: MATZERATH Turmbläser: (v.l.) Jonas Allmending­er, Marion Bertram, Fred Stöhr, Hartmut Hoffmeiste­r, Andreas Elter, Lisanne Allmending­er, Gisela Schmelz.
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