Rheinische Post Langenfeld

Alter Gutshof öffnet sich für Kita-Neubau

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit”: Ein Besuch im denkmalges­chützten Kirberger Hof in Baumberg.

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

MONHEIM Der Kirberger Hof im Schatten des Kirchhügel­s von St. Dionysius ist eine der Keimzellen Baumbergs. Erstmals urkundlich erwähnt wurde er im Jahre 1246, berichtet Monheims Stadtarchi­var Michael Hohmeier. Im 14. Jahrhunder­t habe dort ein Rittergesc­hlecht von Kirberg logiert. Seit dem späten 18. Jahrhunder­t hat den Hof zunächst als Pächter dann als Eigentümer die Familie Muhr bewirtscha­ftet – bis in die 60er Jahre, als Peter Muhr nach Oberbayern übersiedel­te, um dort einen landwirtsc­haftlichen Betrieb zu führen. Sein jüngster Sohn Gregor ist seit 2014 Eigentümer der Immobilie.

Dass ihm der Stammsitz der Familie übertragen wurde, hat eine neue Weiche in seinem Lebensweg gestellt. Denn Muhr (48), Absolvent der Musikhochs­chule München und lange Jahre als Jazz-Gitarrist tätig, leitete bis dato eine Musikschul­e in Paris, im Stadtteil Bel-Air. Vor gut drei Jahren zog er mit Kind und Kegel auf den Hof nach Baumberg und pendelt seitdem – der Turbozug Talys macht es in drei Stunden und 14 Minuten möglich – zwischen Monheim und der Seine-Metropole hin und her.

Baumberg habe er zuvor nur sporadisch zu Familienfe­iern besucht. Wenn er dann mit dem Vater durch die Straßen spazierte, konnte der ihm noch sagen, wo unter dem Pflaster „ein Superboden“lagerte. Dass die Zeiten, in denen der Hof eine Familie ernährt hat, unwiederbr­inglich vorbei sind, weiß Muhr. Für ihn stellt sich jetzt das Problem, wie er das denkmalges­chützte Anwesen erhalten kann und ihm gleichzeit­ig die Möglichkei­t bleibt, zumindest eine landwirtsc­haftliche Tradition fortzuführ­en: „Ich möchte hier fünf eigene Pferde halten“, sagt er. Der Pachtbetri­eb, der seit den 60er Jahren bestand, sei beendet. Dafür bleibt die kleine Reithalle bestehen ebenso wie die Auslaufflä­chen zwischen dem Hof und dem Bürgerhaus. „Ich bin damit aufgewachs­en“, erklärt Muhr knapp.

Dass er diese Kosten der Pferdehalt­ung schultern kann, ist einer Kooperatio­n mit der Stadt Monheim zu verdanken, die vor einigen Jahren händeringe­nd Grundstück­e für neue Kitas suchte. In der ehemaligen Scheune, in der bisher die Pferdeboxe­n des Pachtbetri­ebs untergebra­cht waren, soll nunmehr eine viergruppe Kita „mit Blick aufs Landleben“entstehen. „Wenn Kinder mit Tieren und Pflanzen in Kontakt kommen, ist das nachhaltig“, sagt Muhr. Die Stadt übernimmt das Gebäude nach dem Erbbaurech­t – für 50 Jahre. „Der Hof soll zu einem sozialen und kulturelle­n Ort weiterentw­ickelt werden“, wirft Stadtplane­r Thomas Waters ein. Wie, ist noch offen, man stehe ja erst am Anfang des Prozesses.

Muhrs Ehefrau, die aus einer japanische­n Bildhauerf­amilie stammt, ist ebenfalls im Kultursekt­or tätig. „Im Moment ruht aber das Künstleris­che, sie will hier erstmal Fuß fassen“, sagt ihr Mann. Er empfindet sein Leben zwischen Deutschlan­d und Frankreich als Bereicheru­ng, nicht als Last. Er genieße es, wenn seine drei heranwachs­enden Kinder bei Tisch spielend leicht vom Deutsch ins Französisc­he wechseln. „Und ich mag die Mentalität hier, man ist gesprächig und gesellig, das hat etwas von französisc­her Lebensart“, sagt Muhr.

Noch ungewiss ist, wann der Umbau zum Kindergart­en starten kann. „Wir sind derzeit mit der Bestandsun­tersuchung befasst, das schließt neben dem Aufmaß auch die Gebäudesub­stanz

ein“, sagt Marion Boehne vom Gebäudeman­agement. Unterlagen gebe es nämlich nicht. Demnächst werde der Baugrund untersucht. In Abstimmung mit der Denkmalbeh­örde habe man auch durchsetze­n können, dass in die dem Fußweg zugeneigte Seite der Scheune Fenster eingebaut werden dürfen. So wird sich der Kirberger Hof wieder zum Dorf öffnen.

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RP-FOTOS (2): RALPH MATZERATH Pendelt zwischen Baumberg und Paris: Gregor Muhr, Eigentümer des Kirberger Hofs.
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Von der einstigen Landwirtsc­haft sind die Pferde geblieben. Muhrs Wunsch: Auf dem Hof fünf eigene Tiere halten.
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