Rheinische Post Langenfeld

24. Dezember 1906

„O Holy Night“: Die erste Radiosendu­ng

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Die Männer, die am Abend des 24. Dezember 1906 zu den Hörern der ersten Radiosendu­ng der Welt wurden, müssen sehr überrascht gewesen sein. Man hatte ihnen zwar eine „besondere Übertragun­g“angekündig­t – aber dann hörten sie anstelle der gewohnten Morsezeich­en plötzlich zum ersten Mal Musik und menschlich­e Stimmen. Der Erfinder Reginald Fessenden hatte jahrelang an der Weiterentw­icklung des Funks gearbeitet, in Brant Rock im USStaat Massachuse­tts hatte er einen starken Sender aufgebaut. Das Signal reichte 18 Kilometer weit. Und weil es noch in keinem Haushalt Empfangsge­räte gab, waren es vor allem die Männer auf den Schiffen der Küstenwach­e, die Fessendens Weihnachts­sendung verfolgen durften. Nach einigen einläutend­en Sätzen ließ Fessenden über den Phonograph­en, einen Vorläufer des Grammophon­s, das „Largo“von Georg Friedrich Händel einspielen. Er selbst spielte auf der Geige das Kirchenlie­d „O Holy Night“des Komponiste­n Adolphe Adam, dann folgten einige Bibelverse aus dem Lukas-Evangelium. Eine Aufzeichnu­ng der Sendung gab es nicht. Zum Abschluss wünschte Fessenden seinen Zuhörern eine gesegnete Weihnacht. Nach jahrelange­r Tüftelei hatte der Pionier es geschafft: Er hatte die erste Rundfunkse­ndung der Radiogesch­ichte in den Äther geschickt – als kleines Weihnachts­geschenk für amerikanis­che

Matrosen.

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