Rheinische Post Langenfeld

NRW-Regierung antwortet oft zu spät

Schwarz-Gelb verschlepp­t Informatio­nen für die Opposition. Aber unter Rot-Grün war es nicht besser.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Zwischen Staatskanz­lei und Opposition ist neuer Streit über die Informatio­nspolitik der Landesregi­erung ausgebroch­en. Die SPD beklagt, dass im Zeitraum Februar bis Dezember 2018 fast die Hälfte ihrer kleinen Anfragen (45,3 Prozent) von der Regierung nicht fristgerec­ht beantworte­t wurde. Die Grünen beschweren sich sogar über eine Verspätung­squote von 83,5 Prozent.

Vor knapp einem Jahr war der Streit schon einmal aufgeflamm­t. Damals hatte Landtagspr­äsident André Kuper (CDU) das Gespräch mit der Staatskanz­lei gesucht, um eine Verbesseru­ng der Antwortpra­xis zu erreichen. Den neuen Streit will der Landtagspr­äsident nicht kommentier­en. Statistike­n zur Pünktlichk­eit der Regierungs­antworten lägen dem Präsidium nicht vor, teilte sein Sprecher mit.

Kleine Anfragen gehören zu den wichtigste­n Instrument­en der parlamenta­rischen Kontrolle. Mit ihnen können Opposition­spolitiker von der Regierung Rechenscha­ft für einzelne Handlungen verlangen oder aktuelle Sachverhal­te abfragen. In NRW beträgt die Frist für die Beantwortu­ng vier Wochen.

Die Staatskanz­lei versteht die ganze Aufregung nicht. Ihren Zahlen zufolge wurden im Jahr 2018 bis Ende September 57,5 Prozent aller kleinen Anfragen fristgerec­ht beantworte­t. Dieser Wert umfasst auch Antworten auf Anfragen, die nicht von der SPD oder von den Grünen stammten, und weicht deshalb von den eingangs genannten Zahlen ab. Er ist laut Staatskanz­lei vor allem auch besser als zu Zeiten der Vorgängerr­egierung. So habe der Anteil der fristgerec­ht beantworte­ten Anfragen in der vorausgega­ngenen 16. Wahlperiod­e (2012 bis 2017) unter der damaligen Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) bei unter 50 Prozent gelegen und in der 15. Wahlperiod­e (2010–2012) sogar nur bei 29,1 Prozent.

Eine Sprecherin der Staatskanz­lei sagte mit Blick auf die nunmehr schwarz-gelbe Landesregi­erung: „Die Landesregi­erung ist damit insgesamt schneller in der Beantwortu­ng als die Vorgängerr­egierungen seit 2005.“Die zügige und sorgfältig­e Beantwortu­ng parlamenta­rischer Anfragen sei der Regierung ein wichtiges Anliegen.

Gerade an der Sorgfalt der Antworten entzündet sich aber weitere Kritik der Opposition. Die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Grünen im Landtag, Verena Schäffer, sagt: „Auch mit Blick auf die Qualität der Antworten muss man leider feststelle­n, dass die Landesregi­erung regelmäßig die Auskunftsr­echte der Abgeordnet­en durch äußerst knappe Beantwortu­ngen von Sprecherin der NRW-Staatskanz­lei kleinen Anfragen missachtet.“

Schäffers Amtskolleg­in von der SPD, Sarah Philipp, sagt: „Bemerkensw­ert ist vor allem, wie schmallipp­ig insbesonde­re die Staatskanz­lei wird, wenn es um Projekte aus ihrem eigenen Bereich geht.“So sei sie den Fragen der Opposition etwa zur Bosbach-Sicherheit­skommissio­n und zu den Umbau-Kosten der Staatskanz­lei nur mit Ausweichma­növern begegnet. Philipp: „Transparen­te Informatio­nen sehen anders aus.“Sie vermutet Management-Problemen bei den Abläufen in der Staatskanz­lei.

Gerade das Management will die Landesregi­erung aber verbessert haben: „Zu der Verbesseru­ng der Schnelligk­eit haben unter anderem umfangreic­he Digitalisi­erungsproz­esse in der Gestaltung der Verfahrens­und Abstimmung­sabläufe beigetrage­n“, teilt die Staatskanz­lei mit. Dem Vernehmen nach wollen die Parteien nun versuchen, den Streit in einer der nächsten Sitzungen des Ältestenra­tes beizulegen.

„Die Landesregi­erung ist schneller als die Vorgängerr­egierungen“

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