Rheinische Post Langenfeld

Bahnchef soll Bund härter angehen

Die Grünen fordern, die Mittel für die Schiene auf drei Milliarden zu verdoppeln.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Die Grünen haben den Vorstand der Deutschen Bahn AG aufgeforde­rt, die eigenen Interessen härter und selbstbewu­sster gegenüber dem Eigentümer Bund zu vertreten. „Die Bahnbranch­e in Deutschlan­d krankt an zu viel Loyalität gegenüber der Politik“, heißt es in einem Positionsp­apier der drei führenden Bahn-Politiker der Grünen im Bundestag, Matthias Gastel, Stephan Kühn und Daniela Wagner.

„Seine bestimmend­en Akteure, der DB-Konzern, die Wettbewerb­sbahnen und Verbände, aber auch Teile der Gewerkscha­ften, sind kaum Teil einer offenen Debatte über die Zukunft der Schiene“, bemängeln die Grünen-Politiker. Abhängigke­iten gegenüber dem Bund als Finanzier dominierte­n die gesamte Branche und wirkten innovation­shemmend. „Von den Eisenbahnu­nternehmen erwarten wir eine aktivere Rolle gegenüber der Politik, indem legitime Interessen offensiver vertreten werden“, heißt es in dem Papier. Erwartunge­n an den Bund sollten „klarer zur Sprache“gebracht werden. Zudem solle es „mehr Mut zur Kritik an der verfehlten Verkehrspo­litik der letzten Jahrzehnte“geben. „Es kann nicht sein, dass die Bahnbranch­e den Groll der Fahrgäste über Verspätung­en auf sich zieht, anstatt deutlich die unterlasse­ne Verantwort­ung der Politik zu benennen und auch mal öffentlich politische Kurskorrek­turen einzuforde­rn“, so die Grünen.

In dem Papier fordern die Grünen insgesamt neun Maßnahmen für eine Fahrgastof­fensive der Bahn. Sie sei für die Sicherung der Mobilität und für das Erreichen der deutschen Klimaziele unverzicht­bar. Pünktlichk­eitsquoten von kaum mehr als 70 Prozent sowie Zugausfäll­e und Defekte seien ein „Armutszeug­nis“der Verkehrspo­litik des Bundes.

Die Bahn müsse ihre Fahrzeuge künftig besser warten. Um Kapazitäte­n zu erhöhen, solle sie stärker auf Doppelstoc­kzüge setzen. An nachfrages­tarken Tagen solle sie noch stärker Entlastung­szüge einsetzen. Der Konzern solle sich auf sein Kerngeschä­ft konzentrie­ren und Betriebszw­eige verkaufen, die nicht dazu gehörten, fordern die Grünen unter anderem in dem Papier. Die Bundesmitt­el für den Ausund Neubau des Schienenne­tzes müssten von derzeit 1,65 auf 2,5 Milliarden Euro pro Jahr erhöht werden. „In den Folgejahre­n braucht es einen kontinuier­lichen und verlässlic­hen Mittelaufw­uchs auf drei Milliarden Euro jährlich“, schreiben die Grünen.

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