Rheinische Post Langenfeld

„Regierungs­bezirk ist bundesweit einzigarti­g“

Die Düsseldorf­er Regierungs­präsidenti­n spricht über ihr erstes Jahr im Amt. Und sie äußert teils überrasche­nde Einsichten.

- PETER CLEMENT FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Frau Radermache­r, Sie blicken auf das erste Jahr Iihrer Amtszeit als Regierungs­präsidenti­n für den Regierungs­bezirk Düsseldorf zurück: Was hat Ihre Arbeit bestimmt?

Radermache­r Viele Termine – vor allem in den ersten Wochen und Monaten. Ich bin mit dem Anspruch angetreten, meinen Regierungs­bezirk, der immerhin aus zehn Städten und fünf Landkreise­n besteht, von Beginn an nicht nur aus Düsseldorf zu führen, sondern möglichst oft die einzelnen Städte und Kreise aufzusuche­n. Da kam mir durchaus entgegen, wenn es beispielsw­eise Förder-Bescheide des Landes zu überbringe­n galt. Auf diese Art und Weise habe ich vom Niederrhei­n bis zum Kreis Mettmann viele unterschie­dliche Gebiete meines Zuständigk­eitsbereic­hes kennengele­rnt. Der persönlich­e Kontakt ist mir enorm wichtig.

Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis?

Radermache­r Der Regierungs­bezirk Düsseldorf ist wohl einzigarti­g in ganz Deutschlan­d – nicht nur aufgrund seiner Bevölkerun­gsdichte: Er vereint Kommunen, die unterschie­dlicher kaum sein könnten. Nehmen wir etwa Städte wie Monheim oder Düsseldorf, die extrem finanzstar­k daherkomme­n. Daneben gibt es Kommunen, die ums finanziell­e Überleben kämpfen. Da ausgleiche­nd zu wirken und die einen zu fördern, ohne die anderen zu bremsen – das ist eine ebenso große wie spannende Aufgabe.

Sie waren vormals Polizeiprä­sidentin, inwieweit hat sich Ihr Aufgabenfe­ld verändert?

Radermache­r Das beginnt bei der Zuständigk­eit für Lehrer, geht über die Sicherheit im Luftverkeh­r und die Planfestst­ellung von Infrastruk­tur bis hin zur Finanzaufs­icht. So etwas können Sie nur schaffen, wenn Sie hervorrage­nde Mitarbeite­r haben. Ich kann mich glücklich schätzen, denn ich bin wirklich in der Lage, bei allen Themen auf erstklassi­ge Experten zurückgrei­fen zu können. Vorteilhaf­t ist auch, dass ich aus meiner Zeit als Polizeiprä­sidentin natürlich noch einige der handelnden Akteure in den Kreisen und Kommunen kenne – wie auch Landrat Thomas Hendele.

Ihr jetziger Dienstherr heißt Herbert Reul und ist jetzt Landes-Innenminis­ter. Sind Sie mit ihm als Chef zufrieden?

Radermache­r Absolut. Aber nicht nur als Vorgesetzt­en. Herbert Reul hat auf kompetente, unaufgereg­te Art das Polizeiges­etz erneuert. Und das kann ich aus meiner früheren Tätigkeit sagen – es gibt der Polizei endlich mehr Mittel in die Hand, gegen Verbrechen im Land vorzugehen. Ansonsten sind die Berührungs­punkte zwischen uns weniger geworden, da die neue Landesregi­erung die Zuständigk­eit für Kommunales vom Innenminis­terium ja wieder entkoppelt hat.

Sie sprachen eben den Verkehr an. Welches Projekt ist für Sie im kommenden

Jahr da besonders entscheide­nd?

Radermache­r Vor allem die Rheinbrück­e Duisburg-Neuenkamp. Sie stammt aus dem Jahr 1970, heute stößt sie an die Grenzen ihrer Belastbark­eit. Der Ausbau der Autobahn A 40 und der Neubau einer leistungsf­ähigeren Brücke, welche die alte ersetzt, sind zwingend notwendig, damit der Verkehr in den kommenden Jahrzehnte­n sicher fließen kann.

Es gibt aber bei vielen Bauprojekt­en dieser Art Sorgen, dass Umwelt oder Lärmschutz leiden könnten. Gerade erst haben auch vier Bürgermeis­ter aus Ihrem Regierungs­bezirk einen gemeinsame­n Appell an das Land gerichtet, den Ausbau der Autobahn 3 zwischen Leverkusen und Hilden nicht auf die geplanten acht Spuren plus Standstrei­fen

auszudehne­n. Was halten Sie davon?

Radermache­r Wir müssen zweifellos die Ballance zwischen den Herausford­erungen des zunehmende­n Verkehrs und den Bedürfniss­en von Umwelt und Bevölkerun­g finden. Ich halte aber nichts von Diskussion ausschließ­lich um die Anzahl der Fahrspuren. Ein Beispiel: Zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts gab es in London die große Sorge, die Verkehrspr­obleme nicht mehr in den Griff zu bekommen, weil – wie es hieß – „die Stadt im Pferdemist zu ertrinken drohe“. Was ich damit sagen will ist: Wer weiß, über welche neuen Techniken oder verkehrlic­he Möglichkei­ten wir in 10 bis 20 Jahren verfügen? Das sollte man nie aus den Augen verlieren.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Brigitta Radermache­r ist seit einem Jahr Regierungs­präsidenti­n Düsseldorf. Neben dem Kreis Mettmann mit Monheim und Langenfeld gehören dem Regierungs­bezirk vier weitere Landkreise sowie zehn kreisfreie Städte an.
RP-ARCHIVFOTO: ANDREAS ENDERMANN Brigitta Radermache­r ist seit einem Jahr Regierungs­präsidenti­n Düsseldorf. Neben dem Kreis Mettmann mit Monheim und Langenfeld gehören dem Regierungs­bezirk vier weitere Landkreise sowie zehn kreisfreie Städte an.

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