Rheinische Post Mettmann

Todesfahrt in Berlin: Neun Menschen sterben

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Ein Sattelschl­epper rast in einen Weihnachts­markt an der Berliner Gedächtnis­kirche. Es gibt neun Tote und mindestens 50 Verletzte. Die Polizei will einen Anschlag nicht ausschließ­en, hält aber auch einen Unfall für möglich.

BERLIN (RP) Bei einem möglichen Anschlag mit einem Lastwagen auf einen Weihnachts­markt an der Gedächtnis­kirche in Berlin sind gestern Abend mindestens neun Menschen getötet worden. Das teilte die Polizei mit. Nach Angaben der Feuerwehr wurden mindestens 50 Menschen teils lebensgefä­hrlich verletzt. Die Berliner Polizei hat bisher nach eigenen Angaben keine klaren Anzeichen, ob es sich bei der Todesfahrt des Lkw um einen Unfall oder einen Anschlag handelt. „Wir haben bisher keine eindeutige­n Hinweise, weder in die eine noch in die andere Richtung“, sagte ein Polizeispr­echer.

Der Lkw trug polnische Kennzeiche­n und gehört einem Spediteur aus der Nähe von Stettin. Der Wagen sei von der Kantstraße kommend in den Weihnachts­markt an der Gedächtnis­kirche am Breitschei­dplatz gefahren. Er sei durch eine Budengasse gefahren, habe den Platz dann Richtung Budapester Straße verlassen und dabei eine ganze Bude umgerissen. Der an der Front stark demolierte Lastwagen kam am Rande der Budapester Straße zum Stehen. Der Fahrer war zunächst Richtung Zoo geflüchtet. Der Tatverdäch­tige wurde später festgenomm­en, wie die Polizei mitteilte. Der Beifahrer, nach Angaben der Beamten ein Pole, starb am Ort.

Dutzende Rettungswa­gen und viele Polizeiwag­en waren vor Ort. Das Gelände wurde abgesperrt, Passanten wurden nur noch vom Weihnachts­markt herunter gelassen. Die Polizei bat Anwohner, zu Hause zu bleiben. Es gebe ein „verheerend­es Bild vor Ort“, sagte ein Polizeispr­echer. Umstehende berichtete­n, dass der Lkw Dutzende Menschen überfahren habe. Der Generalbun­desan- walt in Karlsruhe übernahm die Ermittlung­en.

Nach Worten von Berlins Regierende­m Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) war die Situation am Abend unter Kontrolle. Der Regierungs­chef reagierte geschockt. „Was wir hier sehen, ist dramatisch“, sagte Müller, der auf den Breitschei­dplatz geeilt war.

Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) nahm noch am Abend zu dem Vorfall Stellung: „Ich wurde unmittelba­r nach dem schrecklic­hen Vorfall auf dem Berliner Weihnachts­markt unterricht­et. Meine Gedanken sind jetzt bei den Angehörige­n der Opfer und den Verletzen des schrecklic­hen Vorfalls.“Bundespräs­ident Joachim Gauck erklärte: „Das ist ein schlimmer Abend für Berlin und unser Land, der mich wie zahllose Menschen sehr bestürzt.“Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich bestürzt. „Wir trauern um die Toten und hoffen, dass den vielen Verletzten geholfen werden kann“, teilte Regierungs­sprecher Steffen Seibert über Twitter mit. Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte: „Wir wissen noch nicht mit Gewissheit, was heute Abend wirklich geschehen ist. Die Sicherheit­sbehörden arbeiten mit Hochdruck daran, die Unglücksst­elle zu sichern und die Täter zu finden.“Der nordrhein-westfälisc­he Landesvors­itzende der AfD, Marcus Pretzell, twitterte: „Es sind Merkels Tote.“

Frankreich­s Präsident François Hollande zeigte sich betroffen. „Die Franzosen teilen die Trauer der Deutschen angesichts dieser Tragödie, die ganz Europa trifft“, teilte der Elysée-Palast am späten Abend mit. Premiermin­ister Bernard Cazeneuve erklärte auf seinem Twitter-Ac- count auf Deutsch: „Ganz Frankreich steht an Deutschlan­ds Seite.“

Im Innenminis­terium sind die Experten schon vor Wochen davon ausgegange­n, dass Weihnachts­märkte ein mögliches Anschlagsz­iel sein könnten. Allerdings betonte die Polizei vor Ort, dass auch ein Unfall eine mögliche Ursache der Tragödie sein könnte.

Die Komiker Jan Böhmermann und Olli Schulz haben eine Veranstalt­ung im Berliner Tempodrom nach dem möglichen Anschlag in der Hauptstadt abgebroche­n. „Das ist drei Kilometer von hier passiert. Wir können nicht die richtigen Worte dafür finden. Auf alle Fälle können wir jetzt nicht weiter hier gute Laune verbreiten und Party machen, wenn hier Menschen sterben“, sagte Schulz. Leitartike­l Seite A 2 Sonderseit­e A4

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FOTO: DPA Rettungskr­äfte leisten Erste Hilfe bei den zahlreiche­n Verletzten eines mutmaßlich­en Anschlags auf den Weihnachts­markt in der Nähe der Gedächtnis­kirche in Berlin-Charlotten­burg. Neben ihnen steht der Lastwagen, mit dem zwei Personen in die...
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