Hatchimals verzweifelt gesucht
Sie sind der Spieletrend zu Weihnachten – und fast überall vergriffen. Hatchimals schlüpfen aus dem Ei und wollen wie ein Baby umsorgt werden. Die interaktiven Küken erinnern an eine Kreuzung aus den Tamagotchis und Furbys der 90er.
DÜSSELDORF Die Verkäuferin schüttelt den Kopf. „Nein, haben wir nicht mehr“, sagt sie zu einer Kundin am Telefon. Ab wann wieder? „Ab März – hoffen wir. Ja, tut uns leid“, fügt sie noch hinzu und legt dann auf. So geht das schon die ganze Vorweihnachtszeit, sagt sie zu den wartenden Kunden in der Spielwarenabteilung des Kaufhauses. Dann schaut sie hoch und blickt in die enttäuschten Gesichter von Müttern, Tanten und Großeltern, die schon wissen, auf was sich dieses Nein bezogen hat. „Hatchimals, oder?“, fragt eine der Kundinnen. Die Verkäuferin nickt. „Alles ausverkauft, seit Wochen.“
Wer damit noch nicht in Berührung gekommen ist, wird zunächst dreimal fragen, wie die Plüsch-Vögel heißen. Der Name leitet sich aus dem Englischen „to hatch“(„schlüpfen“) und „animal“(„Tier“) ab und bezeichnet laut Hersteller ein „zauberhaftes Fabelwesen zum Kuscheln und Spielen“. Die flauschigen Tiere, die aus einem Ei schlüpfen, wenn man sich genug um sie kümmert, stehen auf den Wunschzetteln vieler Kinder zu Weihnachten. Die Nachfrage in Deutschland ist wie auch in 90er Jahren große Erfolge. Damals waren es virtuelle Küken, die wie ein Haustier umsorgt werden wollten und bei mangelnder Pflege starben. Zur Erinnerung: Die Tamagotchis piepten aufdringlich, wenn ihnen der Magen knurrte, sie aufs Klos mussten oder einfach liebkost werden wollten. Je nachdem, ob es Nahrung, Medizin oder einfach einen Ansprechpartner suchte, erschien im Display des Tascheneis das jeweilige Signal. 2004 wagte die japanische Spielzeugfirma Bandai ein mäßig erfolgreiches Comeback.
Nach den Hatchimals sind die Schulkinder von heute ebenso verrückt wie ihre Eltern vor knapp 20 Jahren nach den Tamagotchis oder den Furbys (Plüschtier mit Bewegungssensoren). Die Hatchimals wirken wie eine Kreuzung aus beiden. Doch heute gibt es einige Eltern – die möglicherweise aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen mit dem im Nachhinein betrachtet „nervigsten Spielzeug“der 90er – gar nicht so gerne wollen, dass ihre Kinder sich um ein interaktives Tier kümmern, wahrscheinlich weil es so viel Zeit bündelt. Andere sagen, dass Kinder, die kein echtes Haustier haben, auf diese Weise Verantwortung und Fürsorge lernen.
Wie groß der zeitliche Einsatz ist, hängt nach Ansicht der Entwickler von dem Kind ab. Geeignet sind die Tiere demzufolge für Kinder ab fünf Jahren. Es komme ganz darauf an, wie viel das Kind sich mit dem Hatchimal beschäftigen möchte, so die Sprecherin. Je mehr man mit dem Ei spielt, desto schneller schlüpft das Wesen auch. Man klopft an das Ei und dann klopft es aus dem Ei zurück. Wenn das Küken einschläft, muss man es drehen, dann wacht es wieder auf ... anders als die Tamagotchis werden sie „Rabenmüttern und -vätern“aber nicht das Herz brechen. Sie sterben nicht.