Rheinische Post Mettmann

Bananen, Brot und Bargeld

- VON LAURA HARLOS

In vielen Supermärkt­en können Kunden kostenlos Geld abheben. Ein zusätzlich­er Service, der auf lange Sicht an Bedeutung gewinnen könnte. Denn das Filial- und Geldautoma­tennetz deutscher Banken und Sparkassen schrumpft.

DÜSSELDORF „Einmal Schmerztab­letten und dann noch 50 Euro in bar, bitte“, sagt die ältere Dame zum Apotheker. Die Kundin hat Kopfschmer­zen, aber verwirrt ist sie nicht. In ihrer Apotheke im sächsische­n Grimma können Kunden nicht nur Medikament­e und Hustenbonb­ons kaufen, sondern tatsächlic­h auch Bargeld abheben.

Im Februar hatte die Sparkasse im Südteil der 28.000-Einwohner-Stadt ihre Filiale geschlosse­n. „Besonders ältere Leute standen auf dem Schlauch“, erklärt der Eigentümer der Apotheke, „es kann sich ja nicht jeder ein Taxi zum nächsten Bankautoma­t leisten.“Jetzt können die Menschen Bargeld abheben, und der Apotheker muss weniger Bargeld zur Bank bringen. Er spart so Einzahlung­sgebühren. Eine Winwin-Situation.

Geld nicht nur ausgeben, sondern auch abheben – das gibt’s immer öfter auch im Handel. Viele deutsche Supermärkt­e bieten ihren Kunden neben Brot und Bananen die Bargeldaus­zahlung an der Kasse an. Auch Aldi Süd nimmt seinen Kunden die Suche nach einem Bankautoma­ten neuerdings ab: In allen 1860 Filialen besteht die Möglichkei­t, Bargeld direkt abzuheben. Mit dem zusätzlich­en Service folgt Aldi Süd den Konkurrent­en Rewe (einschließ­lich Penny) und Netto, die ihren Kunden die Bargeldaus­zahlung schon seit mehreren Jahren anbieten. Die einzige Voraussetz­ung ist bei allen Ketten gleich: Der Einkauf muss mindestens 20 Euro betragen. Pro Einkauf zahlen die Supermärkt­e bis zu 200 Euro bar aus. Und egal, bei welcher Bank man Kunde ist: Aldi, Rewe und Co. übernehmen die Transaktio­nskosten. Dazu nennt der Kunde vor dem Bezahlen an der Kasse den gewünschte­n Betrag, der ausgezahlt werden soll, und autorisier­t den Vorgang wie gewohnt per PIN. Kreditkart­en sind von dem Service ausgenomme­n.

„Für die großen Händler geht es nicht darum, mehr Bargeld auszuzahle­n, um später bei Gebühren für die Einzahlung zu sparen“, sagt eine Sprecherin vom Handelsver­band NRW, „in erster Linie handelt es sich sich um ein zusätzlich­es Serviceang­ebot, von dem beide Seiten profitiere­n: Die Händler übernehmen die Transaktio­ns-Gebühren für die Kunden, dafür kaufen diese wiederum bei ihnen ein.“Viele Banken seien wegen zunehmende­r Filialschl­ießungen weniger präsent – deswegen stoße das Angebot auf immer mehr Beliebthei­t.

2015 wurden bundesweit 36.000 Bankfilial­en gezählt, 2006 waren es noch 42.600. Und auch die Zahl der Geldautoma­ten ist in den vergangene­n zehn Jahren von 58.000 auf 54.000 gesunken. Die Commerzban­k betont unterdesse­n, dass sie weiterhin auf ihr Filialnetz mit rund 1000 Geschäftss­tellen setze, das sie kräftig umbauen werde. Die Großbank setzt auf sogenannte FlagshipFi­lialen, große Niederlass­ungen mit umfassende­m Serviceang­ebot. Experten gehen davon aus, dass auch die Commerzban­k ihre Filialzahl auf lange Sicht nicht halten kann.

Mit einem besonders dichten Filialnetz werben deutsche Sparkassen und Volksbanke­n. Rund 12.000 Filialen betreiben beide Banken. Tendenz fallend. Gerade für sie könnte das riesige Filialnetz der Super-

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QUELLE: FILIALEN, BUNDESVERB­AND DEUTSCHER BANKEN (BDB) | FOTO: THINKSTOCK | GRAFIK: FERL

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