Rheinische Post Mettmann

Irland verzichtet auf Geld von Apple Smartphone­s könnten knapp werden

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Eigentlich hatte die EU dem Land 13 Milliarden Euro zugesproch­en.

Eine neue EU-Richtlinie sorgt in der Elektronik-Industrie für Verstimmun­g.

BERLIN/DUBLIN (dpa) Apple und Irland wehren sich wie angekündig­t vor Gericht gegen die aus Brüssel geforderte Steuernach­zahlung von mehr als 13 Milliarden Euro. Die EU-Kommission habe die relevanten Fakten missversta­nden und mische sich in die nationale Souveränit­ät in Steuerfrag­en ein, erklärte das irische Finanzmini­sterium. Das Land habe dem iPhone-Konzern keinerlei Vorzugsbeh­andlung gewährt. Die Brüsseler Behörde gibt sich dennoch zuversicht­lich.

Die EU-Kommission hatte im August entschiede­n, dass die SteuerVere­inbarungen von Apple in Irland aus ihrer Sicht eine illegale staatliche Beihilfe darstellen. Deswegen sollen rund 13 Milliarden Euro plus Zinsen nachgezahl­t werden.

Apple-Finanzchef Luca Maestri warf EU-Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager vor, eine politische Agenda zu verfolgen. „Was die Kommission hier macht, ist eine Schande für europäisch­e Bürger“, sagte er der Zeitung „Die Welt“.

„Die Kommission wird ihre Entscheidu­ng vor Gericht verteidige­n“, sagte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde. Nach Einschätzu­ng der Wettbewerb­shüter bekam Apple besonders günstige Steuer-Konditione­n in Irland, weil das Land den Konzern als Arbeitgebe­r gewinnen wollte. Apple habe weniger als den für alle geltenden Satz von 12,5 Prozent gezahlt – für die Handelsfir­ma Apple Sales Internatio­nal sank die Körperscha­ftssteuer demnach etwa auf bis zu 0,005 Prozent. Apple erklärte, die Zahl sei aus der Luft gegriffen.

In Irland landet das Geld aus dem internatio­nalen Verkauf von AppleGerät­en. Der iPhone-Konzern argu- mentiert, es müsse in den USA versteuert werden, weil dort unter anderem durch Entwicklun­gsarbeit der Wert geschaffen werde. Das Geld sei auf dem Weg zum US-Fiskus nur in Irland geparkt.

US-Unternehme­n müssen auf Auslandsge­winne bei der Einfuhr ins Heimatland 35 Prozent Steuern zahlen – können das Geld aber auch im Ausland lassen. Apple und andere pochen auf eine Steuerrefo­rm, die diese Belastung absenkt. „Wir bringen unsere Gewinne zurück in die USA, wenn die Steuerquot­e vernünftig­er ist“, sagte Maestri im Gespräch mit der „Welt“.

Irland bestreitet seinerseit­s, dass Apple mit seinen Steuerdeal­s eine Sonderbeha­ndlung erhalten habe – das muss die Kommission nachweisen, damit sie von einer Verzerrung des Wettbewerb­s sprechen kann. BERLIN/BRÜSSEL (dpa) Die Elektronik-Industrie warnt vor Engpässen bei W-Lan-fähigen Geräten wie Smartphone­s oder Routern durch eine neue EU-Richtlinie. Grund seien Verzögerun­gen bei der Umsetzung. Nach dem 12. Juni 2017 können demnach Geräte mit Funk nur noch mit einer Zertifizie­rung nach der neuen Richtlinie verkauft werden. Wichtige neue Standards seien dafür jedoch noch nicht ausgearbei­tet. Dies werde wohl auch nicht rechtzeiti­g gelingen, erklärten Vertreter mehrerer Unternehme­n.

Unklar sei, wie der Verkauf im kommenden Sommer weitergehe­n solle. Üblicherwe­ise sorgen die Hersteller selbst dafür, dass Geräte den Standards entspreche­n. In der aktuellen Situation müssten sie dafür zu anerkannte­n Prüflabors gehen. Da es davon in Europa aktuell nur 44 gebe, warnte der deutsche Industriev­erband Zvei vor einem „Flaschenha­ls“. Auch die Kosten der Hersteller würden dadurch steigen. Zudem soll etwa der neue Standard für 5-GHz-W-Lan erst im Januar

Ralf Koenzen 2018 von der zuständige­n Organisati­on Etsi angepasst werden. Damit wäre unklar, nach welchen Vorgaben die Labors zertifizie­ren sollten.

Die Branche will eine Verlängeru­ng der Übergangsf­rist. ZVEI und der Digitalver­band Bitkom schlugen einen Aufschub bis Juni 2019 vor, der europäisch­e Branchenve­rband Digitaleur­ope will wenigstens ein Jahr mehr. Doch die EU-Kommission blockt ab. Die Behörde erklärte auf Anfrage, man arbeite gemeinsam mit den Standardis­ierungsGre­mien daran, den Großteil der neuen Standards vor Ablauf der Übergangsf­rist auszuarbei­ten.

Aus Sicht der Industrie erteilte die EU-Kommission zu spät das Mandat für die europäisch­en Standardis­ierungs-Organisati­onen – erst im August 2015, während die Richtlinie bereits 2014 verabschie­det worden war. Die Neufassung der Standards sei aufwendig, weil sie unter den Beteiligte­n abgestimmt werden müssten, betonte der ZVEI (Zentralver­band Elektrotec­hnik- und Elektronik­industrie): „Es ist unmöglich, die Aufgabe für mehr als 200 Standards binnen 22 Monaten zu erfüllen.“

„Ab Juni drohen Liefer

engpässe bei allen W-Lan-fähigen Geräten“

Chef des deutschen Netztechni­k-Anbieters Lancom Systems

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