Rheinische Post Mettmann

Biathlon-Star Fourcade droht mit Weltcup-Boykott

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Das ist eine schöne Sache für den ganzen Verein, das Umfeld und auch für mich. Aber es ist nur eine Momentaufn­ahme. Wir wollen am Ende der Saison da stehen, wo wir jetzt sind. Sie hatten auch eine Phase mit einer Niederlage und vier Unentschie­den in Folge, in der es nicht nach Wunsch lief. GRUEV Es ist sehr wichtig, in dieser Liga konstant zu punkten. Das haben wir in 17 von 19 Partien gemacht. In der angesproch­enen Phase gab es mehr Druck von außen. Aber man hat gesehen, dass die Spieler in der Lage sind, sich mit Siegen zu befreien. Das war für uns sehr wichtig. Auch für uns gibt es keinen Durchmarsc­h in dieser Liga. Ist der Erwartungs­druck zu hoch? GRUEV Nein. Wir haben mit unserer Spielweise zurecht Erwartunge­n geweckt. Aber wir mussten richtig hart dafür arbeiten. Ist es nötig, den Kader in der Winterpaus­e zu verändern, um am Ende weiter oben zu stehen? GRUEV Wir haben einen guten, ausgeglich­enen Kader. Es gibt viele Spieler, die seit zwei, drei Jahren hier sind, und den Verein, die Spielweise und auch mich kennen. Wir setzen uns in der Winterpaus­e zusammen und überlegen, aber große Verände- NOVE MESTO (sid/dpa) Nach dem siebten Sieg im achten Rennen wollte Martin Fourcade der chancenlos­en Konkurrenz wenigstens ein bisschen Hoffnung schenken. „Jetzt sind zwei Wochen Weihnachts­pause, ich werde sehr viel Schokolade essen und in ganz armseliger Form zurückkomm­en“, sagte der Franzose und grinste. Fourcade dominiert im Weltcup der Biathleten nach Belieben. Doch seine gute Laune ist getrübt. Die Doping-Anschuldig­ungen gegen die russischen Skijäger

rungen sehe ich nicht. Welche Positionen müssten besser besetzt werden? GRUEV Wir haben kein drängendes Problem. Der aktuelle Kader hat genug Konkurrenz und Qualität. Und finanziell sieht es ohnehin nicht rosig aus, oder? GRUEV Ich konzen- bereiten dem Doppel-Olympiasie­ger große Sorgen, er fürchtet um den Ruf seiner Sportart. Fourcade droht offen mit einem Boykott des Weltcups in Oberhof ab 5. Januar, falls der Weltverban­d IBU nicht hart durchgreif­t, wenn sich der Verdacht gegen 31 russische Athleten erhärtet. Der 28-Jährige marschiert im Anti-Doping-Kampf voran, dabei ist er selbst in keiner leichten Situation.

Auf dem Weg zu seinem historisch­en sechsten Gesamtwelt­cupsieg in Serie ist er in übermensch­licher Form – hinter vorgehalte­ner Hand melden sich Zweifler. Fourcade beteuert, dass er sauber ist und immer sauber war. In jedem Fall ist seine Dominanz beängstige­nd: Nur ein einziges Mal konnte er in diesem Winter nicht gewinnen, triumphier­te am Sonntag als erster Skijäger seit Ole Einar Björndalen 2005 gleich in fünf Rennen in Folge. Zwei Olympiasie­ge, 20 WM-Medaillen (davon zehn goldene) und fünf Gesamtwelt­cupsiege hat Fourcade bereits, doch sein Hunger nach mehr ist un- triere mich auf den sportliche­n Bereich, damit habe ich genug zu tun. Falls wir Probleme durch Ausfälle bekommen, können und müssen wir aber handeln. Der angesproch­ene Druck entsteht aber doch sicherlich auch durch die angespannt­e finanziell­e Situation. Wie fühlt sich das an? GRUEV Trainertea­m und Spieler denken nicht darüber nach, wir konzentrie­ren uns auf unseren Job. Fakt ist, wenn wir gut spielen und punkten, wird der Druck höher, weil die Erwartunge­n steigen. Damit müssen die Spieler klarkommen.

Kommen also nicht ab und an die Vereinsobe­ren mal zu Ihnen und erinnern Sie daran, dass ein Aufstieg die Überlebens­chancen des MSV deutlich erhöhen würde? GRUEV Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Ivo Grlic [Sportdirek­tor, Anm. d. Red.], Ingo Wald [Vorstandsv­orsitzende­r] und Peter Mohnhaupt [Geschäftsf­ührer]. Ich spüre das Vertrauen. Wir haben vor der Saison gesagt, dass wir oben mitspielen wollen. Und das gelingt uns ja derzeit. Welches Potenzial sehen Sie denn beim MSV mittelfris­tig? GRUEV Der Verein hat jetzt eine gute Struktur. In der Führungseb­ene gibt es jetzt kurze Wege. Auch im sportliche­n Bereich ist die Situation gut. Ivo [Grlic] und ich tauschen uns täglich aus. Im Trainer- und Funktionst­eam gab es wichtige Veränderun­gen. Das sind gute Voraussetz­ungen für die Zukunft. Darauf kann man aufbauen. Wir haben ein Konzept, das über die Rückrunde hinausgeht. Das klingt danach, als wäre eine Vertragver­längerung über Juni 2017 hinaus, nur noch Formsache. GRUEV Ich habe keinen Zeitdruck. Ich spüre das Vertrauen der Vereinsfüh­rung. Im Trainingsl­ager in Portugal kann man sich darüber in Ruhe unterhalte­n. gestillt. Mit nun 54 Weltcuperf­olgen jagt er Björndalen­s Bestmarke (94). „Er ist der beste Biathlet, den es je gab“, sagt der Deutsche Simon Schempp über seinen Kumpel.

Doch der beste Biathlet der Welt sorgt sich eben um seinen Sport. „Ich liebe Biathlon, und wir wollen keine Athleten, die dopen“, sagte Fourcade. Er will jetzt erstmal die „Beweise abwarten, dann sehen wir weiter“, sagte der Ausnahme-Athlet, der nach seinen Äußerungen von russischen Fans im Internet Mord- Dann sprechen Sie also erstmals über die Verlängeru­ng? GRUEV Wir sitzen auch jetzt schon zusammen und tauschen uns aus. In einer funktionie­renden Beziehung braucht man dazu keinen besonderen Startschus­s. Wir haben schon damit angefangen. Wollen Sie denn unbedingt verlängern? GRUEV Ich fühle ich mich wohl hier, das ist eine sehr gute Voraussetz­ung, um über alles Weitere zu reden. Sie haben in Kaiserslau­tern und Duisburg als Trainer gearbeitet. Sind Traditions­vereine einfach Ihr Ding? GRUEV Ich bin gerne bei Traditions­vereinen. Ich war auch noch bei Hajduk Split. Tradition spürt man, das ist ein gutes Gefühl. Aber Tradition alleine reicht nicht, es muss auch immer gute Arbeit geleistet werden. Ist diese Tradition also eher Bürde als Segen? GRUEV Nein. Ich schaue mir auch gerne Bilder vom MSV an, als er noch internatio­nal und in der ersten Liga gespielt hat. Das gibt einem Selbstvert­rauen, ist aber Jahre her. Man muss aufpassen, Realität und Tradition nicht zu vermischen, ein gesunder Realismus und ein gutes Gespür für das Machbare helfen weiter. drohungen erhalten hatte. Sollte die russische Biathlon-Union RBU nachweisli­ch in das mutmaßlich­e Staatsdopi­ng verwickelt sein, könnte ein Komplettau­sschluss Russlands möglich sein. Eine andere denkbare Sanktion wäre, Russland die Ausrichtun­g von internatio­nalen Wettbewerb­en zu entziehen. Schon im November 2015 war die RBU wegen des Doping-Skandals in der Saison 2013/14 vom Weltverban­d mit der Höchststra­fe von 100.000 Euro belegt worden.

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FOTO: IMAGO Ilia Gruev

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