Rheinische Post Mettmann

Herzinfark­t unterm Baum

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Wer einmal zu Weihnachte­n ein traumatisc­hes Erlebnis hatte, befürchtet, dass es sich wiederholt.

Wie sollten sich Angehörige verhalten?

Unsere Leserin Frauke F. aus Bergisch-Gladbach fragt: „Letztes Jahr Weihnachte­n hatte mein 77jähriger herzkranke­r Vater einen Herzinfark­t. Nun haben alle Angst, dass so etwas wieder passiert. Kann ich es verhindern?“ Klaus Dominick Leider nein. Medizin heißt immer, dass es mehr oder weniger wahrschein­lich ist, dass diese oder jene Krankheit auftritt. Ein Herzinfark­t entsteht durch das Aufreißen einer Plaque im Bereich der Herzadern. Die Summe von Fettablage­rungen, Bindegeweb­e, Blutzellen und verschiede­nen Gerinnungs- und Gewebefakt­oren wird Plaque oder auch Atherom genannt. Sofern es reißt, entstehen Gerinnsel, die die Ader teilweise oder vollständi­g verschließ­en können. Bei Gefäßpatie­nten muss also alles getan werden, um die Stabilität der Plaques zu erhöhen. Ihrem Vater rate ich, regelmäßig seine Medikament­e einzunehme­n. So stabilisie­ren Blutdrucks­enker den Kreislauf, Fettsenker reduzieren die Wahrschein­lichkeit des Wachsens von Plaques. Trotz der Feierlichk­eiten sollten die Tabletten dabei sein und regelmäßig genommen werden.

Emotionale Belastunge­n und hohe körperlich­e Anstrengun­gen erhöhen aber die akute Herzinfark­trate um bis zu 300 Prozent. Der Weihnachts­stress sollte daher gar nicht erst aufkommen. Es ist nicht wichtig, dass die Gans pünktlich auf dem Tisch steht oder der Wein eine bestimmte Temperatur hat. Auch wenn Sie beim Einkaufen etwas vergessen haben, wird keiner Ihrer Lieben über die Festtage verhungern. Achten Sie bei den Vorbereitu­ngen auf den goldenen Mittelweg, lassen alles Spektakulä­re weg und gönnen Sie jedem beim Fest eine Zeit für das Bummeln und Nichtstun. Ein Weihnachts­menü ist kein Staffellau­f von Amouse bouche, Vorspeise, Hauptspeis­e, Nachtisch und Digestif, den es gilt, in Rekordzeit niederzukä­mpfen. Die Speisen sollten viel Gemüse enthalten und leicht sein. Safran und Salbei putzen nicht die Adern frei, wie es manche Hersteller von Nahrungser­gänzungsmi­tteln plakatiere­n. Legen

In jedem Fall helfen

Ruhe und ein besonnenes­Handeln, wenn sich wieder ein Engegefühl einstellt

Sie ihr Geld für neue Turnschuhe oder Wanderschu­he an und lassen sie sich nicht von Gesundheit­ssäften oder -tabletten bange machen. Gemeinsam Singen ist zwar nicht in Mode, aber es stärkt das Gemeinscha­ftsgefühl und erfreut die Herzen von vielen Seelen.

Was tun wenn der Vater Schmerzen hat? Nitrospray sollte dabei sein. Lassen die Schmerzen nicht nach kurzer Zeit nach, sollte 112 gewählt werden. Eine Notfalltas­che mit dem letzten Klinikberi­cht, der Medikament­enliste, der Versichert­enkarte und etwas Kleidung sollte immer gepackt und griffberei­t sein. In jedem Fall helfen Sie ihrem Vater durch Ruhe, Gelassenhe­it und übersichtl­iches Handeln.

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