Rheinische Post Mettmann

Auf den Spuren der Wölfe

- VON KLAUS BRAEUER

Eine aufwendige TV-Reportage begleitet drei Wölfe auf ihrer Wanderung quer durch Europa.

BERLIN (dpa) Warum wird der Wolf so verfolgt? Warum haben die Menschen schon seit Urzeiten so viel Angst vor ihm? Diese Fragen und wie man für ein friedliche­s Miteinande­r von Mensch und Raubtier eintreten kann, das zeigt eine ausführlic­he Reportage mit dem Titel „Die Odyssee der einsamen Wölfe“heute (20.15 Uhr) auf Arte. Mit dem Titel sind drei Wölfe gemeint, um die es in diesem Film, der auf einer Forschungs­studie basiert, hauptsächl­ich geht. Da ist Slavko, der von Slowenien aus über 1000 Kilometer bis in einen Nationalpa­rk bei Verona wandert – 1500 Wölfe leben dem Bericht zufolge heute wieder in Italien. Ein Einzelgäng­er wie er hat oft keine Chance gegen einen Hirsch, wohingegen aber ein ganzes Rudel sogar ein Bisonkalb erlegen kann.

Der Rüde Alan gelangt nach 1500 Kilometern – auch durch dicht besiedelte Gebiete – von der ostdeutsch­en Lausitz bis zur weißrussis­chen Grenze. 30 bis 40 Wolfsfamil­ien leben laut Arte-Film heute wieder in Deutschlan­d. Schließlic­h ist da noch ein Wolf namens Ligabue auf seinem 1000 Kilometer langen Weg von Parma bis in die französisc­hen Seealpen. Er wird – kurz vor der Paarung mit einer jungen Wölfin – ausgerechn­et von Artgenosse­n aus einem anderen Rudel getötet und gefressen. Alle drei Tierwander­ungen werden jeweils von Wolfsbiolo­gen begleitet.

Die wohltuende Stimme des Erzählers Dietmar Wunder (die deutsche Stimme von Daniel Craig) nimmt den Zuschauer mit auf diese einzigarti­ge Reise europäisch­er Wanderwölf­e. Da sie sehr scheue Tiere sind, stellt der ungarische Wolfstrain­er Zoltan Horkai die Wanderunge­n mit dressierte­n Tieren und mit GPS-Halsbänder­n nach: „Das Wichtigste ist das Vertrauen des Wolfes. Wenn man das hat, dann kann man mit ihm arbeiten“, sagt er im Film.

Trotzdem bleibt der Wolf ein Raubtier, und wohl auch deshalb wird er mit allen Mitteln seit dem Mittelalte­r verfolgt und dämonisier­t, gejagt und erlegt. 1904 ging in Deutschlan­d der letzte Wolf in die ewigen Jagdgründe ein; etwa 100 Jahre später wird er verstärkt hierzuland­e gesichtet – 2007 tauchte das erste Tier in Niedersach­sen auf.

Der Autor Volker Schmidt-Sondermann hat anhand eines europäisch­en Forschungs­projektes nicht nur einen wissenscha­ftlich fundierten Beitrag, sondern auch eine absolut sehenswert­e und fasziniere­nde Reportage gedreht. Er geht darin ebenso dem Mythos vom Werwolf auf den Grund wie dem Bild des „Bösen Wolfes“in so manchem Märchen und er beleuchtet „Isegrim“in der Götterwelt und die römische Sage der ausgesetzt­en Zwillinge Remulus und Romulus – alles anhand von Animations­szenen. Das Wolfsgeheu­l wird treffend nachgemach­t – die Tiere hören solch ein Geheul bis über vier Kilometer hinweg; die Feindschaf­t wird erzählt zwischen Bär und Wolf, die sich um dieselbe Beute streiten. „Die Odyssee der einsamen Wölfe“, Arte, 20.15 Uhr

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FOTO: DPA Ein einsamer Wolf hat es nicht leicht, in der Natur ohne sein Rudel zu überleben.

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