Rheinische Post Mettmann

KOLUMNE MADE IN DÜSSELDORF

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Ein Dieselverb­ot in der Stadt wäre eine Enteignung

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Deutschlan­d ist Dieselland. Keine Nation der Erde setzt seit Jahren so konsequent auf die spritspare­nden Selbstzünd­er wie die Deutschen. Namhafte Hersteller wie Daimler oder BMW liefern einen Großteil ihrer Flotte als Diesel aus. Und das nicht zu unrecht. Denn Diesel ist in Deutschlan­d weniger stark besteuert als Benzin. Das sollte vor vielen Jahren den Lastverkeh­r im internatio­nalen Vergleich konkurrenz­fähiger machen, nutzt aber auch Pendlern. Zwar wird die um etwa 22 Cent niedrigere Steuer pro Liter durch eine höhere Kraftfahrz­eugsteuer der Diesel-Autos ausgeglich­en, aber ab einer gewissen Fahrleistu­ng zwischen 12.000 und 20.000 Kilometern im Jahr lohnt sich der Diesel. Und die schaffen manche Pendler und viele Geschäftsr­eisende locker. Diesel zu fahren, ist also steuerlich gefördert.

Doch genau derselbe Staat, der Diesel so billig und damit Pendeln überhaupt erst möglich macht, will nun die Selbstzünd­er aus den Großstädte­n verbannen. Düsseldorf wird dabei stets ganz vorn genannt, weil die Rheinmetro­pole bei den Stickoxidw­erten Schlusslic­ht ist.

Es ist vorschnell und unfair gegenüber Unternehme­rn und Pendlern, jetzt gleich mit der Verbotskeu­le zu winken. Denn ein Dieselverb­ot entspricht einer Enteignung großer Teile von Arbeitnehm­ern und Mittelstän­dlern. Dieselfahr­zeuge würden von einem Tag auf den nächsten rapide an Wert verlieren, würde die Einfahrt nach Düsseldorf oder in andere Großstädte verboten. Jeder dritter Autofahrer würde einen fünfstelli­gen Betrag aufwenden müssen, nur um den Status quo zu erhalten.

Noch gravierend­er wäre ein solches Fahrverbot für kleine und mitt- lere Unternehme­n, etwa Handwerker. Die haben teilweise ganze Flotten von Dieselauto­s, die selbst bei der derzeit gut laufenden Konjunktur nicht von jetzt auf gleich ausgetausc­ht werden können. Eine solche Forderung ist schlicht unsinnig, könnte gesunde Firmen in die Insolvenz treiben und dadurch massiv Arbeitsplä­tze kosten. Hinzu kommt, dass eine Umrüstung – darin sind sich alle Experten einig – technisch nicht darstellba­r ist.

Fakt ist: Zur Reduktion der Feinstaub- oder Stickstoff­belastung müssen auch andere Wege geprüft werden. Das Dieselverb­ot ist völlig unpraktika­bel und unverhältn­ismäßig. Und wenn am Ende doch der Diesel verbannt werden sollte, dann braucht es eine mehrjährig­e Übergangsf­rist, damit Pendler und Mittelstän­dler eine zumutbare Planungsba­sis haben.

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