Leverkusen punktet im rheinischen Derby
In Köln erkämpft sich die Werkself ein 1:1. Für den FC trifft Torjäger Modeste, für Bayer Wendell nach Doppelpass.
KÖLN Es ist kein gutes Zeichen für einen Trainer, wenn – mitten in der Amtszeit – der Gang zur Bank vor dem Spiel von einer Vielzahl von Fotografen begleitet wird. Bei Roger Schmidt war dieser Umstand gestern in Köln zu beobachten. Das Bundesliga-Spiel seiner Leverkusener in der Domstadt war als Schicksalsspiel für seinen Job bei Bayer ausgemacht. Sein Team ließ ihn im rheinischen Derby nicht hängen und erkämpfte zumindest ein 1:1.
Schmidt musste kurzfristig Jonathan Tah und Julian Baumgartlinger ersetzen, die mit Magen-DarmInfekt ausfielen. Freiwillig setzte der Coach Stürmer Chicharito auf die Bank, der sein Markenzeichen – den Torinstinkt– zuletzt nicht mehr gezeigt hatte. Stattdessen durfte Julian Brandt mit Admir Mehmedi in der ersten Reihe ran. Alle Leverkusener Verantwortlichen hatten vor der Partie an das Team appelliert, mit einer gänzlich verbesserten Arbeitseinstellung als beim 1:2 gegen Ingolstadt ans Werk zu gehen. Dazu war zwar nicht viel vonnöten, doch die Mannschaft hatte sich die Worte offenbar zu Herzen genommen.
Bayer Leverkusen agierte im Derby-Modus, ebenso der FC. Daher entwickelte sich ein Spiel mit vielen Zweikämpfen. Und da hatten die Kölner meist doch noch etwas mehr Handlungsschnelligkeit zu bieten.
Den besten Beweis dafür lieferte Anthony Modeste, der nach einer Hereingabe von Frederik Sörensen einen Tick eher als Aleksandar Dragovic am Ball war und das 1:0 (21.) erzielte. Der Kölner Anhang feierte prompt lautstark das Dasein als „Nummer eins am Rhein“, das allerdings schon vor dem letzten Spieltag vor Weihnachten gesichert wurde. Köln blieb weiter gefährlich. Modeste, Artjoms Rudnevs und Yuya Osako flitzten variabel durch die Leverkusener Abwehrreihen, hatten aber mehrmals das Problem, den letzten, entscheidenden Pass an den Mann zu bringen.
Leverkusen ließ die Köpfe nicht hängen, hatte in der gegnerischen Hälfte aber keine Ideen, um die dicht gestaffelte Verteidigung zu umspielen. Kurz vor der Halbzeit war Kölns Torhüter Thomas Kessler dann doch geschlagen. Nach einem simplen Doppelpass mit Kai Havertz traf Wendell zum Ausgleich.
Nach dem Seitenwechsel nahm Leverkusen das Spiel zunächst mehr in die Hand. Ungenauigkeiten verhinderten aber, dass Großchancen dabei heraussprangen.
Bei der Analyse in der Winterpause bei Bayer dürfte Schmidt zumindest die kämpferische Leistung im Derby zugutegehalten werden. Es wird sich zeigen, ob der Trainer die Werkself im Januar in Orlando/USA auf die Rückrunde vorbereiten darf. Der FC bleibt dafür in der Heimat. Dann ist auch Christian Clemens dabei, der aus Mainz nach Köln zurückkehrt.