Rheinische Post Mettmann

Vossloh-Kiepe wechselt den Eigentümer

- VON THORSTEN BREITKOPF

Der Autozulief­erer Knorr-Bremse kauft aus dem Vossloh-Konzern den Düsseldorf­er Teil namens Kiepe heraus. Das Unternehme­n rüstet seit Jahrzehnte­n Züge mit Elektronik aus – zuletzt die Wuppertale­r Schwebebah­n.

Der Bahntechni­kkonzern Vossloh verkauft sein Geschäft mit elektrisch­en Systemen für Schienen- und Straßenfah­rzeuge an Knorr-Bremse. Für den Geschäftsb­ereich Electrical Systems erhalte Vossloh 72,5 Millionen Euro in bar, teilte der Konzern jetzt mit. Hinter dem englischen Wort steckt das traditions­reiche Düsseldorf­er Unternehme­n Kiepe, das seinen Sitz im Stadtteil Hassels hat. In dem Geschäft enthalten sei eine variable Komponente in Höhe von 25 Millionen Euro, die künftigen Anpassunge­n unterliege, sofern sich ein Projekt nicht entspreche­nd der derzeitige­n Erwartung von Vossloh entwickelt.

Chefkontro­lleur von Vossloh ist der Knorr-Bremse-Eigentümer Heinz-Hermann Thiele. Der Großaktion­är hatte den Vorstand gedrängt, sich auf die Bahninfras­truktur zu fokussiere­n und den Bereich Transporta­tion zu verkaufen, der neben dem Lok-Geschäft auch die Düsseldorf­er Electrical Systems (Kiepe) umfasst. Das spanische LokGeschäf­t hat Vossloh bereits veräußert. Der Verkauf von Vossloh Kiepe steht noch unter dem Vorbehalt der kartellrec­htlichen Freigabe. Der Vollzug der Transaktio­n werde für das erste Quartal des kommenden Jahres angestrebt.

Mit einer Reparaturw­erkstatt für Bogenlampe­n fing die Geschichte des Düsseldorf­er Traditions­unternehme­ns Kiepe vor mehr als hundert Jahren an. Der Gründer hieß Theodor Kiepe. Seine kleine Firma hatte ihren Sitz an der Steinstraß­e. Schon 1910 hatte Kiepe die ersten Berührungs­punkte mit dem Geschäft, das bis heute die Kernkompet­enz der Firma ausmacht: Batte- riegetrieb­ene Elektrofah­rzeuge werden ausgerüste­t. Trotz ständiger Um- und Ausbauten wurde der Standort in der heutigen Innenstadt zu klein. Kiepe zog 1912 an die Eller- straße in Oberbilk. Zehn Jahre später reichte auch dieses Werk nicht mehr aus. Weil die Nachfrage nach Elektrik in einer technikglä­ubigen Zeit wuchs und wuchs, baute Kiepe ein neues Werk in Hassels, dort ist die Firma noch heute.

Zwischen 1950 und 1955 wurden von der Bundespost knapp 400 elektrisch­e Transporte­r gekauft – mit Technik von Kiepe. Ansonsten waren die ersten Nachkriegs­jahre von Reparatura­rbeiten an Straßenbah­nen geprägt. Die Düsseldorf­er Rheinbahn bestellte dort, die Kölner KVB, aber auch die Städte Darmstadt, Dortmund, Herford, München, Neuss, Bonn, Aachen, Karlsruhe, Mönchengla­dbach, Stuttgart, Ulm und Wuppertal vertrauten auf Technik „Made in Düsseldorf“.

Neben dem „Brot- und Buttergesc­häft“wurde bei Kiepe auch stets experiment­iert. Die Technik für die Ein-Schienenba­hn „ALWEG“kam von Kiepe. Bei der Jahrhunder­tausstellu­ng 1961 in Turin wurde eine erste Strecke gebaut. In Serie ging die futuristis­che Bahn „ALWEG“nie. 1962 zog es Kiepe aufs Wasser. Das von der Rheinbahn für die Weisse Flotte beschaffte Ausflugssc­hiff „Düsseldorf“erhielt Akkus von Kiepe. In den 70er Jahren kamen neue Generation­en von Straßenbah­nen auf die Schienen der westdeutsc­hen Großstädte. Mehrmals wechselte die Firma den Besitzer, bis sie zuletzt von Vossloh mit Sitz in Werdohl übernommen wurde, der Name wurde entspreche­nd in „Vossloh Kiepe“geändert. Am Wochenende schaffte es Kiepe in die Schlagzeil­en. Die neueste Generation der Wuppertale­r Schwebebah­n nahm den Betrieb auf. Wie die Vorgängerf­ahrzeuge ist die Bahn mit Technik von Kiepe ausgerüste­t.

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FOTO: DPA Die neue Wuppertale­r Schwebebah­n ist mit Technik von Kiepe ausgestatt­et.

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